Inflation: Sparer verlieren laut Treichl 24 Milliarden
Rund 300 Milliarden Euro liegen in Österreich derzeit auf Sparkonten. Trotz steigender Leitzinsen und teureren Krediten gibt es auf Festgeldkonten und Sparbücher nach wie vor kaum Zinsen. In Zeiten hoher Inflation verliert das hart Ersparte damit enorm an Wert.
Andreas Treichl, Ex-Chef der Erste Bank, erklärt sich dieses Phänomen so: "Das hat eine lange Tradition. In Österreich war es immer so, dass von der Politik - und zwar von allen politischen Parteien - immer gesagt worden ist: Kapitalmarkt - das Böse, das ist nur für die Reichen und Spekulation. Wenn man brav und anständig ist, macht man einen Bausparvertrag und eine Lebensversicherung. Und den Rest gibt man auf ein Sparbuch."
In der Zeit der Nullzinsen in den vergangenen zehn Jahren vermehrte sich das Geld dadurch aber nicht. Liegt die Inflationsrate über dem Wert der Zinsen, verliert das Geld schneller an Wert, als man dafür Zinsen erhält. Dabei spricht man von einem realen Vermögensverlust. "Das ist eine sehr, sehr ungesunde Entwicklung, die dramatische Auswirkungen hat", so Treichl.
"Für die Jugend wird das ein Riesen-Problem"
Treichl rechnet vor, wie viel Erspartes die Österreicher:innen im Jahr verlieren: "Bei 300 Milliarden auf den Banken, acht Prozent Inflation und null Zinsen sind das 24 Milliarden realer Vermögensverlust. Jedes Jahr!" Dieser Situation widme sich die Politik nicht, meint der Ex-Banker.
Viel zu wenig werde in Aktien investiert: "Für die Jugend wird das ein Riesen-Problem werden und da muss es zu einem Umdenken kommen. In den Kapitalmarkt muss man ganz langfristig investieren. Das heißt nicht für zwei oder drei Jahre", stellt Treichl klar. Viel mehr empfiehlt er einen Anlagehorizont von mehreren Jahrzehnten: "Langfristig gesehen ist der Kapitalmarkt wirklich nicht Spekulation".
Zusammenfassung
- Herr und Frau Österreicher bevorzugen das Sparbuch und den Bausparer, anstatt ihr Geld in Aktien zu investieren.
- Für Andreas Treichl, den Aufsichtsratsvorsitzenden der Erste Stifung, ist das eine "sehr, sehr ungesunde Entwicklung", weil so jedes Jahr Milliarden an Erspartem verloren gehen.
- Viel zu wenig werde in Aktien investiert: "Für die Jugend wird das ein Riesen-Problem werden und da muss es zu einem Umdenken kommen", stellt Treichl klar.