Causa Benko
"Blanko-Unterschriften" von Benkos Mutter gefunden
Schon mehr als drei Monate sind vergangen, seit bei René Benko die Handschellen geklickt haben. Ende Jänner wurde er in Innsbruck festgenommen, Ermittler durchkämmten auch sein Büro in der Innenstadt.
Gleichzeitig fanden auch Durchsuchungen bei engen Benko-Vertrauten statt. Wie die "Krone" berichtet, war eine der Betroffenen auch Benkos Schwester. Sie soll auch in den Monaten nach den milliardenschweren Pleiten im Signa-Geflecht als persönliche Assistentin gedient haben.
"Blanko-Unterschriften" von der Mama
Die Ermittler durchsuchten ihren Laptop und stießen auf einen Ordner mit dem Titel "Mama". Dort fanden sie brisante Inhalte. Laut einem Zwischenbericht sollen dort laut "Krone" im Zuge der Hausdurchsuchung "zahlreiche Blanko-Unterschriften von Ingeborg Benko (seine Mutter, Anm.) sichergestellt" worden sein. "Die Unterschriften waren einzeln auf A4-Seiten abgebildet", zitiert die Zeitung aus dem Bericht.
Den Ermittlern ist jedoch noch nicht klar, was genau es damit auf sich hat. "Die Unterschriften unterscheiden sich bei genauer Betrachtungsweise voneinander. Aufgrund der aktuellen Ermittlungen ist nicht erkennbar, zu welchem Zweck die Blanko-Unterschriften angefertigt und in dem Ordner abgelegt wurden. Die Beamten können nicht ausschließen, dass diese Unterschriften teilweise in die zu unterzeichnenden Dokumente eingefügt wurden."
Mutter weiß von nichts?
Der Anwalt von Ingeborg Benko ließ auf Anfrage der "Krone" wissen, dass ihm die Unterschriften nicht bekannt seien. Er betonte zudem, dass seine Mandantin keine Beschuldigte in dem Strafverfahren sei. Der Anwalt von Benkos Schwester soll auf eine Anfrage nicht reagiert haben.
Von René Benkos Anwälten hieß es, dass sich seine Schwester stets um die Belange der Mutter gekümmert habe. Die Verwendung der Unterschriften sei "stets nur im Einzelfall und stets nur nach ausdrücklichem Einverständnis der Mutter vorab verwendet" worden, hieß es gegenüber der Zeitung. "Ob und wie oft diese aber überhaupt Verwendung fand, weiß Herr Benko gar nicht."
Eine zentrale Frage: Welche Rolle spielte die Mutter?
Bei den Ermittlungen rund um René Benko und die Signa nimmt seine Mutter eine zentrale Rolle ein. In wichtigen Privatstiftungen vermuten Gläubiger, Masseverwalter und Ermittler hohe Vermögenswerte. Der Vorwurf steht im Raum, dass Benko sie dort in Sicherheit gebracht hat.
Denn die Gläubiger in den unterschiedlichen Insolvenzverfahren schauen durch die Finger. Andreas Grabenweger, Masseverwalter im Konkursverfahren um Benko als Einzelunternehmer, versuchte mit einer Klage gegen Benkos Mutter und ihre Rechte in zwei Privatstiftungen (Laura und Ingbe), an die dort vermuteten Vermögen zu kommen. Damit scheiterte er zunächst, wagte Ende März aber einen neuen Anlauf und nahm die Immobilien der "Laura-Gruppe" ins Visier.
Benko selbst ist bei den Stiftungen auf dem Papier kein Begünstigter, sondern seine Mutter. Aber Benko selbst profitiert von Geldflüssen aus den Stiftungen. So wurde vergangenes Jahr bekannt, dass seine Mutter über eine Stiftung die horrende Miete für seine Luxus-Villa in Innsbruck-Igls zahlte – gut 240.000 Euro pro Monat.
Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
Zusammenfassung
- Der Vorwurf, Signa-Gründer René Benko würde seine Mutter als "Stroh-Mama" in mehreren Stiftungskonstrukten vorschieben, hält sich vehement.
- Diesem Verdacht scheinen nun Erkenntnisse von Ermittlern neuen Nährboden zu geben.
- Auf dem Laptop von Benkos Schwester haben sie einen brisanten Ordner mit dem Namen "Mama" gefunden.
- Dort fanden sich auch "Blanko-Unterschriften".
- René Benkos Anwälte erklärten, dass die Unterschriften nur mit ausdrücklichem Einverständnis der Mutter verwendet wurden.