Stromausfall
"Insel des Lichts": So ist Wien auf einen Blackout vorbereitet
Ab Montagmittag herrschte in Spanien und Portugal Chaos: Von Ampeln über Telefonnetze bis hin zu Bahnhöfen und Flughäfen stand alles still. Ein riesiger Stromausfall legte weite Teile des öffentlichen Lebens lahm. Spitäler mussten auf Notstromaggregate zurückgreifen.
Mittlerweile ist die Stromversorgung wieder hergestellt, unweigerlich stellt man sich aber die Frage: Könnte so etwas auch in Wien bei seinem 20.100-Kilometer-langen Stromnetz passieren?
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Vollkommen ausgeschlossen werden könne es natürlich nicht, so Christoph Schuh, Sprecher der Austrian Power Grid (APG). Doch die Gefahr sei sehr gering. Nichtsdestoweniger hat die Landeshauptstadt für den Ernstfall Vorbereitungen getroffen.
"Insel des Lichts"
Die Stadt Wien informiert auf ihrer Website darüber, dass für unterschiedliche Notfall-Szenarien Krisenpläne erarbeitet und regelmäßig geübt werden. Im Falle eines Blackouts sei Wien gut gerüstet, heißt es bei den Wiener Netzen. Denn in Simmering steht ein "schwarzstartfähiges Kraftwerk", d.h. es kann auch ohne Strom von außen gestartet werden. Damit könne also das Netz des Landes wieder hochgefahren werden.
Bei einem großflächigen Stromausfall sei Wien damit "eine Insel des Lichts", so die Wiener Netze. Zudem würde man im Ernstfall laufend die Lage evaluieren und "infrastrukturell notwendige Leitungen zu Spitälern" oder "zum öffentlichen Verkehr" so lange wie möglich am Netz zu halten. Sie würden bei einer Wiederinbetriebnahme auch als Erstes wieder mit Strom versorgt werden.
Die Wiener Netze weisen aber auch darauf hin, dass die meisten Stromversorgungsgebrechen innerhalb von maximal 90 Minuten behoben seien.
Wasserversorgung sichergestellt
Der Großteil der Wiener Haushalte - 95 Prozent - werden bei einem Stromausfall auch weiterhin mit Trinkwasser versorgt. Wiener Wasser fließt nämlich in einem natürlichen Gefälle aus den steirisch-niederösterreichischen Alpen bis in die Stadt. Es braucht also für den Transport keine Pumpe und daher keinen Strom.
Weder die Trinkbrunnen im öffentlichen Raum noch private Haushalte müssen also auf Wasser verzichten.
Einzige Ausnahmen sind Hochhäuser und höchstgelegene Gebiete. In der Millennium-City oder in Alterlaa etwa sind Pumpen für den erforderlichen Wasserdruck verantwortlich. Damit die Wasserversorgung dort weiter sichergestellt ist, braucht es Notstromaggregate, heißt es bei Wiener Wasser. Ob diese vorhanden sind, wisse die jeweilige Hausverwaltung.
In der höher gelegenen Region Wilhelminenberg gäbe es solche Notstromaggregate für die Pumpwerke der Wasserbehälter jedenfalls.
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Notstrom für Spitäler
Auch in Krankenhäusern setzt man im Ernstfall auf Notstrom. Laut Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) können sie eine Versorgung zwischen mindestens 24 bis zu 72 Stunden sicherstellen.
Im AKH springt etwa bei einem Stromausfall nach 15 Sekunden das Notstromsystem an, das aus fünf Dieselaggregaten besteht. Damit das reibungslos klappt, werden die Dieselaggregate stets auf 50 Grad aufgeheizt, so Jörg Simonitsch, Stv. Technischer Direktor des AKH Wien, gegenüber der "Kronen Zeitung". Denn kalter Diesel starte schlecht.
Öffentlicher Verkehr
In Spanien machte am Montag aber auch der Verkehr Probleme, zahlreiche Menschen steckten etwa in Fernzügen fest. In Wien wird bei einem großflächigen Blackout am ersten Tag der öffentliche Verkehr eingestellt, heißt es bei "Die Helfer Wiens". Spätestens ab dem zweiten Tag gebe es einen Notbetrieb mit Bussen.
Länger gedulden müsse man sich, bis Handy, Festnetz und Internet wieder funktionieren. Das könnte einige Tage in Anspruch nehmen.
Ein Stromausfall wie auf der Iberischen Halbinsel gilt in Wien also als sehr unwahrscheinlich. Zwar bemerkte man in Österreich den Blackout, doch die fehlenden 800 Megawatt konnten über europäische Regelreserven ausgeglichen werden.
Zusammenfassung
- Am Montag standen ganz Spanien und Portugal still, ein großflächiger Stromausfall legte die Länder lahm.
- Der Blackout machte deutlich, in wie vielen Bereichen wir auf Strom angewiesen sind.
- In Wien sei man auf den Ernstfall gut vorbereitet, denn die Stadt sei eine "Insel des Lichts". Was heißt das?