Boltz: Umstieg auf Erneuerbare wird sich bis 2030 nicht ausgehen

In Österreich steigen die Netzkosten für Energie, weil viele Investitionen notwendig sind, auch für den Umstieg auf Erneuerbare. Österreich sei am Weg zur Energiewende, nur die gesteckten Ziele sind wahrscheinlich unerreichbar.

Der ehemalige E-Control-Chef Walter Boltz erklärt im Interview mit PULS 24 Anchor René Ach, wie es derzeit um die Energieversorgung Österreichs steht.

Die Stromversorgung sei aktuell gut in Österreich. Es gebe zwar Importe, aber im Vergleich zu vergangenen Jahren "stabile" Versorgung. Diesen Winter exportierte Österreich durch Wasserkraft erzeugten Strom, das sei aber den warmen Temperaturen geschuldet.

"Man darf aber so kurzfristige Einflüsse nicht überbewerten", so Boltz. 2023 sei bei der Stromversorgung stabil geblieben - nur müsse Österreich in den letzten Monaten des Jahres immer noch viel importieren.

Abhängig von Wind und Wetter

75 Prozent stammen aktuell aus erneuerbaren Energien, das schwanke aber sehr stark u.a. wegen Winter und wegen z.b. Windverhältnissen in Deutschland. Wird in dem Nachbarland ein Überschuss produziert, so wird hier viel importiert. Sind die Preise höher, dann wird mehr Strom mit Gas in Österreich selbst produziert.

"Insgesamt braucht Österreich zwischen zehn und 15 Prozent Importe", großteils kommen diese aus Deutschland.

Aktuell gäbe es in Europa keinen Engpass beim Strom, die Preise würden sich über den Strombörsenpreis bestimmen. Ausnahme sind Fixpreis-Tarife, davon wird es in Zukunft mehr geben, so Boltz. Tendenziell soll Energie im kommenden Jahr billiger werden.

Schwankungen im Preis seien aber immer möglich: Aktuell würden Gas- und Öl-Schiffe den Suez-Kanal umfahren - "das allein hat schon die Ölpreise in die Höhe getrieben". Und werden Öl- und Gas teurer, dann steigt auch der Strompreis.

Warum steigen dann mit 1.1. die Netzentgelte für Strom und Gas? 

Österreich habe in den letzten Jahren zu wenig in die Stromnetze investiert. "Das hat viele Gründe", aktuell gäbe es einen "Ausbau-Boom" von erneuerbaren Energien. Wegen der vielen neuen Anschlüsse seien nun Investitionen notwendig, so Boltz.

Die Tarif-Kosten entstehen durch die Kosten dividiert durch die Menge - "Je kleiner die Menge, bei konstanten Kosten, desto höher sind die Netztarife", erklärt der ehemalige E-Control-Chef. Zusammen mit den Investitionen ergebe das die Steigerung, für Industriekunden würde das eine größere Rolle spielen als bei Geschäfts- und Privatkunden.

Erneuerbaren-Umstieg wird sich nicht ausgehen

Bis 2030 soll in Österreich nur mehr auf erneuerbare Energie setzen - bis 2040 will man klimaneutral sein, praktisch wird das nicht schaffbar sein, denkt Boltz, der als strategischer Berater in Fragen der Energieversorgung und -sicherheit im Klimaschutzministerium tätig ist.

"Es ist ein bisschen so, wie die Dekarbonisierung insgesamt - theoretisch, technisch könnte es sich ausgehen", so Boltz. Dass sich das nicht ausgehen wird, das wisse "jeder". 

Das Klimaschutzministerium teilte auf PULS 24 Anfrage mit, dass man "auf jeden Fall am richtigen Weg sei". Man habe etwa einen "Rekordausbau, insbesondere der Photovoltaik" erreicht. Der Zubau der vergangenen drei Jahre sei "höher als in allen Jahren davor".

"Wichtig ist, dass wir mit viel Engagement und Einsatz in die richtige Richtung arbeiten. Ob wir jetzt dann zwei Jahre mehr oder weniger brauchen, ist jetzt eigentlich in der großen Perspektive nicht ganz so relevant." Das würde unter anderem an Genehmigungsverfahren hängen, die viel zu langsam seien, so Boltz.

ribbon Zusammenfassung
  • In Österreich steigen die Netzkosten für Energie, weil viele Investitionen notwendig sind, auch für den Umstieg auf Erneuerbare.
  • Österreich sei am Weg zur Energiewende, nur die gesteckten Ziele sind wahrscheinlich unerreichbar.