Auch in Portugal und Frankreich
Blackout: Kein Strom in Spanien, Züge und Flüge lahmgelegt
Ampeln und Telefonnetze, Unternehmen, Bahnhöfe und Flughäfen: Montagmittag stand in Spanien plötzlich alles still. Ein weitflächiger Stromausfall legte große Teile des öffentlichen Lebens lahm, was spanischen Medienberichten zufolge für Chaos sorgte. In Spitälern mussten Notstromaggregate eingeschaltet und Notfallpläne eingerichtet werden.
Der spanische Stromnetzbetreiber Red Electrica erklärte auf X, es seien "Pläne zur Wiederherstellung der Stromversorgung nach dem Nuller-Ereignis im Netz der Halbinsel aktiviert." Ein Nuller-Ereignis ist ein kompletter Stromausfall.
Forderung nach nationalem Notstand
Ein Krisenkabinett der spanischen Regierung tagt am Hauptsitz des Netzbetreibers, der Krisenstab von Madrid forderte, einen nationalen Notstand auszurufen.
Bis die Versorgung wieder komplett hergestellt ist, kann das noch dauern. "Wenn alles gut geht, kann man von einem Zeitraum zwischen sechs und zehn Stunden sprechen", sagte der Chef der Wartungsabteilung des Netzbetreibers Red Eléctrica, Eduardo Prieto, dem Radiosender Cadena Ser.
Wie die spanische Zeitung "El Mundo" berichtete, sind die U-Bahnen in den spanischen Großstädten Madrid, Barcelona, Valencia und Sevilla außer Betrieb. In Barcelona und Madrid mussten tausende Fahrgäste evakuiert werden, hieß es.
Auch in Fernzügen im ganzen Land steckten hunderte Passagiere fest.
Bisher keine Hinweise auf Cyberangriff
Erklärungen des Netzbetreibers Red Electrica und der Regierung zufolge ist die Ursache für den Stromausfall auf der iberischen Halbinsel noch unklar. Auch die Möglichkeit eines Cyberangriffs werde untersucht. Daten zeigen jedoch: Gegen 12.30 Uhr halbierte sich die Stromnachfrage plötzlich. Bei so abrupten Schwankungen im Stromnetz kann es gänzlich kollabieren.
Laut der Nachrichtenagentur Lusa hat Portugals Nationales Zentrum für Cybersicherheit bisher allerdings keine Beweise gefunden, die auf einen Cyberangriff für den Ausfall des Stromnetzes hindeuten. Dies deckt sich mit der ersten Untersuchung der EU-Agentur für Cybersicherheit. António Costa, Präsident des Europäischen Rates, sagte, es gäbe keine Hinweise auf eine Cyberattacke.
Der spanische Netzbetreiber erklärte auf X, dass die Versorgungsunternehmen Notfallpläne aufgestellt hätten. "Die Ursachen werden analysiert und alle Mittel werden eingesetzt, um das Problem zu lösen", sagte der Netzbetreiber. Ab 13.00 Uhr sollte das Stromnetz "schrittweise" wieder hochgefahren werden.
Kurz nach 13.30 Uhr bestätigte Red, dass sich die Versorgung im Norden und Süden der Halbinsel zu erholen beginnt. Doch bis das ganze Land wieder mit Strom versorgt ist, könnten noch Stunden vergehen.
Gegen 15.30 Uhr meldete Red, dass in einigen Umspannwerken im Norden, Süden und Westen Spaniens Stromspannung wieder hergestellt werden konnte. Ein völlig kollabiertes Stromnetz wieder hochzufahren, ist jedoch ein äußerst kompliziertes Verfahren.
Viele Kraftwerke sind nämlich nicht "schwarzstartfähig" - das bedeutet, sie brauchen zuerst eine externe Stromversorgung, um dann selbst mit der Stromerzeugung beginnen zu können.
Auch in Portugal großflächiger Stromausfall
Im benachbarten Portugal ist es laut der Zeitung "El País" ebenfalls zu großflächigen Stromausfällen gekommen. Tausende Passagiere steckten am Flughafen in Lissabon fest. Auch Handynetze sollen großflächig ausgefallen sein.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters erklärte die portugiesische Polizei, dass die Verkehrsampeln im ganzen Land beeinträchtigt sind, die U-Bahn in der Hauptstadt Lissabon und in Porto geschlossen ist und die Züge nicht fahren.
Auch Frankreich war zwischenzeitlich vom Blackout betroffen. Der Stromnetzbetreiber RTE teilte mit, dass Haushalte im französischen Teil des Baskenlandes einige Minuten lang ohne Strom waren. Die Versorgung sei aber wiederhergestellt worden.
Chaos bei Tennisturnier in Madrid
Auch beim Masters-1000-Tennisturnier in Madrid sorgt der Stromausfall für Chaos. Eine Partie musste unterbrochen werden. "Die Fans strömen zu den Trainingsplätzen (deren Kapazität inzwischen erreicht ist), die Essensstände arbeiten mit Fackeln und Bargeld, Teile des Stadions liegen in völliger Dunkelheit", schreibt Tennis-Journalist Connor Joyce auf X.
Seltenes Ereignis
Ein landesweiter Stromausfall ist für ein europäisches Land sehr ungewöhnlich, in Spanien gab es in jüngerer Vergangenheit kein derartiges Ereignis.
Im Jahr 2003 gab es in Italien den schlimmsten Stromausfall seit mehr als einem halben Jahrhundert, als ein Ausfall von Stromleitungen aus den Nachbarländern das ganze Land mit Ausnahme der Insel Sardinien betraf. In London gab es 2018 einen größeren Ausfall.
Zusammenfassung
- In Spanien ist es Montagmittag zu einem Stromausfall in weiten Teilen des Landes gekommen.
- Auch Portugal und Frankreich sollen betroffen sein.
- Öffentliche Verkehrsmittel, Ampeln und Telefondienste waren in Teilen Madrids, Barcelonas und Lissabons wegen des Ausfalls größtenteils außer Betrieb, während die Züge größtenteils stillstanden.