Auf Sand gebaut
Der große Wahlverlierer in Tirol ist nicht nur die ÖVP, sondern auch die SPÖ. Die Tiroler Schwarzen können sich mit knapp zehn Prozentpunkten Verlust zwar wenig freuen, aber der vielfach prognostizierte totale Absturz ist dann doch ausgeblieben. Der schwarze Spitzenkandidat Anton Mattle kann sich auch am Montag weiter in den Spiegel schauen. Das schlechte Ergebnis lässt sich mit einem neuen noch unbekannten Kandidaten und multiplen Krisen verständlich argumentieren. Auch die Bundespartei kann aufatmen, ein Tiroler Ergebnis unter 30 Prozent hätte den Bundesparteiobmann wohl in gröbere Schwierigkeiten gebracht – Karl Nehammer kann seinen Wochenstart jetzt entspannter angehen.
Der Bundes-SPÖ dürfte das Tiroler Ergebnis wohl eher mittelschwere Kopfschmerzen bereiten. Die Tiroler Roten haben kaum dazugewonnen, auch das erklärte Ziel auf den zweiten Platz ist sich nicht ausgegangen. Angesichts dessen, dass die Bundespartei in allen Wahlumfragen klar auf Nummer 1 liegt – und das schon seit Wochen – ist das eher als blamabel einzuordnen. Trotz einer Themenlage, die der SPÖ in die Karten spielt, konnte der Spitzenkandidat nur wenig überzeugen. Dazu kommen ein paar handwerkliche Fehler, wie etwa, dass Dornauer nicht die Nummer 1 im Land werden, sondern sich auch mit Platz zwei zufriedengeben wollte.
Die Parteivorsitzende wird wohl zur Erkenntnis kommen müssen, dass die eigenen guten Umfragen der vergangenen Wochen nur auf Sand gebaut sind und in der echten Welt einer Wahl schneller zerbröseln als einem lieb sein kann. Fakt ist: Die SPÖ im Bund profitiert gegenwärtig mehr vom Frust der Wähler mit der Bundesregierung und weniger mit eigenen Inhalten und Lösungen. Letzteres straft der Wähler erbarmungslos ab, Tirol hat das wohl eindrucksvoll vorgezeigt.
Zusammenfassung
- Warum das Tiroler Wahlergebnis auf Bundesebene der SPÖ mehr schadet als der ÖVP.