Wifo: Wirtschaft erreicht Tiefpunkt, Inflation bleibt zu hoch
Für Österreichs Wirtschaft gebe es kein "Weihnachtswunder", sagte Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr am Donnerstag. "2023 endet so schwach, wie es begonnen hat. Übers Jahr hinweg schrumpft unsere Wirtschaftsleistung um 0,8 Prozent", so der Ökonom.
Mit Ende des Jahres dürfte der Tiefpunkt allerdings erreicht sein. 2024 rechnen die Wirtschaftsforscher wieder mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,9 Prozent, 2025 sogar wieder um zwei Prozent.
Für die Industrie dürfte aber auch 2024 ein schwieriges Jahr werden. Insgesamt erwartet das Wifo, dass die heimische Industrie - wie schon im heurigen Jahr - schrumpfen wird. "Erst in der zweiten Jahreshälfte 2024 wird sie merklich an Schwung gewinnen, sodass für 2025 kräftige Zuwächse zu erwarten sind", heißt es dazu vom Wifo.
Auch für die Baubranche sind die Ökonomen nicht allzu optimistisch. Nach einem deutlichen Rückgang 2023 erwarten sie auch fürs kommende Jahr einen starken Rückgang. 2025 solle sich die Baubranche dann wieder "stabilisieren".
Inflation bleibt weiter zu hoch
Die Teuerung in Österreich wird auch in den kommenden Jahren nicht auf das Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückgehen.
2023 ging sie immerhin stark zurück und ist am Jahresende nur noch etwa halb so hoch wie im Jänner. Für das ganze Jahr 2023 rechnet das Wifo mit einer Inflationsrate von 7,8 Prozent nach europäischer Berechnung (HVPI). In der Eurozone liege sie zwei Prozentpunkte niedriger.
Die Energie habe sich heuer kaum auf die Teuerung ausgewirkt, allerdings "waren die Preise für Industriegüter, Nahrungsmittel sowie vor allem Dienstleistungen deutlich höher als im Vorjahr".
Für das Jahr 2024 prognostiziert das Wifo eine Jahresdurchschnitts-Inflation von 3,8 Prozent, für 2025 dann noch 3,0 Prozent. Während die Eurozone laut Wifo schon 2025 die Zwei-Prozent-Zielmarke erreichen wird, dürfte sich Österreich damit deutlich schwerer tun. "Österreich muss in den nächsten Jahren die Inflationsbekämpfung priorisieren. Sie wird nicht von selbst auf den Eurozonen-Durchschnitt zurückgehen", so Felbermayr.
Löhne steigen stärker als im Eurozonen-Schnitt
Rechnet man die letzten Jahre zusammen, sind die Preise in Österreich deutlich mehr gestiegen als in der Eurozone. "Im Jahr 2025 dürften die Verbraucherpreise in Österreich um 30,5 Prozent höher sein als 2019, in der Eurozone nur um 24,1 Prozent", erklärte Felbermayr.
Dafür steigen die Löhne in Österreich auch stärker, errechnet das Wifo. Von 2019 bis 2025 würden die Löhne um 33,5 Prozent zulegen, das sei um ca. 10 Prozentpunkte mehr als in der Eurozone.
Dadurch werde auch das real verfügbare Einkommen privater Haushalte in den kommenden beiden Jahren "wieder merklich steigen", so das Wifo. Auch der private Konsum soll "wieder deutlich zulegen", zudem werde sich die Sparquote wieder erhöhen.
Zusammenfassung
- Die heimische Wirtschaft schwächelt, der Tiefpunkt dürfte aber erreicht sein, die hohe Inflation wird sich noch länger halten.
- Das sind die Ergebnisse der Konjunkturprognose des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) für die kommenden zwei Jahre.
- Für Österreichs Wirtschaft gebe es kein "Weihnachtswunder", sagte Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr am Donnerstag.
- Die Teuerung in Österreich wird auch in den kommenden Jahren nicht auf das Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückgehen.