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Gefährliche Schnäppchen

Wie China den US-Handelskrieg auf TikTok führt

16. Apr. 2025 · Lesedauer 4 min

Der immer weiter eskalierende Handelskrieg zwischen den USA und China erfährt in sozialen Medien immer mehr Aufmerksamkeit. Die 120-Euro-Sporthose lieber direkt beim chinesischen Produzenten um weniger als fünf Euro? Vielleicht zu gut, um wahr zu sein.

Wer steckt hinter den Leggings von Lululemon, den Sneaker von Nike und New Balance oder den Hemden von Ralph Lauren? Zuletzt werden vor allem auf TikTok immer mehr Videos in die Timelines gespült, bei denen die vermeintlichen Lieferketten und tatsächlichen Preise offengelegt werden. 

Gut, dass internationale Modekonzerne viele Produkte in China herstellen lassen, ist nichts Neues. Angefacht wurde das Interesse aber durch den völlig aus dem Ruder laufenden Zollkrieg zwischen US-Präsident Donald Trump und China.

Chinesen lachen über "Made in the USA"

Derzeit belegen sich die beiden weltweit größten Volkswirtschaften mit Zöllen von über 100 Prozent – vor allem bei US-Konsument:innen ist die Sorge groß, dass sich das bald bei ihnen bemerkbar macht.

Auch in China will man sich das nicht gefallen lassen. Zunächst fluteten Memes und KI-generierte Videos die Timeline, wie sich wohl Chines:innen vorstellen, wie Produktion "Made in the USA" aussehen würde. 

https://x.com/Gandalf_ElPulpo/status/1910488620647194786

Wichtiger Vorbehalt: Das chinesische Internet ist streng zensiert. Viele Inhalte mit solchen Reichweiten werden von der autoritären Regierung zumindest billigend zur Kenntnis genommen – oder sogar initiiert. Wie auch immer, den Amerikanern ist Hohn und Spott sicher. 

120 Dollar für eine Leggings? Das geht auch günstiger, oder?

Doch China bietet nicht nur Memes, sondern auch eine Alternative: Da werden Schnäppchen angeboten, die vielleicht zu gut sind, um wahr zu sein. 

Dementsprechend sammeln vor allem in den vergangenen Wochen TikToks aus China Millionen an Aufrufen. 

Eines davon, von einer Chinesin, die offenlegt, wo die beliebten Yoga-Pants von Lululemon herkommen. Während dafür in den USA teils mehr als 120 Dollar fällig werden, würden sie bei dem chinesischen Hersteller nur fünf bis sechs Dollar kosten. Auch werde bei einem dieser Hersteller für Fila und Under Armour produziert, so die Behauptung.

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In anderen Videos gibt es Tipps, auf welchen chinesischen Seiten man direkt bei diesen Herstellern kaufen könne. Einige rufen auch dazu auf, doch direkt bei ihnen zu bestellen: Selber Stoff, selbe Qualität, nur ein Bruchteil des Preises und kein Logo. 

Das große "Aber"

Das Ziel ist klar: "Sie wollen den Zwischenhändler loswerden", erklärte Yuan Mei, Assistenzprofessorin an der School of Economics der Singapore Management University dem "Time Magazine". 

Doch es folgt auch gleich der große Haken. Es ist eine weitverbreitete Masche, dass Produzenten in China vorgeben, Hersteller für große internationale Marken zu sein. Was man dann bekommt, hat nichts mit der Qualität des Originals zu tun und ist ein Scam.

Solche Betrüger könnten nun die Verunsicherung und Panik bei Konsument:innen ausnutzen, so Mei. 

Klagen, Verträge, Preisdruck

Es ist auch recht unwahrscheinlich, dass es nun zu einer großen Revolution der Textil-Produzenten kommt. Denn das Geschäft ist hart: Der Preisdruck der Modekonzerne ist groß, die vertraglich abgesicherten Klauseln streng. 

Üblicherweise dürfen die Hersteller die Designs und Stoffe, mit denen Modemarken dort Kleidung produzieren lassen, ansonsten nicht verwenden. Zudem werden oft Verschwiegenheitserklärungen mit kräftigen Strafen unterschrieben. 

Sollte sich also wirklich ein Hersteller trauen, die Nike-Sneaker oder Ralph-Lauren-Hemden zu einem Bruchteil des Preises einfach ohne Logo zu verkaufen, droht der Verlust des Auftrags und eine Welle an Klagen

Konsumentenschutz? Fehlanzeige

Unter vielen dieser TikToks finden sich dann Kommentare wie: "Wo kann ich das bestellen?"

Da beginnt dann die nächste Herausforderung. Man muss sich durch einen Dschungel an teils höchst dubiosen Seiten klicken. Auf den offiziellen Webseiten der großen Produzenten gibt es freilich keinen Online-Shop mit angenehmer Shopping-Experience.

Und sollte etwas nicht passen oder man doch das Falsche geliefert bekommen, hat man die ähnlichen Probleme wie bei etablierten chinesischen Händlern wie Temu oder Shein: Dann gibt es kein Zurück mehr. 

Zusammenfassung
  • Der immer weiter eskalierende Handelskrieg zwischen den USA und China erfährt in sozialen Medien immer mehr Aufmerksamkeit.
  • Die 120-Euro-Sporthose lieber direkt beim chinesischen Produzenten um 5 Euro?
  • Vielleicht zu gut, um wahr zu sein.
  • Welche Risiken damit einher gehen könnten.