Eine Ölförderpumpe und Windräder auf dem Stammesland der Osage in OklahomaAPA/AFP

Stamm aus "Killers of the Flower Moon" muss wieder um sein Land kämpfen

Im aktuellen Oscar-Kandidaten "Killers of the Flower Moon" widmet sich Martin Scorsese den Morden an Mitgliedern des Osage-Stammes. Nun - knapp 100 Jahre später - gewann der Stamm einen Prozess gegen den italienischen Energiekonzern Enel, weil dieser ohne Erlaubnis auf Stammesland einen Windpark errichtete.

Vor rund 100 Jahren kam der Osage-Stamm im US-Bundesstaat Oklahoma praktisch über Nacht zu fabelhaftem Reichtum, da auf ihrem Stammesland Öl gefunden wurde. In weiterer Folge versuchten Weiße, sich durch Morde deren Ölreichtums zu bemächtigen. Diese Verbrechen behandelt Martin Scorsese in seinem aktuellen Oscar-Anwärter "Killers of the Fower Moon".

Rund 100 Jahre nach den Ereignissen im Film müssen sich die Osage immer noch mit Begehrlichkeiten auf ihr Land durch Konzerne auseinandersetzen. Vor Kurzem gewann der Stamm einen Rechtsstreit gegen den italienischen Energiekonzern Enel. Dieser hatte, ohne Zustimmung der Osage einzuholen, auf deren Stammesland einen Windpark errichten lassen.

Windpark-Abbau um 260 Millionen

Der Stamm gewann in erster Instanz. Nun muss Enel um 260 Millionen US-Dollar die 84 Windräder auf Stammesland wieder abbauen, wie ein Bezirksgericht im Dezember entschied. In einem späteren Prozess wird über die Höhe der Ausgleichszahlung an den Stamm entschieden werden.

Ein Enel-Sprecher sagte gegenüber der "Financial Times", man sei mit dem Urteil "nicht einverstanden" und werde Berufung einlegen. Der Windpark bleibe weiterhin in Betrieb, bis es ein rechtskräftiges Urteil gebe. Die Souveränität der Osage habe man selbstverständlich nicht verletzen wollen.

Der Stamm sei nicht gegen Ausbau erneuerbarer Energien, im Gegenteil, betont man bei den Osage. Die Unternehmen müssten aber die notwendige Erlaubnis des Stammes einholen.

Windräder und eine Ölförderpumpe im Land der Osage in OklahomaAPA/AFP

Ausbau der Erneuerbaren auf Kosten von Indigenen?

"Enel, dies wird euch ein Vermögen kosten, weil ihr nicht gekommen seid, um eine Genehmigung einzuholen", sagte Everett Waller vom Osage Minerals Council gegenüber der "Financial Times". Er ist selbst Nachfahre von Stammesangehörigen, die in den 1920ern wegen ihres Ölreichtums ermordet wurden.

Waller sieht in dem aktuellen Rechtsstreit einen Präzedenzfall. Bisher waren es vor allem fossile Energiekonzerne, die für Klagen wegen Verletzungen von Stammesrechten sorgten.

Der stetig voranschreitende Ausbau von erneuerbaren Energien nährt bei vielen indigenen Stämmen die Furcht, dass dies wieder auf ihre Kosten geschehen könnte. Laut Berechnungen des "National Renewable Energy Laboratory", die die "Financial Times" zitiert, liegen 7 Prozent des Potenzials für erneuerbare Energien in den USA auf Stammesland von Indigenen.

ribbon Zusammenfassung
  • Im aktuellen Oscar-Kandidaten "Killers of the Flower Moon" widmet sich Martin Scorsese den Morden an Mitgliedern des Osage-Stammes.
  • Nun - knapp 100 Jahre später - gewann der Stamm einen Prozess gegen den italienischen Energiekonzern Enel.
  • Enel hatte ohne Erlaubnis einen Windpark auf Stammesland errichtet. Als Konsequenz des Urteils muss Enel für 260 Millionen Dollar die 84 Windräder auf dem Stammesland abbauen.
  • Enel beabsichtigt, Berufung einzulegen und den Windpark bis zur endgültigen Entscheidung weiter zu betreiben.
  • Everett Waller vom Osage Minerals Council sieht den Rechtsstreit als Präzedenzfall.
  • Der stetig voranschreitende Ausbau von erneuerbaren Energien nährt bei vielen indigenen Stämmen die Furcht, dass dies wieder auf ihre Kosten geschehen könnte.