Rassismus SyltScreenshot / X / @derklepto

Zu "L'amour Toujours"

Sylt-Skandal: Keine Strafen nach "Ausländer raus"-Video

Heute, 10:39 · Lesedauer 3 min

Nach dem Rassismus-Skandal auf der Insel Sylt, bei dem zu Gigi D'Agostinos "L'amour Toujours" die Parole "Ausländer raus" gegrölt wurde, dürften alle Beschuldigten straffrei davon kommen.

Das Video verbreitete sich im vergangenen Sommer wie ein Lauffeuer: Vor der Promi-Bar "Pony" auf der Nordseeinsel Sylt grölten deutsche Feiernde die Worte "Ausländer raus" zur Melodie von Gigi D'Agostinos "L'amour Toujours". 

Die Aufnahmen kursierten in den sozialen Netzwerken, medial wurde über die Grenzen Deutschlands hinaus über den Fall berichtet. Schließlich leitete auch die Staatsanwaltschaft Flensburg Ermittlungen ein. 

Wie nun die "Bild" berichtete, steht nun fest, welche Strafen die Verdächtigen, die lauthals "Ausländer raus" gesungen hatten, erwarten müssen.

Geldstrafe nur unter Vorbehalt

Demnach soll gegen einen 26-Jährigen, der auf dem Video mutmaßlich einen Hitlergruß gezeigt haben soll und den Hitler-Bart imitierte, ein Strafbefehl mit einer Verwarnung samt Strafvorbehalt erlassen worden sein. Die festgesetzte Geldstrafe von 2.500 Euro muss der Mann also nur dann zahlen, wenn er sich innerhalb eines Jahres nochmals etwas zu Schulden kommen lässt.

"Der 'winkende Gruß' mit ausgestrecktem Arm unter gleichzeitiger Andeutung eines 'Hitlerbärtchens' erfüllt den Straftatbestand des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen", zitiert die "Bild" den Oberstaatsanwalt Thorkild Petersen-Thrö.

Keine Konsequenzen für Mitgröler

Das Verfahren wegen Volksverhetzung gegen eine mittlerweile 25-jährige Hamburgerin, die bei den rassistischen Parolen mitgegrölt haben soll, wurde indessen komplett eingestellt. Das Mitsingen reiche nicht für eine Anklage und eine mögliche Verurteilung, so der Oberstaatsanwalt gegenüber der "Bild".

Dasselbe gilt demnach für einen 32-Jährigen aus München, der ebenso "Ausländer raus" gesungen haben soll. Das Verfahren wurde eingestellt. Auch der Urheber des Videos muss keine strafrechtlichen Konsequenzen befürchten. Die Staatsanwaltschaft sehe keinen "hinreichenden Tatverdacht".

Neue Vorwürfe gegen 24-Jährigen

Auch gegen einen 24-jährigen Münchner, der das Video den Ermittlungen der Flensburger Staatsanwaltschaft zufolge verbreitet haben soll, wurde das Verfahren wegen Volksverhetzung eingestellt. Ihm sollen laut "Bild" allerdings, unabhängig von dem Sylter Skandal, Drogen-Delikte sowie Verstöße gegen das Waffengesetz vorgeworfen werden. In Zusammenhang damit könnten doch noch Konsequenzen drohen.

Zwei Anwälte des jungen Mannes, der aus einer Unternehmerfamilie stammt, erklärten, es handle sich "sowohl hinsichtlich der Art der Betäubungsmittel als auch deren Menge um absolute Alltagskriminalität".

Video: Nach Sylt-Skandal folgt Rassismus-Video in Österreich

Zusammenfassung
  • Vor der Promi-Bar "Pony" auf der Nordseeinsel Sylt grölten deutsche Feiernde im Sommer 2024 die Worte "Ausländer raus" zur Melodie von Gigi D'Agostinos "L'amour Toujours". 
  • Die Aufnahmen kursierten in den sozialen Netzwerken, medial wurde über die Grenzen Deutschlands hinaus über den Fall berichtet.
  • Nun dürften alle Beteiligten straffrei davonkommen.