Brief an Putin: Siegfried Wolf arbeitet an Milliarden-Plänen in Russland
Ex-Magna-Chef und Porsche-Aufsichtsrat Siegfried Wolf will die russische Automobilindustrie "retten" und wandte sich dafür im Jänner in einem Brief an Wladimir Putin persönlich. Mit "Lieber Wladimir Wladimirowitsch" unterbreitet er dem russischen Präsidenten den Vorschlag, jährlich 270.000 Fahrzeuge vor Ort produzieren zu lassen. Dafür brauche er umgerechnet 800 Millionen Euro. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
Im Brief soll er einen Plan offengelegt haben, wie er gemeinsam mit dem russischen Autobauer GAZ in zwei teilweise ruhenden Werken die Produktion aufnehmen könne. Eines der Werke gehört dem deutschen Hersteller VW.
Türöffner nach Russland
Das Topmanagement des VW-Konzerns hätte bereits zugestimmt, verspricht er im Brief. Wolf sitzt auch im Aufsichtsrat der Porsche SE, einer Holding, zu der auch VW gehört. Bereits seit Jahren gilt der Österreicher als Türöffner nach Russland. Er ist für seine guten Kontakte zu russischen Konzernchefs, Oligarchen und Präsident Wladimir Putin persönlich bekannt, berichtet "Der Spiegel".
VW distanziert sich
Volkswagen selbst distanziert sich aber von Wolfs Vorstoß. Der Vorstand will "keinerlei Kenntnis" über dessen Brief "und irritierenden Inhalt" an Putin haben. Auch die Porsche SE will von dem Brief nichts gewusst haben.
Anders als im Brief angekündigt, wolle VW das russische Werk nicht an ihn verkaufen. Wolfs Firma PromAvtoKonsalt sei zwar am Kauf interessiert gewesen, aber man habe sich für einen anderen Investor entschieden. Bevor es aber so weit kommen konnte, wurden alle Vermögenswerte des VW-Konzerns in Russland von einem russischen Gericht beschlagnahmt.
Putin sei angetan
Putin soll hingegen angetan sein. "Angesichts der Lage der Autoindustrie können wir die Idee unterstützen", soll auf dem Brief notiert haben und bittet seine Regierung um Bearbeitung.
Während sich andere Unternehmen seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine aus Russland zurückgezogen haben, will Wolf dort seine Geschäfte verstärken. So will er auch das Russlandgeschäft des deutschen Zulieferkonzerns Schaeffler übernehmen.
Wolf selbst verurteilt auf Anfrage des Spiegels den "aktuellen Russland-Ukraine-Krieg auf Schärfste", er sei auch nicht an der Produktion von Rüstungsgütern beteiligt, noch habe er damit "in irgendeiner Art und Weise" Geld verdient. Er habe sich "aus sämtlichen früheren operativen Tätigkeiten in Russland zurückgezogen". Außerdem arbeite er mit Personen oder Unternehmen, die von internationalen Sanktionen betroffen seien, in "keinster Weise" zusammen.
Zusammenfassung
- Ex-Magna-Chef Siegfried Wolf will in Russland scheinbar weiter Autos bauen und wendet sich laut Medienberichten in einem Brief an Wladimir Putin persönlich. Sie gelten schon lange als enge Vertraute.
- Mit "Lieber Wladimir Wladimirowitsch" unterbreitet er dem russischen Präsidenten den Vorschlag, jährlich 270.000 Fahrzeuge vor Ort produzieren zu lassen. Dafür brauche er umgerechnet 800 Millionen Euro.