NEOS plädieren für Antikörpertests an den Teststraßen
NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker wies darauf hin, dass man schon vor Wochen das Thema natürliche Immunisierung aufgeworfen habe, die bei der Impfstoffverteilung eine relevante Größe wäre. Stadelmann schätzte diese Größe aufgrund von Vergleichsstudien aus der Schweiz dahin gehend ein, dass rund ein Fünftel der Österreicher möglicherweise bereits eine SARS-CoV-2-Infektion hinter sich gehabt hätten. Impfe man diese Personen jetzt, also solange ein Mangel an Impfstoffen herrsche, gehe man das Risiko auf Todesfälle bei jenen Personen ein, die noch keine natürliche Immunität erworben hätten.
Ob diese Rechnung auch angesichts der südafrikanische Variante aufginge, bei der aufgrund aktueller Studien ja Anlass zu der Annahme bestehe, nach einer Erkrankung mit der "wilden", älteren Variante ohne Immunität dazustehen? "Der Impfstoff wurde auf Basis der 'Wildvariante' entwickelt und bietet gegen die Mutation einen reduzierten Schutz und keinen vollständigen", antwortete der auf der Universität Bayreuth unterrichtende Stadelmann auf die Frage der APA. Im Falle einer natürlichen Immunisierung würde man zwar ebenso wieder erkranken, aber eben nicht so stark: "Einen 100-prozentigen Schutz bietet weder Impfung noch die natürliche Immunisierung", argumentierte Stadelmann - und daher wäre die Impfung da besser aufgehoben, wo noch überhaupt kein Schutz vorhanden sei.
Für den NEOS-Sprecher wäre die Realisierung dieses Ansatzes gegenwärtig angebracht, denn "jetzt wo der Impfstoff knapp ist, müssen wir genau schauen, wer mit hoher Wahrscheinlichkeit gefährdet ist". Das Problem, dass es eine große Dunkelziffer an bereits Erkrankten gibt, die zudem auch nicht immer weiß, dass die mit dem Coronavirus infiziert war, solle die Regierung mit dem Anbieten von Antikörpertests lösen. Die vorhandenen Teststraßen böten sich da an, so Loacker. "Viele Menschen würden das annehmen" und man würde diesen auch einen Gefallen tun - nicht zuletzt, wenn die von Stadelmann angedachten Immunitätszertifikate zum Einsatz kämen, die gegenüber den Nicht-Immunen mehr Freiheiten bieten sollen. Mit Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres habe er wegen der Kosten für die Antikörpertestungen bereits Rücksprache gehalten, antwortete Loacker gegenüber der APA: Fünf Euro an Laborkosten würde bei einem Einkauf im großen Stil entstehen - und, so ergänzte Stadelmann, enstünden diese ja nur einmal im Gegensatz zum Antigentest.
Bereits Erkrankte erst später zu impfen gehört auch in Deutschland zu den Empfehlungen, erläutert Stadelmann: Die Ständige Impfkommission, die dem Robert-Koch-Institut (RKI) angeschlossen ist, schreibt, dass von Covid-19 Genesene einen Schutz vor einer Erkrankung hätten: "Aufgrund dieser anzunehmenden Immunität nach durchgemachter Infektion, zur Vermeidung überschießender Nebenwirkungen und in Anbetracht des bestehenden Impfstoffmangels sollten ehemals an Covid-19 erkrankte Personen nach Ansicht der Stiko unter Berücksichtigung der Priorisierung im Regelfall etwa sechs Monate nach Genesung geimpft werden", lautet der deutsche Ansatz. Das gelte auch, wenn nach der ersten Impfung eine Infektion auftritt. Diese Strategie würde nach Einschätzung der NEOS auch in den österreichischen Impfplan gehören, der Priorisierungen mit diesen Ausnahmen jedoch nicht vorsieht.
Zusammenfassung
- Argumentative Unterstützung lieferte der Vorarlberger Volkswirt David Stadelmann: Die natürliche Immunität halte rund acht Monate an und biete unter Berücksichtigung einer gewissen Varianz einen 95-prozentigen Schutz.
- Impfe man diese Personen jetzt, also solange ein Mangel an Impfstoffen herrsche, gehe man das Risiko auf Todesfälle bei jenen Personen ein, die noch keine natürliche Immunität erworben hätten.