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Erster Missbrauchsprozess gegen Depardieu startet am Montag

22. März 2025 · Lesedauer 4 min

Er ist mit zahlreichen Missbrauchsvorwürfen konfrontiert, jetzt soll Gérard Depardieu sich erstmals deswegen vor Gericht verantworten: Am Montag beginnt in Paris ein Prozess gegen den französischen Schauspielstar, in dem es um mutmaßliche sexuelle Übergriffe auf zwei Frauen bei Dreharbeiten 2021 geht. Ein weiteres Verfahren wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung steht noch aus. Depardieu weist sämtliche Vorwürfe zurück.

Eigentlich hätte der Missbrauchsprozess bereits im Oktober beginnen sollen, doch Depardieus Anwalt hatte seinen Mandanten krank gemeldet. Dieser habe mehrere Bypass-Operationen hinter sich und leide an Diabetes, verschlimmert durch den Stress des anstehenden Prozesses, erklärte er am ersten Verhandlungstag. "Aber Depardieu möchte angehört werden", beteuerte er.

Dazu wird der jahrzehntelang gefeierte und inzwischen in der öffentlichen Meinung tief gestürzte Schauspieler nun Gelegenheit bekommen. Die mutmaßlichen Übergriffe ereigneten sich bei den Dreharbeiten für den Film "Les volets verts" (Die grünen Fensterläden) des Filmemachers Jean Becker. Das Investigativmagazin "Mediapart" machte die Vorwürfe der beiden Frauen im Februar 2024 öffentlich.

Bei einem Dreh in einer Pariser Wohnung hatte Depardieu sich demnach zunächst lautstark darüber beschwert, dass es keinen Ventilator gebe. "Bei der Hitze kriege ich keinen mehr hoch", habe er gerufen. Anschließend habe er eine Dekorateurin "brutal festgehalten", sie an Bauch und Brüsten begrapscht und obszöne Bemerkungen gemacht, so berichtete "Mediapart".

Als die Frau sich gewehrt habe, seien Depardieus Sicherheitsleute eingeschritten und hätten den Schauspieler weggezogen. "Wir sehen uns wieder, Schätzchen", habe Depardieu dabei gerufen. Die zweite Klägerin, eine Regieassistentin, wirft Depardieu mehrfache Busen-Grapschereien vor.

Mehr als 20 Frauen erhoben Vorwürfe

Insgesamt haben mehr als 20 Frauen Vorwürfe gegen Depardieu erhoben. In sechs Fällen wurden Klagen eingereicht, davon zwei wegen Vergewaltigung. Eine Vergewaltigungsklage einer spanischen Journalistin und eine Nötigungsklage einer französischen Schauspielerin wurden bereits abgewiesen, weil die Fälle verjährt waren.

Die Vorwürfe gegen Depardieu haben in Frankreich großes Aufsehen erregt. Am ersten Verhandlungstag im Oktober hatten rund 100 Menschen, überwiegend Frauen, vor dem Gerichtsgebäude demonstriert. "Opfer, wir glauben Euch - Vergewaltiger, wir sehen Euch" oder "Das ist kein Kino, das ist Trauma" war auf Transparenten zu lesen.

Im voll besetzten Gerichtssaal befand sich damals auch die Schauspielerin Charlotte Arnould. Sie war die erste, die Klage gegen Depardieu eingereicht hatte. Sie wirft ihm vor, sie zweimal in seiner Wohnung in Paris vergewaltigt zu haben. Zum Zeitpunkt des Geschehens war sie 19 und er 69 Jahre alt. Die Ermittlungen in diesem Fall waren zunächst eingestellt worden. Arnould klagte erneut, mittlerweile beantragte die Staatsanwaltschaft einen Prozess. Die Entscheidung einer Untersuchungsrichterin, ob es dazu kommt, steht noch aus.

"War nie ein Vergewaltiger"

Depardieu weist auch diese Vorwürfe zurück. Im Oktober 2023 erklärte er in einem offenen Brief, er habe "niemals eine Frau missbraucht". Die junge Schauspielerin sei "leichten Fußes" zu ihm gekommen und habe "freiwillig sein Schlafzimmer betreten", schrieb er. Er sei sein Leben lang "provokant, überschwänglich und manchmal grob" gewesen, "aber nie ein Vergewaltiger".

Der 76-Jährige war lange einer der beliebtesten französischen Schauspieler. Er arbeitete mit den bedeutendsten Filmschaffenden des Landes zusammen und spielte in mehr als 200 Filmen und Serien mit. Allerdings fiel er in den vergangenen Jahren immer tiefer in Ungnade - nicht nur wegen der Missbrauchsvorwürfe, sondern auch wegen seiner Steuerflucht aus Frankreich, der Annahme der russischen Staatsangehörigkeit und der Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin.

Während eine frühere Kulturministerin bereits seinen Ausschluss aus der Ehrenlegion einleitete, erhielt Depardieu noch Rückendeckung des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Dieser kritisierte eine "Hetzjagd" auf den Schauspieler und erklärte noch Ende 2023, Frankreich könne "stolz" auf ihn sein. Seitdem hat Macron sich in der Öffentlichkeit allerdings nicht mehr zu Depardieu geäußert.

Zusammenfassung
  • Der Prozess gegen Gérard Depardieu wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe auf zwei Frauen beginnt am Montag in Paris, nachdem er ursprünglich im Oktober wegen gesundheitlicher Probleme des Schauspielers verschoben wurde.
  • Mehr als 20 Frauen haben Vorwürfe gegen den 76-jährigen Depardieu erhoben, darunter sechs Klagen, von denen zwei Vergewaltigungsklagen sind. Eine dieser Klagen wird derzeit von der Staatsanwaltschaft geprüft.
  • Der französische Präsident Emmanuel Macron verteidigte Depardieu Ende 2023 und kritisierte eine 'Hetzjagd', während der Schauspieler alle Anschuldigungen zurückweist und betont, niemals eine Frau missbraucht zu haben.