Anschlag in Villach

TikTok: "In wenigen Minuten" zu jihadistischen Inhalten

17. Feb. 2025 · Lesedauer 3 min

Nach dem tödlichen Anschlag in Villach am Samstag stellt sich die Frage, wie sich der mutmaßliche Täter online so schnell radikalisieren konnte. Terror-Expertin Daniela Pisoiu erklärt im PULS 24 Interview, warum der TikTok-Algorithmus so gefährlich ist. Sie fordert ein Vorgehen gegen "salafistische Prediger".

Ein 23-jähriger Syrer soll am Samstagnachmittag in der Villacher Innenstadt wahllos auf Passant:innen eingestochen haben. Ein 14-Jähriger kam dabei ums Leben, fünf weitere Menschen wurden teils schwer verletzt. Der asylberechtigte Mann wurde festgenommen. Er sei nicht polizeibekannt gewesen, in seiner Wohnung habe man aber Flaggen des Terrorregimes "Islamischer Staat" (IS) gefunden.

Der Mann habe sich "innerhalb kürzester Zeit über das Internet, online rasch radikalisiert", erklärte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Der Mann habe sich auf TikTok radikalisiert und dürfte Anhänger eines radikalislamistischen Influencers gewesen sein.

Man habe es aktuell mit "einer neuen Jihadismus- bzw. Terrorismuswelle zu tun", erklärte Terror-Expertin Daniela Pisoiu im PULS 24 Interview. Auch sie sieht das Problem vor allem in der Online-Radikalisierung, primär etwa auf TikTok. Denn dort sehe man "eine sehr starke Präsenz" jihadistischer bzw. salafistischer Prediger und Influencer. 

Algorithmus beschleunigt Radikalisierung

Gewisse Algorithmen würden dann dazu führen, dass man "sehr schnell von eher unauffälligen Inhalten bis hin zu jihadistischen Inhalten kommen kann. Es kann auch nur ein paar Minuten dauern". Die Radikalisierung würde so nicht mehr Monate oder Jahre, sondern im schlimmsten Fall nur mehr einige Wochen in Anspruch nehmen, so Pisoiu. 

Diese Prediger würden sich in "sehr professionellen" Videos weltpolitischer Ereignisse - wie etwa dem Konflikt in Gaza - bedienen, "um ihre eigene Sicht der Dinge zu pushen", erklärt die Terror-Expertin. Die Radikalisierung der Jugendlichen beginne nicht mit dem IS, sondern mit Botschaften jener Influencer, die "eine Basis legen für die spätere Radikalisierung".

Vorgehen gegen Influencer

Während die Plattformen selbst natürlich Inhalte moderieren und Konten sperren müssten, brauche es auch ein Handeln in der Politik. Dort müsse man besonders gegen jene Prediger vorgehen, die Jugendliche "instrumentalisieren, manipulieren und radikalisieren". In Deutschland etwa werden gegen einen prominenten Influencer wegen Volksverhetzung ermittelt, schilderte Pisoiu.

Wichtige Akteure müssten identifiziert werden. Man müsse sich zudem die Frage stellen: "Wie kann man diese Akteure aus dem Verkehr ziehen?" 

Zusammenfassung
  • Nach dem tödlichen Anschlag in Villach am Samstag stellt sich die Frage, wie sich der mutmaßliche Täter online so schnell radikalisieren konnte.
  • Terror-Expertin Daniela Pisoiu erklärt im PULS 24 Interview, warum der TikTok-Algorithmus so gefährlich ist.
  • Sie fordert ein Vorgehen gegen "salafistische Prediger".