"Hate Crime"
Brutale Übergriffe auf Homosexuelle: Weitere Festnahmen
Am Freitag wurden mindestens 15 Verdächtige wegen organisierter, brutaler Verbrechen gegen Homosexuelle festgenommen.
Samstagvormittag erklärte ein Sprecher der Landespolizeidirektion Steiermark schließlich, dass es zu weiteren Festnahmen kam. Es seien auch Taten und Opfer ermittelt worden.
18 Verdächtige wurden mittlerweile festgenommen, wie Behördensprecher Christian Kroschl erklärte. Bei 13 der in Österreich gefassten Verdächtigen sei die Einlieferung in die Justizanstalt angeordnet worden. Das Gericht werde im Laufe des Wochenendes über die Verhängung der Untersuchungshaft entscheiden.
Befragungen von Opfern hätten derweil ergeben, dass sich darunter auch heterosexuelle Personen befinden, sagte der Sprecher der Landespolizeidirektion Steiermark. Neben den Opferaussagen führte er "Ermittlungsergebnisse" an. Näher darauf eingehen könne er nicht, so der Beamte.
Zahlreiche Hausdurchsuchungen
Hinsichtlich einer in der Slowakei festgenommenen Person sei indessen bei den Behörden des Nachbarlandes die Auslieferung beantragt worden. Darüber hinaus seien Kroschl 26 Hausdurchsuchungen vollzogen worden.
"Dabei wurden zahlreiche Gegenstände sichergestellt und die Datenträger der Beschuldigten zwecks kriminaltechnischer Auswertung beschlagnahmt", so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Er wies nicht zuletzt darauf hin, dass mehr Informationen in dem Fall "derzeit aus kriminaltaktischen Gründen leider nicht möglich" seien.
Zumindest 17 Opfer wurden mit Stand Freitag ermittelt.
Zu Treffen gelockt
Die Opfer, Homosexuelle, wurden von einem österreichweit agierenden Netzwerk zu potenziell echten Treffen geködert, bei denen sie brutal verletzt und angegriffen wurden, berichteten mehrere Medien. In einem Fall kam es auch zu einem Mordversuch.
In sieben Bundesländern fanden Hausdurchsuchungen statt. Die Straftaten standen im Zusammenhang mit der "Pedo-Hunter"-Szene. Die Opfer sind aber nicht pädophil, was die Täter wussten, so die Polizei.
Die Gruppierung habe schwule Männer ins Visier genommen. Die Täter dürften aus der neonazistischen Szene, konkret aus dem Umfeld von losen Gruppen wie "Division Wien", Tanzbrigade Wien" und "Defend Austria" stammen.
Für Rechtsextreme ist die LGBTIQ+ Community nach wie vor ein Feindbild.
Polizei geht von hoher Dunkelziffer aus
400 Beamte der Cobra und der Wega waren am Freitag im Einsatz. Die zwölf Männer und drei Frauen, die mindestens festgenommen wurden, seien zwischen 14 und 26 Jahre alt. Elf der Verdächtigen seien Österreicher, so der "Standard".
Die Polizei geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Sie rief am Samstag daher erneut auf, sich beim Landeskriminalamt Graz (Tel.: 059133 / 603333) zu melden.
Die APA erfuhr, dass es in Niederösterreich vier Festnahmen und fünf Hausdurchsuchungen gegeben habe. Die ORF-Sendung "Wien heute" berichtete am Freitagabend von drei Durchsuchungen in der Bundeshauptstadt.
Video: "Hate Crimes"-Razzien in ganz Österreich
Zusammenfassung
- Nach den Razzien am Freitag gegen Rechtsextreme, die Homosexuelle ausgeforscht, ausgeraubt und schwerverletzt haben, sind weitere Verdächtige festgenommen und Opfer ermittelt worden.
- Bereits am Freitag wurden mindestens 15 Verdächtige wegen organisierter, brutaler Verbrechen gegen Homosexuelle festgenommen. Auf APA- Anfrage erklärten die Ermittler, dass die Zahl wohl noch steigen werde.
- Samstagvormittag erklärte ein Sprecher der Landespolizeidirektion Steiermark der "Kleinen Zeitung", dass es zu weiteren Festnahmen kam. Es seien auch weitere Verdächtige, Taten und Opfer ermittelt worden.