Obdachloser in Graz angezündet - Lebensgefahr
In der Nacht auf Samstag ereignete sich die Tat im Grazer Bezirk Lend.
Gegen 00:40 Uhr bemerkten Zeugen einen unbekannten Mann, der sich am Lendplatz vom Eingang eines Geschäftes entfernte und dabei einen hellen Kanister bei sich trug.
Unmittelbar danach bemerkten diese Zeugen, dass bei diesem Eingangsbereich ein Brand ausgebrochen war und offenbar eine Person, die dort genächtigt haben dürfte, in Flammen stand.
Passanten halfen
Der Brand sei rasch gelöscht gewesen, sagte Polizeisprecher Fritz Grundnig auf APA-Anfrage. Martin Trampusch von der am Lendplatz stationierten Berufsfeuerwehr sagte auf APA-Anfrage, man habe nach der Alarmierung einen Löschzug geschickt.
"Passanten versorgten eine Person auf einer Parkbank." Das Opfer habe nicht mehr gebrannt, das Feuer im Eingangsbereich aber sehr wohl. Die Feuerwehr habe die Erstversorgung bis zum Eintreffen der Rettung übernommen und die Flammen gelöscht.
Opfer befindet sich in Lebensgefahr
Bei dem Opfer handelt es sich um einen 52-jährigen ungarischen Staatsbürger, der der Obdachlosen-Szene zuzuordnen ist. Der Mann erlitt schwerste Brandverletzungen und wurde vom Rettungsdienst in das LKH Graz eingeliefert. Laut Auskunft der behandelnden Ärzte ist der Zustand des Mannes als lebensbedrohlich einzustufen.
Fahndung aufgenommen
Eine sofort eingeleitete Fahndung nach dem Unbekannten – eine männliche Person, etwa 40 bis 50 Jahre alt, etwa 170 Zentimeter groß, dunkel gekleidet – verlief bislang ohne Erfolg.
Das Landeskriminalamt Steiermark hat die Ermittlungen übernommen.
Hinweise zur Identität des Unbekannten bzw. Zeugenwahrnehmungen sind erbeten an den Journaldienst des Landeskriminalamts, 059133/60 3333.
Landeskriminalamt ermittelt wegen Mord-Versuch
Das Landeskriminalamt hat die Ermittlungen wegen versuchten Mordes übernommen. Zunächst konzentriere man sich auf die Spurensicherung, erklärte Grundnig. Es werde auch versucht, mögliche Aufnahmen aus Überwachungskameras zu sichern. Eine Befragung des Opfers war noch nicht möglich.
Kahr verurteilt Tat
Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) verurteilte die Tat ebenso. "Es gibt keine Worte, die man zu einer so unmenschlichen und grausamen Tat finden kann. Dieser Anschlag zeigt, wie verwundbar Menschen sind, die kein Dach über dem Kopf haben und im Freien übernachten." Sie hoffe auf eine Genesung des Opfers und eine Aufklärung der Tat.
Es gebe in Graz "ein engmaschiges Netz zur Unterstützung von Obdachlosen" und "eine ausreichende Zahl von Notschlafstellen", so Kahr. Niemand sei gezwungen, im Freien zu übernachten. Solange der Täter nicht gefasst sei, sollen es die Streetworker der Stadt forcieren, dass ihre Klienten in Einrichtungen übernachten.
Die Caritas hatte den Mann betreut, der Betroffene hatte eine Schlafstelle abgelehnt.
Die Caritas ebenso wie die Hilfsorganisation VinziWerke verurteilten den Anschlag und appellierten an andere Obdachlose, angebotene Notschlafunterkünfte anzunehmen. Caritas Steiermark-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler: "Wir sind erschüttert und tief betroffen über diese neue Dimension der Gewalt gegen Obdachlose, die wir schwer verurteilen." Und Amrita Böker von den VinziWerken: "Dass eine Person, die in großer Armut lebt, auch noch Opfer einer derart brutalen Gewalttat wird, erfüllt mich mit Schock, Trauer und Wut."
Zusammenfassung
- Ein bislang unbekannter Täter dürfte in der Nacht zum Samstag, 23. März 2024, einen Obdachlosen mit einer brennbaren Flüssigkeit überschüttet und angezündet haben.
- Das 52-jährige Opfer erlitt schwerste Brandverletzungen und schwebt in Lebensgefahr.
- Nach dem Täter wird gefahndet, die Polizei bittet um Hinweise.