Warum Einmalzahlungen nicht gegen die Teuerung helfen
Die Teuerungsraten sind in Österreich weiterhin enorm hoch und ersten Schätzungen zufolge im April wieder leicht auf 9,8 Prozent gestiegen. Notenbänker und Währungshüter haben die Zwei-Prozent-Marke als Ziel - davon ist man meilenweit entfernt. Doch wie könnte man die Inflation bekämpfen?
In Österreich setzte man auf Boni und Einmalzahlungen wie den Klimabonus oder den Energiekostenzuschuss für Unternehmen - außerdem dämpft der Staat mit der Strompreisbremse die Energiekosten. Auf europäischer Ebene schraubt die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen immer weiter in die Höhe. Schon am Donnerstag könnte der Leitzins um weitere 0,5 Prozentpunkte steigen.
Man müsse die Inflation in Österreich "tatsächlich bekämpfen – wir können das auch nicht komplett an die EZB auslagern", sagte WIFO-Chefökonom Gabriel Felbermayr in "Milborn". Das Problem an Gießkannen-Zahlungen wie dem Klimabonus sei: "Dieses Geld findet den Weg auf die Märkte, wird ausgegeben und treibt dann die Preise". Um die Teuerung mit Teuerungs-Hilfen nicht noch weiter anzufachen, müsse man jetzt "Maßnahmen finden, die den Finanzminister möglichst wenig Geld kosten", so der WIFO-Ökonom.
"Transparenz" bei Lebensmittelpreisen
Besonders einfach könnte der Staat laut Felbermayr bei den Preisen ansetzen, die er selbst im Griff hat - wie den Eintritt ins Schwimmbad oder die Gebühren für die Müllabfuhr. Solche "administrierten" Preise würden immerhin rund zehn Prozent des Warenkorbs umfassen. "Die müssen nicht mit der Inflationsrate steigen", meint er. Durch diese vergleichsweise einfache Maßnahme könne man die Teuerung bereits merkbar verlangsamen.
Eine weitere Chance sieht der WIFO-Chef in "höherer Transparenz" im Lebensmittelbereich. Wenn die Preise der wichtigsten Grundnahrungsmittel transparent und für die Menschen leicht vergleichbar wären, würde das den "Wettbewerb verstärken, das wäre gut", so Felbermayr. Hier schlägt er beispielsweise eine App vor, um Preisvergleiche zwischen den Lebensmittelhändlern besonders leicht zu machen.
Vergleiche mit Spanien nicht sinnvoll
Als Beispiel für eine erfolgreiche Inflationsbekämpfung wird wiederholt Spanien hergenommen. Im April lag die Teuerung bei 3,8 Prozent. Sich jetzt an den Iberern zu messen, sei laut Felbermayr aber, wie "Äpfel mit Birnen zu vergleichen". Die österreichische Wirtschaft wuchs in den letzten Jahren viel stärker, deutlich weniger Menschen waren arbeitslos. Ein starkes Wirtschaftswachstum würde ein gewisses Maß an Teuerung mit sich bringen: "Wir können einfach nicht alles haben". In Anbetracht aller wirtschaftlicher Faktoren würde Felbermayr dennoch nicht mit den Spaniern tauschen wollen, obwohl die Teuerung deutlich geringer ist.
Erbschaftssteuer? Unter Umständen sinnvoll
Eine immer wieder diskutierte Erbschaftssteuer fände Felbermayr nur dann sinnvoll, wenn es dafür "ordentliche Freibeträge" gebe. Außerdem müsse sie sinnvoll umgesetzt werden, um nicht zu einem "Bürokratiemonster" zu werden. Der "Staat hat eigentlich genug Einnahmen", deshalb ist der WIFO-Chef klar dagegen, mit einer Erbschaftssteuer die Menschen noch mehr zu belasten.
Durchaus sinnvoll wäre es hingegen, wenn man im Gegenzug die Lohnnebenkosten senken würde. Dadurch würde sich Arbeit für die Menschen wieder mehr lohnen - die fehlenden Einnahmen würden durch eine Erbschaftssteuer refinanziert. Prominentester Verfechter einer sogenannten "Millionärssteuer" war zuletzt Vizekanzler Werner Kogler. Diese Forderung wiederholte er am Mittwoch im Interview bei PULS 24 Infochefin Corinna Milborn.
Zusammenfassung
- WIFO-Chef Gabriel Felbermayr plädiert bei "Milborn" für Maßnahmen gegen die Inflation, "die den Finanzminister möglichst wenig Geld kosten".
- Denn Subventionen und Einmalzahlungen würden die Preise nur weiter antreiben.