7. Senkung in einem Jahr
Wie Trump zur nächsten EZB-Zinssenkung beigetragen hat
Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt hat die Leitzinsen für die Eurozone nun zum siebten Mal seit Juni des vergangenen Jahres gesenkt.
Alle drei Zinssätze sinken um 25 Basispunkte, beziehungsweise 0,25 Prozentpunkte. Lag der besonders für Sparer:innen relevante Einlagezinssatz vor einem Jahr noch bei 4,0 Prozent, wurde er nun auf 2,25 Prozent zurückgesetzt. Das macht Sparen mit Zinsprodukten wie einem Sparbuch, Tages- oder Festgeldkonto weniger attraktiv – dafür werden Kredite auch günstiger.
Veränderte Weltlage
Als Grund für die Senkungen der Zinsen gab die EZB an, dass sich die Inflation wie gewünscht entwickle und rückläufig sei. Noch vor wenigen Wochen standen die Zeichen aber noch eher auf höhere Zinsen.
Eigentlich gingen Analysten noch bis vor wenigen Wochen davon aus, dass die EZB ihre Leitzinsen unverändert lässt. Doch die vergangenen Wochen haben auch für die Währungshüter eine neue Realität gebracht.
Mit dem "Tag der Befreiung" von Donald Trump und dem damit angezettelten Handelskrieg sehen sie sich gleich mit mehreren Herausforderungen konfrontiert: Zoll-Chaos, Turbulenzen bei den Währungen, Sorgen um Wirtschaftsabschwung.
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Seit Jahresbeginn hat der Euro im Vergleich zum US-Dollar um satte zehn Prozent zugelegt – für Wechselkurse von zwei so wichtigen Währungen eine dramatische Veränderung.
Dadurch werden Importe nach Europa zwar günstiger, was gut für die Inflation ist – gleichzeitig werden Güter aus der Eurozone für Handelspartner dann teurer. Dazu kommt noch die Sorge, dass der Zoll-Schock die ohnehin stotternde Wirtschaft abwürgt.
Zumindest indirekt lässt das der EZB-Rat auch in ihrer Erklärung durchklingen. "Die negative und volatile Marktreaktion auf die Handelsspannungen dürfte sich zudem restriktiv auf die Finanzierungsbedingungen auswirken. Diese Faktoren könnten die Wirtschaftsaussichten im Euroraum zusätzlich belasten." Hier sah man wohl einen Anlass, gegenzusteuern.
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Inflations-Angst legt sich
Während die Inflation in Österreich noch deutlicher vom 2-Prozent-Ziel der EZB entfernt ist, lag man im März mit Blick auf die ganze Eurozone mit 2,2 Prozent ziemlich knapp dran. Dementsprechend ist der Druck nicht mehr so hoch, mit höheren Zinsen gegen die Teuerung anzukämpfen.
Gleichzeitig braucht die Wirtschaft in den meisten Euro-Ländern etwas Starthilfe – da könnte die EZB nachhelfen, um mit niedrigeren Leitzinsen Kredite günstiger zu machen.
Was bedeutet das für Sparer?
Für Sparer:innen stellt sich nun die Frage: Wie geht es weiter? Denn am Einlagezinssatz der EZB orientieren sich auch die Zinsen, die man bei der Bank für sein Erspartes bekommt – egal, ob für Tagesgeld, Festgeld, Bausparer oder Sparbuch.
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Besonders das Tagesgeld passt sich recht rasch an niedrigere Zinsen an. Wer also Geld auf der Seite hat, das für einen bestimmten Zeitraum nicht benötigt wird, kann sich überlegen, Angebote für Festgeldkonten zu vergleichen. Da wird das Geld für einen vereinbarten Zeitraum gesperrt – als "Belohnung" gibt es dann oft mehr Zinsen als auf's Tagesgeld.
Sinken die Zinsen weiter?
Wohin die Zins-Reise geht, ist aber offen. Analysten und Experten rechnen heuer noch mit weiteren Zinssenkungen in Richtung eines Einlagensatzes von 1,5 Prozent. Doch bis dahin können unterschiedliche geopolitische Überraschungen diese Prognosen mehrfach über den Haufen werfen.
In die Karten schauen will man sich bei der EZB allerdings nicht: "Insbesondere in der gegenwärtigen Situation, die von außergewöhnlich hoher Unsicherheit geprägt ist, wird die Festlegung des angemessenen geldpolitischen Kurses von der Datenlage abhängen und von Sitzung zu Sitzung erfolgen", hieß es nach dem Zinsentscheid.
Zusammenfassung
- Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen zum siebten Mal seit Juni des letzten Jahres gesenkt, wobei der Einlagezinssatz von 4,0 Prozent auf 2,25 Prozent gefallen ist.
- Der Euro hat seit Jahresbeginn um zehn Prozent gegenüber dem US-Dollar zugelegt, was Importe nach Europa günstiger macht, aber auch Sorgen um einen wirtschaftlichen Abschwung durch den Handelskrieg von Donald Trump schürt.
- Die Inflation in der Eurozone liegt mit 2,2 Prozent nahe am Ziel der EZB, während man in Österreich noch weiter davon entfernt ist.