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Warum der russische Gas-Stopp vielleicht keiner ist

Seit dem Gas-Lieferstopp der Gazprom an die OMV am Samstag ist der Handel über die Börse deutlich gestiegen. Um den Lieferausfall zu kompensieren, dürfte auch die OMV verstärkt über die Börse zugekauft haben, heißt es in der Branche. Damit würde russisches Gas über die Börse weiter nach Österreich kommen.

Und ein wesentlicher Teil des kurzfristig erworbenen Gases dürfte über den Umweg der Börse von der Gazprom kommen. Damit könnte Gazprom trotz der Rechtsstreitigkeiten mit der OMV ihr Erdgas gewinnbringend an die Österreicher verkaufen.

Gas-Liefermengen gingen etwas zurück 

Nach dem Lieferstopp, den Gazprom über die OMV verhängt hat, gingen die Liefermengen am Gas-Knotenpunkt Baumgarten in Niederösterreich um 10 bis 20 Prozent zurück. Vor dem Lieferstopp waren es vergangene Woche rund 290 GWh pro Tag, am Samstag und Sonntag waren es nur mehr knapp über 240 GWh pro Tag.

Insgesamt exportiert der russische Konzern täglich rund 42,4 Mio. Kubikmeter nach Europa.

Genügend Abnehmer - auch über die Börse

Gazprom hat für jene Gasmengen, die nun nicht mehr an die OMV gehen, rasch andere Abnehmer gefunden - teils über neue Käufer und Zwischenhändler, teils über die Börse. Da das russische Gas deutlich günstiger sei als jenes aus anderen Quellen, sei das Interesse entsprechend groß, teilte eine mit russischen Gas-Exporten vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters mit.

Wobei vermutlich auch die OMV über die Börse zukaufen dürfte, merkte Johannes Mayer, Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung bei der E-Control, gegenüber der APA an. Und ein wesentlicher Teil davon könnte indirekt auch von der Gazprom stammen, so Christoph Dolna-Gruber, bei der Energieagentur für Strategie zuständig.

Schließlich lasse sich nicht nachvollziehen, woher das an der Börse erworbene Gas stammt. Allerdings bleibe der OMV nichts anderes übrig, um die Lieferverpflichtungen kurzfristig zu erfüllen.

Lieferungen ohnehin nur für heuer gesichert

Der Lieferstopp ist das Resultat eines Rechtsstreits zwischen der OMV und Gazprom. Der OMV wurden von einem Schiedsgericht 230 Mio. Euro an Schadenersatz zugesprochen. Daher kündigte der österreichische Energiekonzern an, die russischen Gaslieferungen mit dem Schadenersatz gegenzurechnen.

Bereits die aktuelle Rechnung für Oktober sollte nicht mehr beglichen werden, wie Mayer anführte. Gazprom stoppte daraufhin die Lieferung an die OMV und bot das Gas eben anderen Abnehmern und über die Börse an. Gazprom sichert sich so die Erlöse aus dem Gas-Export.

Allerdings musste man bei der OMV ohnehin davon ausgehen, dass es wahrscheinlich ab Jahresende keine Gaslieferungen aus Russland geben werde. Denn dann endet nach aktuellem Stand das über fünf Jahre abgeschlossene Gastransitabkommen Russlands mit der Ukraine. In diesem Fall wird Gazprom kein Gas mehr nach Baumgarten liefern können.

Energieexperte Johannes Benigni erklärte gegenüber PULS 24, dass Kund:innen derzeit keinen Versorgungsengpass fürchte müssen. Die OMV habe derzeit "rein an Volumen verloren". Das habe keinen "wirklichen Einfluss auf den Markt".

Denn Österreich habe auch Pipeline-Anbindungen über Deutschland und Italien zum internationalen Markt. Man sei nicht "komplett abhängig". Kund:innen mit einem variablen Gastarif könnten kleinere Preissteigerungen spüren. Kund:innen mit fixem Tarif müssen bis zum vereinbarten Ende der Laufzeit keine Preissteigerungen fürchten. 

Video: Russischer Gas-Stopp - "Sind nicht komplett abhängig"

ribbon Zusammenfassung
  • Seit dem Gas-Lieferstopp der Gazprom an die OMV am Samstag ist der Handel über die Börse deutlich gestiegen.
  • Um den Lieferausfall zu kompensieren, dürfte auch die OMV verstärkt über die Börse zugekauft haben, heißt es in der Branche.
  • Damit würde russisches Gas über die Börse weiter nach Österreich kommen.