Pleitewelle in Benkos Signa-Reich: Wie es nun weitergeht
28. Dez. 2023 · Lesedauer 4 min
Pleiten in der Signa-Gruppe dominieren seit Wochen die Schlagzeilen. Nun hat es auch die wohl wichtigste Tochter getroffen: die Signa Prime Selection AG. Am Freitag dürfte auch das zweite Herzstück der Gruppe folgen.
Es wurde schon wochenlang kolportiert, am Donnerstag war dann auch Gewissheit: Die Signa Prime, ein zentraler Baustein in Benkos Immobilienimperium, reichte einen Insolvenzantrag ein.
Beantragt werde ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Dabei bleibt das Management an Bord, ihnen wird aber ein Insolvenzverwalter zur Seite gestellt, um den Prozess zu überwachen.
"Es gilt, langfristige Lösungen zu finden", sagte Erhard Grossnigg, Vorstandssprecher von Signa Prime. Die Qualität des Immobilienportfolios sei "hervorragend".
Damit die Insolvenz in Eigenverwaltung auch gelingt, muss ein Plan vorgelegt werden, mit dem die Gläubiger zumindest 30 Prozent ihres Geldes zurückbekommen.
Dieser Sanierungsplan muss innerhalb von 90 Tagen angenommen werden. Gelingt das - in Absprache mit dem Gericht - hat die Signa Prime zwei Jahre Zeit, um die Sanierung umzusetzen.
Eine Zerschlagung wolle man aber um jeden Preis vermeiden, weil dadurch noch weniger für die Gläubiger herausschauen würde, heißt es.
US-Bank rechnet mit fast 11 Milliarden Euro Schulden
Laut Kreditschützern liegen die Passiva der Gesellschaft bei rund 4,5 Milliarden Euro. Die US-Investmentbank JPMorgan geht aber von noch viel höheren Schulden aus. Der "Standard" zitiert ein Papier, demnach die Schulden bei 10,7 Milliarden Euro liegen sollen.
Das wäre mehr als doppelt so viel, als bei der Pleite der Signa Holding Ende November genannt wurde. Und schon jetzt stehen die beiden Gesellschaften auf der Liste der größten österreichischen Firmenpleiten ganz oben.
Signa Prime: Die wichtigsten Immobilien Benkos
Die prestigeträchtigsten und bestgelegenen Immobilien René Benkos gehören der Tochter der mittlerweile insolventen Signa Holding. Das Unternehmen selbst gibt den Wert der 54 Immobilien und Bauvorhaben mit 20,4 Milliarden Euro an.
Unter die Immobilien der Signa Prime fallen in Wien unter anderem das Park Hyatt, das Goldene Quartier, die Postsparkasse oder das Luxuskaufhaus Lamarr auf der Mariahilfer Straße, das noch eine Baustelle ist.
Aber auch in Deutschland finden sich in Top-Innenstadtlagen wichtige Immobilien der Signa Prime. So etwa der Elbtower in Hamburg, das KaDeWe in Berlin oder das Kaufhaus Oberpollinger in München.
Eine Auswahl wichtiger Immobilien der Signa Prime:
APA/dpa/Marcus Brandt
Auch das Eckhaus an Jungernsteig und Neuer Wall an den Alsterarkaden in Hamburg gehört Benkos Signa.
APA/dpa/Marcus Brandt
Das Alsterhaus am Jungfernsteig in Hamburg ist eine von Benkos Kaufhaus-Immobilien in den besten Lagen deutscher Innenstädte.
Kaufhaus Tyrol
Das Kaufhaus Tyrol in der Innsbrucker Innenstadt war Benkos "Gesellenstück" in der Liga der Groß-Investoren am Immobilienmarkt. 2005 gekauft, mit dem Stararchitekten David Chipperfield neu gebaut und 2010 neu eröffnet.
APA/HELMUT FOHRINGER
2008 kaufte Benko das Gebäude "Am Hof 2", in dem früher die Zentrale der Bank Austria war. Heute residiert dort das Luxushotel Park Hyatt. Dort fand auch das jährliche Törggelen statt, wo sich Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Medien trafen.
APA/GEORG HOCHMUTH
Neben dem Park Hyatt hat Benko in der Wiener Innenstadt einen ganzen Straßenzug vom Hof Richtung Graben entwickelt: das "Goldene Quartier". Insgesamt finden sich dort 19 Geschäfte - großteils Edel-Boutiquen - auf 42.000 Quadratmetern. Außerdem gibt es Büro- und Wohnflächen.
PULS 24
Auch gleich ums Eck sicherte sich die Signa Prime 2009 das Gebäude am "Graben 19" von der Bank Austria. Lange Zeit war dort der Gourmet-Tempel "Meinl am Graben" eingemietet. Meinl verkleinerte die Verkaufsfläche, seit Frühling 2023 ist der Louis-Vuitton-Store aus dem Goldenen Quartier an den Graben gezogen. Im Dezember 2023 ging das Gebäude um kolpotierte 80 Millionen Euro an den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer.
PULS 24
Das Haus in der "Kärntner Straße 11" in der Wiener Innenstadt, in dem auch der einzige Apple Store Österreichs eingemietet ist, gehörte ebenfalls zum Portfolio der Signa Prime Selection AG.
Im Mai wurde jedoch bekannt, dass Benko das Gebäude verkaufte - um 94,5 Millionen Euro, wie der "Gewinn" berichtete. Abnehmer war der oberösterreichische Industrielle Josef Rainer.
Laut "Gewinn" kostete damit ein Quadratmeter satte 31.000 Euro - der bisher höchste Preis, der für eine Wiener Immobilie je erzielt worden sein.
APA/K18
Pläne, wie das Luxus-Kaufhaus "Lamarr" auf der Wiener Mariahilfer Straße fertig aussehen soll. Die einstige Kika/Leiner-Filiale ist derzeit noch eine Baustelle.
APA/STEFAN SEELIG
Benko kaufte 2013 die Wiener Postsparkasse von der Bawag P.S.K. um kolportierte 130 Millionen Euro. 2019 hat die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) einen Mietvertrag über 99 Jahre abgeschlossen. Mittlerweile ist darin ein "Haus für Wissenschaft und Kunst" entstanden, in dem die JKU Linz, die Universität für angewandte Kunst Wien, die Österreichische Akademie der Wissenschaft, das Grazer Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und der Wissenschaftsfonds FWF untergebracht sind.
AFP
Der Elbtower in Hamburg ist wohl die größte Baustelle in Benkos Signa-Gruppe. Es soll mit 245 Metern das dritthöchste Gebäude Deutschlands werden. 2018 vorgestellt, sollte die Baustelle 2026 fertig werden. Nach Vorwürfen gegen die Signa, dass Baufirmen nicht bezahlt worden seien, stehen die Kräne still.
APA/dpa/Hannes P Albert
Auch das berühmte Luxus-Kaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens) in Berlin gehört zum Portfolio der Signa Prime Selection AG. 2012 kaufte Benko im Rahmen eines Joint Ventures das KaDeWe und 156 weitere Warenhäuser um 1,1 Milliarden Euro.
Guido Radig
Auch in der Münchner Fußgängerzone finden sich Filetstücke aus Benkos Immobilienportfolio: Das Luxuskaufhaus "Oberpollinger", das auch zur KaDeWe-Gruppe gehört.
APA/dpa/Marcus Brandt
Auch das Eckhaus an Jungernsteig und Neuer Wall an den Alsterarkaden in Hamburg gehört Benkos Signa.
APA/dpa/Marcus Brandt
Das Alsterhaus am Jungfernsteig in Hamburg ist eine von Benkos Kaufhaus-Immobilien in den besten Lagen deutscher Innenstädte.
Kaufhaus Tyrol
Das Kaufhaus Tyrol in der Innsbrucker Innenstadt war Benkos "Gesellenstück" in der Liga der Groß-Investoren am Immobilienmarkt. 2005 gekauft, mit dem Stararchitekten David Chipperfield neu gebaut und 2010 neu eröffnet.
APA/HELMUT FOHRINGER
2008 kaufte Benko das Gebäude "Am Hof 2", in dem früher die Zentrale der Bank Austria war. Heute residiert dort das Luxushotel Park Hyatt. Dort fand auch das jährliche Törggelen statt, wo sich Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Medien trafen.
APA/GEORG HOCHMUTH
Neben dem Park Hyatt hat Benko in der Wiener Innenstadt einen ganzen Straßenzug vom Hof Richtung Graben entwickelt: das "Goldene Quartier". Insgesamt finden sich dort 19 Geschäfte - großteils Edel-Boutiquen - auf 42.000 Quadratmetern. Außerdem gibt es Büro- und Wohnflächen.
PULS 24
Auch gleich ums Eck sicherte sich die Signa Prime 2009 das Gebäude am "Graben 19" von der Bank Austria. Lange Zeit war dort der Gourmet-Tempel "Meinl am Graben" eingemietet. Meinl verkleinerte die Verkaufsfläche, seit Frühling 2023 ist der Louis-Vuitton-Store aus dem Goldenen Quartier an den Graben gezogen. Im Dezember 2023 ging das Gebäude um kolpotierte 80 Millionen Euro an den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer.
PULS 24
Das Haus in der "Kärntner Straße 11" in der Wiener Innenstadt, in dem auch der einzige Apple Store Österreichs eingemietet ist, gehörte ebenfalls zum Portfolio der Signa Prime Selection AG.
Im Mai wurde jedoch bekannt, dass Benko das Gebäude verkaufte - um 94,5 Millionen Euro, wie der "Gewinn" berichtete. Abnehmer war der oberösterreichische Industrielle Josef Rainer.
Laut "Gewinn" kostete damit ein Quadratmeter satte 31.000 Euro - der bisher höchste Preis, der für eine Wiener Immobilie je erzielt worden sein.
APA/K18
Pläne, wie das Luxus-Kaufhaus "Lamarr" auf der Wiener Mariahilfer Straße fertig aussehen soll. Die einstige Kika/Leiner-Filiale ist derzeit noch eine Baustelle.
APA/STEFAN SEELIG
Benko kaufte 2013 die Wiener Postsparkasse von der Bawag P.S.K. um kolportierte 130 Millionen Euro. 2019 hat die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) einen Mietvertrag über 99 Jahre abgeschlossen. Mittlerweile ist darin ein "Haus für Wissenschaft und Kunst" entstanden, in dem die JKU Linz, die Universität für angewandte Kunst Wien, die Österreichische Akademie der Wissenschaft, das Grazer Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und der Wissenschaftsfonds FWF untergebracht sind.
AFP
Der Elbtower in Hamburg ist wohl die größte Baustelle in Benkos Signa-Gruppe. Es soll mit 245 Metern das dritthöchste Gebäude Deutschlands werden. 2018 vorgestellt, sollte die Baustelle 2026 fertig werden. Nach Vorwürfen gegen die Signa, dass Baufirmen nicht bezahlt worden seien, stehen die Kräne still.
APA/dpa/Hannes P Albert
Auch das berühmte Luxus-Kaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens) in Berlin gehört zum Portfolio der Signa Prime Selection AG. 2012 kaufte Benko im Rahmen eines Joint Ventures das KaDeWe und 156 weitere Warenhäuser um 1,1 Milliarden Euro.
Guido Radig
Auch in der Münchner Fußgängerzone finden sich Filetstücke aus Benkos Immobilienportfolio: Das Luxuskaufhaus "Oberpollinger", das auch zur KaDeWe-Gruppe gehört.
APA/dpa/Marcus Brandt
Auch das Eckhaus an Jungernsteig und Neuer Wall an den Alsterarkaden in Hamburg gehört Benkos Signa.
Signa Development: Zweite zentrale Tochter vor der Insolvenz
Die Signa Delevopment Selection AG steht laut Unternehmen "in derselben Situation" wie die Prime, ein Insolvenzantrag soll am Freitag folgen.
Die Signa Development investiert in Entwicklungsprojekte in Großstädten im deutschsprachigen Raum und Norditalien, wie es auf der Webseite heißt. Dazu zählen Bürogebäude, Wohnanlagen, Gewerbeflächen und Hotels. Zu den Projekten zählt etwa "The Icon" am Wiener Hauptbahnhof, die Parkapartments am Belvedere oder das Werftareal in Korneuburg.
Laut JPMorgan sollen die Schulden der Signa Development ähnlich hoch sein wie bei der Prime. Die Pleiten der beiden Töchter dürften sich auf das Schicksal des Firmenimperiums noch stärker auswirken, also die Insolvenz der Signa Holding.
Pleitewelle im Signa-Reich
Im weitverzweigten und hochkomplizierten Geflecht an Signa-Gesellschaften sind das die größten, aber bei weitem nicht die ersten Pleiten. Schon Ende Oktober reichte der Sportartikelhändler Signa Sports United (SSU) die Insolvenz ein. Die bisher größte und wichtigste ist die Insolvenz der Signa Holding.
Ob die Signa Gruppe die aktuellen Tiefschläge überlebt und in der aktuellen Form bestehen bleibt, hängt vor allem vom Votum der Kreditgeber ab. Um die Forderungen zu erfüllen, wird nun geschaut, welche Immobilien und Projekte verkauft werden können.
Im Rahmen des Insolvenzverfahrens der Signa Holding übte Sanierer Christof Stapf zuletzt deutliche Kritik am Management-Stil. Im mittleren Management gebe es einen "Mangel an Managementkapazitäten mit übergreifendem Wissen", außerdem sei die "Holding ihrer Kontrollfunktion zuletzt nur mehr teilweisenachgekommen".
Allein das vorläufige Organigramm der Gruppe - also die Aufstellung, wie die kolportierten rund 1.000 Tochterfirmen miteinander verbunden sind - sei 46 A3-Seiten groß, teilte Stapf bei der ersten Gläubigerversammlung der Signa Holding mit. Würde man die 46 Seiten Papier der Länge nach aneinander legen, wären das über 19 Meter.