René BenkoAPA/HELMUT FOHRINGER

Pleitewelle in Benkos Signa-Reich: Wie es nun weitergeht

Pleiten in der Signa-Gruppe dominieren seit Wochen die Schlagzeilen. Nun hat es auch die wohl wichtigste Tochter getroffen: die Signa Prime Selection AG. Am Freitag dürfte auch das zweite Herzstück der Gruppe folgen.

Es wurde schon wochenlang kolportiert, am Donnerstag war dann auch Gewissheit: Die Signa Prime, ein zentraler Baustein in Benkos Immobilienimperium, reichte einen Insolvenzantrag ein. 

Beantragt werde ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Dabei bleibt das Management an Bord, ihnen wird aber ein Insolvenzverwalter zur Seite gestellt, um den Prozess zu überwachen. 

"Es gilt, langfristige Lösungen zu finden", sagte Erhard Grossnigg, Vorstandssprecher von Signa Prime. Die Qualität des Immobilienportfolios sei "hervorragend".

Damit die Insolvenz in Eigenverwaltung auch gelingt, muss ein Plan vorgelegt werden, mit dem die Gläubiger zumindest 30 Prozent ihres Geldes zurückbekommen.

Dieser Sanierungsplan muss innerhalb von 90 Tagen angenommen werden. Gelingt das - in Absprache mit dem Gericht - hat die Signa Prime zwei Jahre Zeit, um die Sanierung umzusetzen. 

Eine Zerschlagung wolle man aber um jeden Preis vermeiden, weil dadurch noch weniger für die Gläubiger herausschauen würde, heißt es.

US-Bank rechnet mit fast 11 Milliarden Euro Schulden

Laut Kreditschützern liegen die Passiva der Gesellschaft bei rund 4,5 Milliarden Euro. Die US-Investmentbank JPMorgan geht aber von noch viel höheren Schulden aus. Der "Standard" zitiert ein Papier, demnach die Schulden bei 10,7 Milliarden Euro liegen sollen. 

Das wäre mehr als doppelt so viel, als bei der Pleite der Signa Holding Ende November genannt wurde. Und schon jetzt stehen die beiden Gesellschaften auf der Liste der größten österreichischen Firmenpleiten ganz oben. 

Signa Prime: Die wichtigsten Immobilien Benkos

Die prestigeträchtigsten und bestgelegenen Immobilien René Benkos gehören der Tochter der mittlerweile insolventen Signa Holding. Das Unternehmen selbst gibt den Wert der 54 Immobilien und Bauvorhaben mit 20,4 Milliarden Euro an.

Unter die Immobilien der Signa Prime fallen in Wien unter anderem das Park Hyatt, das Goldene Quartier, die Postsparkasse oder das Luxuskaufhaus Lamarr auf der Mariahilfer Straße, das noch eine Baustelle ist. 

Aber auch in Deutschland finden sich in Top-Innenstadtlagen wichtige Immobilien der Signa Prime. So etwa der Elbtower in Hamburg, das KaDeWe in Berlin oder das Kaufhaus Oberpollinger in München.

Eine Auswahl wichtiger Immobilien der Signa Prime:

Signa Development: Zweite zentrale Tochter vor der Insolvenz

Die Signa Delevopment Selection AG steht laut Unternehmen "in derselben Situation" wie die Prime, ein Insolvenzantrag soll am Freitag folgen. 

Die Signa Development investiert in Entwicklungsprojekte in Großstädten im deutschsprachigen Raum und Norditalien, wie es auf der Webseite heißt. Dazu zählen Bürogebäude, Wohnanlagen, Gewerbeflächen und Hotels. Zu den Projekten zählt etwa "The Icon" am Wiener Hauptbahnhof, die Parkapartments am Belvedere oder das Werftareal in Korneuburg. 

Laut JPMorgan sollen die Schulden der Signa Development ähnlich hoch sein wie bei der Prime. Die Pleiten der beiden Töchter dürften sich auf das Schicksal des Firmenimperiums noch stärker auswirken, also die Insolvenz der Signa Holding. 

Pleitewelle im Signa-Reich

Im weitverzweigten und hochkomplizierten Geflecht an Signa-Gesellschaften sind das die größten, aber bei weitem nicht die ersten Pleiten. Schon Ende Oktober reichte der Sportartikelhändler Signa Sports United (SSU) die Insolvenz ein. Die bisher größte und wichtigste ist die Insolvenz der Signa Holding.

Aber auch kleinere Töchter wie die Signa IT, die Signa Real Estate Management Germany GmbH, die LeiKi Einrichtung Holding oder die BAI Bauträger Austria Immobilien GmbH haben mittlerweile Insolvenzverfahren beantragt.

Ob die Signa Gruppe die aktuellen Tiefschläge überlebt und in der aktuellen Form bestehen bleibt, hängt vor allem vom Votum der Kreditgeber ab. Um die Forderungen zu erfüllen, wird nun geschaut, welche Immobilien und Projekte verkauft werden können. 

So ging zuletzt schon das "Meinl-Haus" am Graben in der Wiener Innenstadt um rund 80 Millionen Euro an den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer.

Wie die Signa zusammenhängt

Im Rahmen des Insolvenzverfahrens der Signa Holding übte Sanierer Christof Stapf zuletzt deutliche Kritik am Management-Stil. Im mittleren Management gebe es einen "Mangel an Managementkapazitäten mit übergreifendem Wissen", außerdem sei die "Holding ihrer Kontrollfunktion zuletzt nur mehr teilweise nachgekommen". 

Das Konstrukt um die rund 1.000 Tochterfirmen seien ohnehin "für Außenstehende nicht zu durchschauen – das konnte nur René Benko persönlich", urteilte etwa Sanierungsexperte Ralf Schmitz zuletzt im "Handelsblatt". 

Allein das vorläufige Organigramm der Gruppe - also die Aufstellung, wie die kolportierten rund 1.000 Tochterfirmen miteinander verbunden sind - sei 46 A3-Seiten groß, teilte Stapf bei der ersten Gläubigerversammlung der Signa Holding mit. Würde man die 46 Seiten Papier der Länge nach aneinander legen, wären das über 19 Meter.

ribbon Zusammenfassung
  • Pleiten in der Signa-Gruppe dominieren seit Wochen die Schlagzeilen.
  • Nun hat es auch die wohl wichtigste Tochter getroffen: die Signa Prime Development AG.
  • Am Freitag dürfte auch das zweite Herzstück der Gruppe folgen.
  • Diese Pleiten könnten das Schicksal der ganzen Firmengruppe bestimmen.