So wählen Wiens HundebesitzerPULS 24

Wie Wien wählt

So wählt die Wiener Hundezone

Heute, 06:35 · Lesedauer 6 min

Kurz vor der Wien-Wahl hat PULS 24 bei den Hundebesitzer:innen gefragt, welche Themen sie beschäftigen und was sie sich von der Wahl erwarten. Während die Hunde in den Hundezonen und Parks der Bundeshauptstadt brav Platz gemacht haben, hatten die Herrchen einiges zu sagen.

Es ist ein Donnerstagvormittag, etwas mehr als drei Wochen vor der Wien-Wahl.

Zwischen Wiens historischen Gebäuden warten in der Hundezone am Heldenplatz Anfangs mehr Tauben als Hunde.

Am anderen Ende einer Leine ist die 33-jährige Julia*. Sie findet, dass in Wien einiges sehr gut läuft, betont sie gegenüber PULS 24.

Wenig Parkplätze ...

Ein Thema, das ihr aber am Herzen liegt, ist die Parkplatzsituation in der Bundeshauptstadt. Im 7. Bezirk habe sie regelmäßig Probleme, Parkplätze zu finden. Dass sehr viel grüner gemacht wird, entspreche der Zeit und sei notwendig. "Aber es wird vergessen, dass die Anwohner trotzdem Autos haben", meint sie.

Wien sei noch keine autofreie Stadt, sie selbst sei auf ihr Auto angewiesen. Sie ist nicht gegen die Bepflanzung, wünscht sich aber eine andere Regelung, wenn es um Wiens Parkplätze geht. 

So wählt die Hundezone/HundebesitzerPULS 24

... und "hetzerische" Wahlplakate

Was sie sich im Allgemeinen von der Politik erwartet sei Objektivität. Von der Parkplatzsituation bis hin zum Thema Migration: Man soll sich "nicht eine radikale Seite anschauen und dieses Programm durchfahren".

Manche Wahlplakate, vor allem die in Bezug auf Migration," seien "zu hetzerisch", kritisiert sie. "Warum muss man das immer machen? Schauen wir uns objektiv an, was für Wien gut ist, was für alle gut ist. Das erwarte ich mir." Die Migration in Wien werde immer bekrittelt - höre man sich aber "neutrale Podcasts" an, wisse man, dass "sehr viel sehr gut läuft und dass Wien ein Vorzeigebeispiel dafür ist", wie auch in Schulen erfolgreich immigriert werden kann. "Es ist traurig, wenn man sich die Hetze anschaut, wie ungebildet sehr viele sind", kritisiert Julia. 

Im Gespräch äußert die zweifache Mutter und Hundetrainerin aber auch Kritik an den Hundezonen selbst. "Das ist keine Hundezone, das ist ein Witz". Im Wienerwald-Eck gebe es überall Hundelaufzonen, das sei sehr lobenswert. Aber gerade in der Wiener Innenstadt seien die Auslaufzonen für Hunde sehr begrenzt.

Wenn Van der Bellen "nimmer ist"...

Auf einer Parkbank am Heldenplatz treffen wir die 67-jährige Brigitte. Anders als Julia, weiß sie schon genau, wen sie wählen wird: Die SPÖ und auf Bezirksebene die Grünen. Ihre Anliegen sind vor allem der Klimaschutz und die Bildung, erzählt sie. Beim Thema Klimaschutz nennt sie vor allem den Lobautunnel - sie ist gegen den Bau.

Die 67-Jährige betont aber auch, dass in Wien "ohnehin alles sehr gut läuft eigentlich". Dafür, dass Wien eine Großstadt ist, sei alles super.

Für sie selbst sind die Hundezonen kein Thema. Sie versteht es, dass die Bundesgärten für Hunde gesperrt sind und dass Vierbeiner auch nicht auf Kinderspielplätze dürfen. "Vielleicht noch ein bisschen mehr Hundezonen, das wär nett", meint die Hundebesitzerin. 

Sie hofft nur, dass sie den Heldenplatz "für die Hunde lassen", wenn Bundespräsident Alexander Van der Bellen "nimmer ist". Sie befürchte nämlich, dass die Bundesgärten den Heldenplatz dann für Hunde sperren könnten. Aber solange Van der Bellen mit Präsidentenhund Juli hier unterwegs ist, macht sie sich darüber keine Sorgen, scherzt sie.

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Angst vor der FPÖ

In der Hundezone treffen wir auch den 22-jährigen Andriy, der uns sofort den Platz neben ihm und seinen zwei Hunden anbietet. Er kommt aus der Ukraine und ist seit zwei Jahren in Österreich.

Dementsprechend darf er bei der Wien-Wahl nicht wählen und habe auch keine bestimmte Partei, die er besonders gut findet. Wenn er sich aber die FPÖ anschaut, hat er Angst, erzählt er uns. FPÖ-Chef Herbert Kickl würde "Ausländer nicht mögen". Er als Kriegsflüchtling hatte Angst, bei einer beinahe zustande gekommenen Kanzlerschaft Kickls, das Land verlassen zu müssen, meint er.

In der Bundeshauptstadt findet er vor allem die gute Sicherheitslage toll. Wien sei außerdem eine "saubere und bequeme Stadt". Auch die Hundezonen findet er gut: So könnten die Hunde frei rumlaufen und spielen, während sich die Besitzer:innen ausruhen können, meint Andriy. Was er in Wien nicht so toll findet? "Manche Leute sind unfreundlich", lacht er. 

Politiker "sollen zu dem stehen, was sie sagen"

Weiter geht es: Geographisch weiter zum Stadtpark, thematisch bleibt es beim Thema Migration. Die 63-jährige Lisa hat ein Anliegen an die Politik: Personen, die straffällig geworden sind, "sollen sofort angeschoben werden". Davon gebe es in Wien zu viele, kritisiert sie.

Bei der Wien-Wahl wird sie daher die FPÖ wählen. Was sie sich von den Politiker:innen aber im Allgemeinen wünscht? "Die sollen mal zu dem stehen, was sie sagen". 

"Joa, passt eh"

Etwas später treffen wir den 72-Jährigen Günter. Wen er demnächst wählen wird, will er uns nicht verraten. Auch er ist mit der Situation in Wien grundsätzlich sehr zufrieden. Natürlich könne vieles besser sein. Aber "gemessen an dem, was auf der ganzen Welt passiert, simma froh, dass wir hier wohnen". 

Umso mehr Kritikpunkte hat er aber in Bezug auf die Bundesregierung: Im Gespräch mit PULS 24 äußert der 72-Jährige seinen Unmut darüber, dass die Bundesregierung in Bezug auf den Familiennachzug und die Bildungskarenz, "die nur einen anderen Namen bekommt", ein "Mogelpaket" anbietet.

Er kritisiert auch die alles andere als rosige finanzielle Lage Österreichs, genauer das Defizit. "Ich bin mit der Bundesregierung nicht zufrieden", meint er. Die Politiker:innen würden sich zwar alle bemühen, könnten aber nicht "mit Geld umgehen".

Und die Situation in Wien? "Joa, passt eh alles".

*Alle Namen wurden auf Wunsch von der Redaktion geändert.

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Wie Wien wählt

Wien wählt, aber wie? PULS 24 ging für die Reportageserie "Wie Wien wählt" auf die Suche – vom Brunnenmarkt bis in die Lugner-City, vom Pflegeheim bis in die Schule, zu den Fiakern und den Würstlern. Und alles dazwischen.

Wir möchten aber auch wissen, was Sie über Wien denken. Was finden Sie gut, was verbesserungswürdig? Teilen Sie es uns mit.

Zusammenfassung
  • Kurz vor der Wien-Wahl hat PULS 24 bei den Hundebesitzer:innen gefragt, welche Themen sie beschäftigen und was sie sich von der Wahl erwarten.
  • Während die Hunde in den Hundezonen und Parks der Bundeshauptstadt brav Platz gemacht haben, hatten die Herrchen einiges zu sagen.