Herzstück der Signa-Gruppe reicht Insolvenzantrag ein
Das teilte das Unternehmen am Vormittag in einer Aussendung mit. Beantragt werde ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Laut den Gläubigerschützverbänden Creditreform und AKV liegen die Passiva bei rund 4,5 Milliarden, der KSV1870 schreibt von 4,3 Mrd. Euro.
Die Aktiva liegen nach übereinstimmenden Angaben der Gläubigerschützer bei rund 1,3 Mrd. Euro. Gut 350 Gläubiger und 28 Arbeitnehmer seien betroffen, so KSV und AKV. Das Unternehmen bietet seinen Gläubigern eine Sanierungsquote von 30 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren an - das wären 1,4 Milliarden Euro. Das Unternehmen soll fortgeführt werden.
Die Insolvenzursachen ortet die Signa laut den Gläubigerschützern unter anderem im Tempo der Zinswende, dem gestiegenen Kostendruck aufgrund der Inflation sowie damit einhergehenden finanziellen Engpässen.
Prime benötigt zwischen 300 und 500 Millionen Euro
Zu prüfen werde nun seitens des noch einzusetzenden Insolvenzverwalters sein, ob das Verfahren in Eigenverwaltung mit einer 30-prozentigen Gläubigerquote aufrechtzuerhalten ist, erklärte Karl-Heinz Götze vom KSV1870. Zur Verwertung dürften dafür unter anderem die Bestandsimmobilien des Unternehmens kommen. Kurzfristig benötige die Prime jedenfalls eine Überbrückungsfinanzierung zwischen 300 und 500 Millionen Euro, schreibt der KSV.
Wichtigste Aktionärin der Signa Prime ist die übergeordnete Signa Prime Holding, die 18,88 Prozent der Anteile hält. Die insolvente Signa Holding verfügt über Anteile von 14,54 Prozent. Weitere wichtige Aktionärin ist die RAG-Stiftung mit 6,02 Prozent. Bei der Prime handelt es sich um eine Beteiligungsgesellschaft, die laut den Gläubigerschützern an 369 Gesellschaften unmittelbar und mittelbar beteiligt ist.
Auch Signa Development soll Insolvenzantrag einreichen
Wie die Signa am Donnerstagvormittag in einer Aussendung mitteilte, haben die Vorstände die Annahme eines Sanierungsplans beantragt: "Ziel ist die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens."
Die Signa Development Selection AG sei in derselben Situation und werde den Antrag auf Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung am 29. Dezember 2023 stellen.
In der Signa Prime hat Benko die Signa-Anteile an bekannten Immobilien wie dem Wiener "Goldenen Quartier", dem Kaufhaus Lamarr in der Wiener Mariahilfer Straße oder dem Berliner KaDeWe gebündelt. Ende November wurde bereits über die Muttergesellschaft Signa Holding ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eröffnet.
"Externe Faktoren" als Grund
Als Grund für die Insolvenzen nennt der Signa-Konzern "externe Faktoren", die sich negativ auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt hätten. "Gemeinsam mit dem zu bestellenden Sanierungsverwalter ist das Ziel, die weiteren Maßnahmen zur Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs umzusetzen", so die Signa.
Prime-Vorstandssprecher Erhard F. Grossnigg hielt fest: "Wir werden diese wichtigen Aufgaben mit Bedacht und Vernunft angehen. Es gilt, langfristige Lösungen zu finden. Die Qualität des Signa Prime Portfolios ist hervorragend, die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte, die in den Toplagen der deutschsprachigen Metropolen liegen, ist sehr gut."
Signa-Gruppe in Schieflage
Bei dem ehemaligen Paradeunternehmen Signa rund um den politisch gut vernetzten Shooting-Star Benko sind zuletzt die schlechten Nachrichten nicht mehr abgerissen. Kurz vor Weihnachten meldete die Signa Real Estate Management 45 Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung an.
Gleichzeitig wurde bekannt, dass eines der renommiertesten Hotels in Venedig, das Hotel Bauer am Canale Grande, wie viele andere Projekte von Signa, auf Eis liegt. Das soll auch bei dem geplanten Einkaufstempel Lamarr in der Wiener Mariahilfer Straße der Fall sein.
Signa-Beirat aufgelöst
Mitte Dezember war auch verkündet worden, dass der äußerst prominent besetzte Signa-Beirat aufgelöst wird. Im Beirat der Holding saßen unter anderem Ex-SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer sowie Wüstenrot-Chefin und Ex-FPÖ-Vize-Kanzlerin Susanne Riess-Hahn. Firmengründer René Benko war bis zu seinem Abgang im November 2023 Vorsitzender des Gremiums.
Zuvor hatte der Sanierungsverwalter der insolventen Signa-Holding die Veräußerung von Vermögenswerten wie dem Chrysler Building sowie der Medienbeteiligungen an "Krone" und "Kurier" kundgetan.
Zusammenfassung
- Die Signa Prime Selection AG, die wichtigste Tochter im Firmengeflecht des Tiroler Immobilieninvestors Rene Benko, hat am Donnerstag am Handelsgericht Wien einen Insolvenzantrag eingereicht.
- Die Signa Development Selection AG sei in derselben Situation und werde den Antrag auf Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung am 29. Dezember 2023 stellen.
- In der Signa Prime hat Benko die Signa-Anteile an bekannten Immobilien wie dem Wiener "Goldenen Quartier", dem Kaufhaus Lamarr in der Wiener Mariahilfer Straße oder dem Berliner KaDeWe gebündelt.