Finanzexperte Jilch: Sparer sind seit Jahren die Gelackmeierten
Die steigende Inflation, erklärt Finanzjournalist Nikolaus Jilch in der neuen PULS 24 Erklär-Rubrik "Wirtschaft kompakt", merke man im Alltag, im Supermarkt, beim Essengehen. Der Grund für die Inflation sei einerseits der Ukraine-Krieg, bei dem es sehr stark um Energie gehe, andererseits die Folgen der Pandemie, wie etwa Lockdowns in China und dadurch beschädigte Lieferketten sowie Engpässe bei Computerchips und ähnlichem.
"Taschenspieler-Trick" bei Sinken der Inflation
Im April lag die Inflationsrate bei 7,2 Prozent. Sollte dieser Wert fallen, "dann wird das, sobald das passiert, als großer Erfolg verkauft werden", was aber "ein bissl ein Taschenspieler-Trick" wäre. Denn "wenn wir jetzt von sieben auf sechs oder fünf Prozent gehen, steigen die Preise weiter und zwar immer noch viel stärker, als sie sollten." Das Ziel der europäischen Zentralbank, die sogenannte Preisstabilität, liegt bei zwei Prozent. "
Warum Inflation Ärmere härter trifft
"Die Wahrheit ist", so Jilch, "es gibt keine Inflationsrate, es gibt in Österreich neun Millionen Inflationsraten." Jeder habe unterschiedliche Einkaufsvorlieben. Aber im Schnitt seien die unteren Einkommens- und Vermögensschichten härter betroffen, weil deren Anteil an den monatlichen Ausgaben für Wohnen, Energie, Transport, all die Dinge, die jetzt besonders teuer werden, höher seien.
Fed könnte Inflation rasch bremsen ...
Die US-Notenbank Fed gibt "quasi den Kurs für die ganze Welt vor". Die Notenbanken sind zuständig für den Preis des Geldes, das ist der Zins und das ist das, was wir am Ende zahlen, wenn wir den Kredit aufnehmen, vom Häuslbauerkredit bis zur Kreditkarte. Theoretisch könnte sie Inflation mit einem hohen Zinssatz relativ schnell wieder einfangen.
... aber traut sie sich?
Aber wenn ich jetzt anfange, die Zinsen zu stark zu heben, dann würg' ich die Wirtschaft ab und noch viel problematischer (…), die Staaten kommen in Schieflage, weil die sind auch extrem überschuldet. Also werden wir viel hören darüber, dass die Zinsen steigen, sie werden auch ein bisschen steigen. Die Frage ist nur, wie weit traut sich das die Notenbank?
Sparer "wirklich die Gelackmeierten"
"Ein großer Teil derer, die politischen Druck machen und Interessen haben, sind hoch verschuldet. Staaten und Unternehmen haben viele Schulen aufgenommen, auch die Privaten. Am Ende des Tages sei es laut Jilch immer ein Kampf zwischen denen, die Schulden haben und denen, die sparen wollen. Seit vielen Jahren seien ganz normale Menschen, die arbeiten gehen und etwas zur Seite legen wollen, "wirklich die Gelackmeierten". Aber die Schuldner "sitzen da quasi auf dem längeren Ast". Erst wenn die Zinsen anfangen zu steigen, weil das Geld irgendwann einmal wieder härter wird, würden die Sparer wieder ein bisschen die Oberhand gewinnen.
Zusammenfassung
- Finanzjournalist Nikolaus Jilch bricht komplexe Wirtschaftsthemen einfach herunter. Warum funktioniert es nicht, die Inflation zu senken, wenn es doch nicht so schwer ist? Wieso sind die Sparer seit Jahren die "Gelackmeierten"? Und warum können wir uns in naher Zukunft auf einen "Taschenspielertrick" einstellen?