APA/APA/HANS PUNZ/HANS PUNZ

Rangnicks erster ÖFB-Kader ohne Dragovic und Bachmann

Österreichs Fußball-Nationalteam wird die ersten Auftritte unter Neo-Teamchef Ralf Rangnick in der UEFA-Nations-League in Kroatien (3. Juni) sowie gegen Dänemark (6. Juni) und Frankreich (10. Juni) aller Voraussicht nach ohne Aleksandar Dragovic absolvieren. Der Abwehrspieler wurde vom Franco-Foda-Nachfolger nur auf Abruf nominiert. Das trifft auch auf Salzburg-Verteidiger Andreas Ulmer zu. Im 25-Mann-Kader fehlen auch die verletzten Martin Hinteregger und Florian Grillitsch.

Im Tor ist Martin Fraisl, der beim deutschen Bundesliga-Aufsteiger Schalke 04 nach einer starken Saison keinen neuen Vertrag erhielt, erstmals dabei, anstelle von Watford-Legionär Daniel Bachmann. "Er ist einer, der spannend ist, den alle einmal im Training sehen wollen", gab ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel Einblick. Zum Debüt könnte auch Offensivspieler Hannes Wolf kommen, der 23-Jährige brachte es während seines Leih-Engagements im Frühjahr in der englischen zweiten Liga für Swansea City in 19 Ligapartien auf zwei Tore und drei Assists. Sein Stammverein ist der deutsche Bundesligist Borussia Mönchengladbach.

Der 25-Mann-Kader im Überblick

Auf Abruf:
Daniel BACHMANN (FC Watford/ENG)
Pavao PERVAN (VfL Wolfsburg/GER)
Alexander SCHLAGER (LASK)
Aleksandar DRAGOVIC (Roter Stern Belgrad/SRB)
Andreas ULMER (FC Red Bull Salzburg)
Julian BAUMGARTLINGER (Bayer 04 Leverkusen/GER)
Stefan ILSANKER (Eintracht Frankfurt/GER)
Florian KAINZ (1. FC Köln/GER)
Louis SCHAUB (1. FC Köln/GER)
Romano SCHMID (SV Werder Bremen/GER)
Alessandro SCHÖPF (Arminia Bielefeld/GER)
Patrick WIMMER (Arminia Bielefeld/GER)
Junior ADAMU (FC Red Bull Salzburg)
Marco GRÜLL (SK Rapid)
Ercan KARA (Orlando City SC/USA)

Lienhart, Wöber und Danso erhalten Vorzug 

Die Nicht-Berücksichtigung von Dragovic, der am Sonntag mit Roter Stern Belgrad serbischer Meister wurde, war sicher die größte Überraschung. Der 31-Jährige hatte zuletzt beim Test-2:2 gegen Schottland in Wien Ende März seinen 100. Einsatz im ÖFB-Team absolviert. Nur noch drei Partien fehlen ihm auf Rekordspieler Andreas Herzog (103). "Wir alle wissen, was wir an Drago haben und schätzen ihn. Aber auf dieser Position haben wir auch eine überdurchschnittlich hohe Qualität und Quantität", sagt Schöttel.

Philipp Lienhart (25 Jahre) bringe schon über Jahre Leistung beim deutschen Bundesligisten SC Freiburg, der 2022 mit Cup-Finale und Platz sechs in der Liga aufzeigte. Kevin Danso (23) habe in der französischen Ligue 1 im Lens-Dress auf Anhieb reüssieren können und Salzburgs Maximilian Wöber (24) etwa auch auf Champions-League-Ebene sein Können gezeigt. "Es ist der Zeitpunkt da, dass sich der Teamchef im Training und Spiel diese Spieler anschauen will, deswegen ist die Entscheidung so gefallen", erläutert Schöttel.

Steht ein Umbruch bevor? 

Rangnick und auch er selbst hätten mit Dragovic persönlich telefoniert. "Er war enttäuscht, weil er gerne dabei gewesen wäre, ich kann seine Enttäuschung auch verstehen", so der 55-Jährige. Weniger überraschend kam das Fehlen von Baumgartlinger, der es wegen seiner Knie-Operation nur auf sechs vor allem Kurzeinsätze für Leverkusen in der Liga brachte. "Er ist noch immer unser Kapitän. Er hatte sehr viel Verletzungspech, hat am Schluss gerade einmal eine Stunde gespielt. Wenn du gegen den Weltmeister, Vize-Weltmeister und EM-Halbfinalisten spielst, ist das der falsche Zeitpunkt, um Spieler einzuberufen, die nicht zu 100 Prozent fit sein können", erläutert Schöttel.

Ob das bereits ein eingeleiteter Umbruch im ÖFB-Team sein wird - mit dem 36-jährigen Ulmer fehlt ein weiterer Routinier - oder nur eine Momentaufnahme, wird sich erst zeigen. "Dafür ist es zu früh, Fakt ist, dass der Teamchef Leute einberufen hat, die auch regelmäßig gespielt haben", sagt Schöttel. Er war wegen dem Kader wie auch Tormanntrainer Robert Almer und Spielanalyst Stefan Oesen in Zoom-Sitzungen in den letzten Tagen mit Rangnick und dessen Co-Trainer Lars Kornetka in Kontakt. Am Schluss war dann auch schon der neue zusätzliche Assistenztrainer Peter Perchtold dabei. Die Letztentscheidung traf natürlich Rangnick.

Rangnick ab Sonntag in Österreich 

Der war allerdings in den letzten Wochen aufgrund seiner Aufgabe als Cheftrainer bei Manchester United noch in England voll gefordert. "Wir verstehen, dass wenn du Trainer von Manchester United bist, du bis zum letzten Tag alles geben musst. Wir haben das gut hinbekommen, Lars Kornetka hat da eine Schlüsselrolle gespielt, war hier in Wien, sehr umtriebig und hat ihm berichtet", berichtete Schöttel. Ab Sonntag ist das nicht mehr nötig, da wird Rangnick auch erstmals in Österreich im Trainingscamp in Bad Tatzmannsdorf live zu sehen sein. "Es wird dann vieles einfacher sein", freut sich Schöttel auf diesen Tag.

Viel Trainingszeit bis zum Debüt bleibt dann nicht. Am 3. Juni geht es auswärts gegen Kroatien, ehe es mit dem Heim-Doppel in Wien gegen Dänemark und Frankreich sowie dem Gastspiel bei den Dänen Schlag auf Schlag weitergeht. "Es ist der erste Lehrgang eines neuen Trainerteams. Egal wie der Teamchef heißen würde, es wäre für jeden eine große Herausforderung", betonte Schöttel.

Man wolle dabei gar nicht so sehr auf die Spiele und Ergebnisse schauen. "Wir konzentrieren uns darauf, dass der Beginn funktioniert. Es ist sehr vieles neu, jeder Trainer hat eine neue Herangehensweise. Wir wollen gut in den Lehrgang starten und die Abläufe bestmöglich hinbekommen."

ribbon Zusammenfassung
  • Österreichs Fußball-Nationalteam wird die ersten Auftritte unter Neo-Teamchef Ralf Rangnick in der UEFA-Nations-League in Kroatien sowie gegen Dänemark und Frankreich aller Voraussicht nach ohne Aleksandar Dragovic absolvieren.
  • Im 25-Mann-Kader fehlen auch die verletzten Martin Hinteregger und Florian Grillitsch.
  • Im Tor ist Martin Fraisl, der beim deutschen Bundesliga-Aufsteiger Schalke 04 keinen neuen Vertrag erhielt, neu dabei, er erhielt den Vorzug gegenüber Watford-Reservist Daniel Bachmann.
  • Mit Maximilian Wöber, Gernot Trauner, Andreas Weimann oder Hannes Wolf haben es einige Spieler in den Kader geschafft, die zuletzt unter Franco Foda nicht unbedingt als gesetzt galten.