Waltz als teuflischer "Consultant" auf Amazon
Die Serie beginnt damit, dass der CEO einer finanziell angeschlagenen Handyspielefirma in Los Angeles ermordet wird - und das aus unerklärlichen Gründen. Da taucht am nächsten Tag der exzentrische Konsulent Regus Patoff (Waltz) aus dem Nichts auf. Der Verstorbene hätte mit ihm einen Vertrag verhandelt, sagt er höflich, der besagt, dass er von nun an das Unternehmen leiten wird.
Die Dinge sind zunächst ein bisschen seltsam, aber das ist zu erwarten, wenn ein neuer Chef ankommt. Dann jedoch beginnt Patoff ein Terrorregime aufzustellen, feuert Mitarbeiter, weil sie im Homeoffice bleiben oder "nach verfaulten Blumen riechen" und verlangt von ihnen, dass sie sich im Büro die Schuhe ausziehen. Zwei dieser Mitarbeiter werden von den nicht gerade charismatischen Schauspielern Nat Wolff und Brittany O'Grady gespielt. Ihre Nebenrollen sind nicht besonders brillant geschrieben. Alles dreht sich um den mysteriösen Berater, wer er ist und warum er sich so verhält, wie er es tut.
Waltz hat diese Art von Einschüchterungsroutine inzwischen perfektioniert. Er lässt sein übliches finsteres Charisma spielen - eben genau das, was SS-Standartenführer Hans Landa in "Inglorious Basterds" so köstlich gemacht hat, oder den Kopfgeldjäger Dr. King Schultz in "Django Unchained", oder den James-Bond-Bösewicht Blofeld. Es gibt immer eine sanfte Bedrohlichkeit in allem, was er tut. Es ist zum Markenzeichen des 66-jährigen Schauspielers geworden, und das wird langsam wirklich langweilig. Man wünscht sich, er würde mehr tun als nur die unheimliche Grinsekatze mimen.
Die Serie macht keinen Hehl aus der Tatsache, dass Patoff nicht der ist, für den er sich ausgibt. Er könnte ein Roboter, ein Außerirdischer oder der Teufel höchstpersönlich sein. Die Anspielungen auf seine mögliche diabolische Natur sind ziemlich plump und dick aufgetragen: von faustischen Schnäppchen und Rotlicht bis hin zu gewaltsamen Todesfällen und viel Gerede über die katholische Kirche. Spätestens wenn Elvis "(You're the) Devil in Disguise" singt, hat man verstanden, was die Serienmacher wollen, dass wir glauben. Ob er nur ein höllischer Chef ist, oder tatsächlich aus der Hölle kommt, das ist die Frage.
Basierend auf dem 2015er Roman des in den USA gefeierten Horrorautors Bentley Little wurde diese erste Staffel mit acht halbstündigen Folgen von Tony Basgallop (bekannt für die Serie "Servant") in den Monaten vor dem Start als "schwarze Komödie" von Amazon vermarktet, aber die "The Consultant" ist weder lustig, noch gruselig. Die Romanvorlage beschäftigt sich mit Machtmissbrauch, dem Verschwimmen von Privatsphäre und Arbeitsplatz, und damit, wie weit man gehen würde, um seinen Job nicht zu verlieren.
Es ist ein zynisches Porträt von Corporate America. Vergleiche zwischen der Titelfigur der Serie und einem anderen, sehr realen Unternehmensführer, der derzeit bei Twitter sein Unwesen treibt, werden unzweifelhaft gezogen werden. Aber die Serie ist, das muss gesagt werden, keine besonders unterhaltsame oder raffinierte Gesellschaftskritik. Es ist eine Christoph-Waltz-Show.
Wie viel besser man das machen kann, zeigte im vergangenen Jahr sehr eindrucksvoll Dan Ericksons retro-futuristischer Unternehmensthriller "Severance" (auf Apple TV+). Franz Kafka und George Orwell selbst hätten Mühe gehabt, ein totalitäres Szenario herauf zu beschwören, das so finster an spätkapitalistische Ausbeutung erinnert wie dieses.
(S E R V I C E - www.amazon.de)
Zusammenfassung
- Falsche Höflichkeit und fröhliche Grausamkeit: Der in Wien geborene Christoph Waltz kann das im Schlaf spielen.
- Für die Rolle eines diabolischen Konsulenten, der seine Mitarbeiter demütigt, muss sich der zweifache Oscar-Preisträger nicht viel strecken.
- Aber seine neue Bürosatire "The Consultant", die er auch produziert hat, ist keine besonders unterhaltsame Sicht auf den modernen Kapitalismus.
- Abrufbar bei Amazon Prime Video.