Iran und USA wollen Atomgespräche diese Woche fortsetzen
Iranische und US-Unterhändler hatten sich unter der Führung des US-Sondergesandten Steve Witkoff und Irans Außenminister Abbas Araqchi am Samstag in der Botschaft des Oman in Rom eingefunden. Die Delegationen führten nach iranischen Angaben jedoch keine direkten Gespräche. Sie hätten sich in zwei verschiedenen Räumen in der Residenz des Botschafters des Oman aufgehalten, erklärte ein iranischer Außenamtssprecher. Der Außenminister des Golf-Staates, Badr al-Busaidi, habe die Botschaften übermittelt.
"Die Verhandlungen machen Fortschritte", erklärte Araqchi nach den Gesprächen. "Dieses Mal ist es uns gelungen, ein besseres Verständnis über eine Reihe von Grundsätzen und Zielen zu erreichen", sagte er im iranischen Staatsfernsehen.
Der iranische Außenminister wird nach Angaben seines Ministeriums am Dienstag nach China reisen. Peking ist der wichtigste Handelspartner Teherans und der wichtigste Abnehmer für iranisches Öl. Die Volksrepublik hatte das 2015 abgeschlossene Atomabkommen mit verhandelt, das die Lockerung von Sanktionen im Gegenzug für eine Einschränkung des iranischen Atomprogramms vorsah.
Nach der Aufkündigung internationalen Wiener Abkommens durch die USA 2018 hatte Washington seine Sanktionen wieder eingeführt. Teheran hofft mit den jetzt wiederaufgenommenen Gesprächen mit Washington auf die Aufhebung der Strafmaßnahmen und eine Verbesserung seiner wirtschaftlichen Lage.
Aus US-Regierungskreisen hieß es nach der zweiten Gesprächsrunde am Samstag: "Wir haben sehr guten Fortschritt in unseren direkten und indirekten Diskussionen erzielt". Beide Seiten hätten sich verständigt, ihre Gespräche in dieser Woche fortzusetzen. Die US-Seite hatte bereits zuvor auch direkte Verhandlungen nicht ausgeschlossen.
Teheran verweist jedoch stets auf den indirekten Charakter der Gespräche zwischen beiden Ländern, die seit dem Sturz von Shah Mohammad Reza Phalavi bei der Islamischen Revolution 1979 im Iran und der Geiselnahme in der US-Botschaft in Teheran der keine diplomatischen Beziehungen mehr unterhalten.
Oman Vermittler und Gastgeber
Nach Angaben des Oman wird die dritte Gesprächsrunde wieder in der Hauptstadt des Sultanats, in Maskat, abgehalten. Dort hatte am 12. April die erste Runde der Gespräche stattgefunden. Ab Mittwoch soll es zunächst einen indirekten Austausch "auf technischer Ebene zwischen Experten" geben, sagte Araqchi weiter im Staatsfernsehen. Am Samstag sollen die Gespräche unter Anwesenheit von Araqchi und Witkoff fortgesetzt werden.
Was macht Israel hinter den Kulissen?
Indes warf der Iran Israel vor, die Atomgespräche scheitern lassen zu wollen. Es bilde sich "eine Art von Koalition", hinter der Israel stehe und deren Ziel es sei, "den diplomatischen Prozess zu untergraben und stören", sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Esmaeil Baghaei, vor Journalisten. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte am Samstag beteuert, dass er den Iran davon abhalten werde, Atomwaffen zu entwickeln. Dieses Ziel werde er nicht aufgeben, sagte er in einer Fernsehansprache. "Ich werde davon nicht abweichen, nicht einmal um einen Millimeter", fügte er hinzu.
Westliche Staaten werfen dem Iran, dessen erklärtes Ziel die Vernichtung Israels ist, seit Jahren vor, Atomwaffen zu bauen. Teheran beteuert, sein Atomprogramm diene zivilen Zwecken. Nach der Aufkündigung des Abkommens durch die USA zog sich der Iran schrittweise von seinen in dem Abkommen festgehaltenen Verpflichtungen zurück und fuhr die Anreicherung von Uran hoch.
Bei den neuen Gesprächen hat die iranische Führung die komplette Abwicklung ihres Atomprogramms ausgeschlossen. Auch an der Unterstützung der libanesischen Hisbollah-Miliz und den Houthi-Rebellen im Jemen im Rahmen der vom Iran angeführten sogenannten Achse des Widerstands gegen Israel will Teheran festhalten.
Iranische Medien sahen Teheran nach der zweiten Gesprächsrunde in einer starken Verhandlungsposition. "Die militärische Macht des Iran hat Amerika zu Verhandlungen gezwungen", titelte die konservative Zeitung "Kayhan" am Sonntag. "Die Amerikaner brauchen uns und die Glaubwürdigkeit, die ihnen die Verhandlungen mit dem Iran geben", hieß es weiter.
Zusammenfassung
- Die USA und der Iran haben in Rom bei indirekten Gesprächen Fortschritte über das iranische Atomprogramm erzielt und wollen die Verhandlungen diese Woche fortsetzen.
- Der Iran wirft Israel vor, die Gespräche durch eine Koalition hinter den Kulissen untergraben zu wollen, während Israel betont, den Iran an der Entwicklung von Atomwaffen hindern zu wollen.
- Die nächste Gesprächsrunde wird in Maskat, Oman, stattfinden, wo auch schon die erste Runde der Gespräche am 12. April stattfand.