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Monochrome Figuren in Traumwelt: Op de Beeck in Antwerpen

Heute, 05:00 · Lesedauer 3 min

Eine Reise durch eine Traumwelt, durch eine geheimnisvolle Nachtlandschaft, besiedelt von monochromen Figuren, die durch entsprechende Beleuchtung aus dem Dunkel regelrecht hervortreten, untermalt von einer experimentellen Klangkulisse: Das bietet die Schau "Nocturnal Journey" von Hans Op de Beeck im Königlichen Museum der Schönen Künste (KMSKA) in Antwerpen, der größten Einzelausstellung des Belgiers in seinem Heimatland (noch bis 17. August).

Der 1969 geborene bildende Künstler arbeitet mit unterschiedlichen Materialien wie Holz, Polyester und Gips zur Herstellung seiner oft lebensgroßen Figuren, die wie von Asche überzogen erscheinen. Die Skulptur "Tatiana (Soap Bubble) etwa zeigt ein Mädchen, das eine Seifenblase bläst, "eingefroren" in dem Moment, als sich die Blase (hier aus Glas) zu verflüchtigen scheint. Besucherinnen und Besucher sind eingeladen die Szenen in der Präsentation zu interpretieren.

Ein Gang durch die Präsentation ist ein fast spirituelles Erlebnis, die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen, die Atmosphäre ist geheimnisvoll, melancholisch, mystisch. Die Figuren spiegeln verschiedene Lebensabschnitte, Emotionen und Alltagssituationen wider. "Die Ausstellung lädt zu einer physischen und mentalen Reise durch eine Umgebung ein, die Stille und Meditatives, aber auch Dunkelheit und latente nächtliche Störung in sich trägt", wird Hans Op de Beeck vom KMSKA zitiert.

Immer wieder befinden sich in der Schau Bezugspunkte zur Kunstgeschichte, zu Werken in der Dauerausstellung des Museums. Die Skulptur "Vanitas XL" etwa - ein monumentales Stillleben mit Symbolen der Sterblichkeit inklusive übergroßem Totenschädel - ist von Meistermalern des 17. Jahrhunderts inspiriert. "Hans Op de Beecks Installationen besitzen eine außergewöhnliche Schönheit, offenbaren aber unweigerlich ein unterschwelliges Unbehagen", so Kuratorin Annelien De Troij.

Skelette fahren Karussell

Eindrucksvoll wird diese Aussage vom Werk "Danse Macabre" untermauert, vielleicht das Kernstück der Schau. In einem traditionellen Ringelspiel (in Originalgröße), in der Wirklichkeit bunt und laut, hier in monochromem Grau und in bedrückender Stille, sitzen in feinen Zwirn gekleidete Skelette auf den Kutschen, Hutschpferden usw. Der Wink zu James Ensor oder dem in Mexiko begangenen Tag der Toten ist wohl gewollt, freie Interpretation aber auch hier möglich. Besucherinnen und Besucher sind aufgefordert, in der Begleitbroschüre ihre eigenen Gedanken schriftlich festzuhalten.

Auch wenn die Figuren, wie auch das Reiterstandbild "The Horseman" (mit Äffchen), die Stars der Reise durch die verdunkelten Museumshallen bei Op de Beeck sind, so beeindrucken seine Pflanzen und Miniaturen (wie eine ganze Siedlung auf einem schwarz wirkenden Wasser, die Fenster der Häuser beleuchtet) nicht weniger. "Nocturnal Journey" sollte man sich bei einem Antwerpen-Trip nicht entgehen lassen, eine Ausstellung, die "zum Nachdenken über zutiefst menschliche Gefühle wie Schönheit, Emotionen und alles dazwischen" einlädt, wie es Luk Lemmens, Vorsitzender des Hauses, formuliert.

Zusammenfassung
  • Die Ausstellung 'Nocturnal Journey' von Hans Op de Beeck im Königlichen Museum der Schönen Künste in Antwerpen ist bis zum 17. August zu sehen und zeigt monochrome Figuren in einer geheimnisvollen Nachtlandschaft.
  • Hans Op de Beeck, geboren 1969, verwendet Materialien wie Holz, Polyester und Gips für seine lebensgroßen Figuren, die wie von Asche überzogen erscheinen und verschiedene Lebensabschnitte und Emotionen widerspiegeln.
  • Das Werk 'Danse Macabre' zeigt Skelette in einem traditionellen Karussell und spielt auf James Ensor sowie den mexikanischen Tag der Toten an, während Besucher eingeladen sind, ihre Gedanken schriftlich festzuhalten.