Rammstein: Was vom Skandal bleibt
"Es gibt keine schlechte Presse außer Todesanzeigen." Wenngleich die von Brendan Behan geschaffene goldene Regel für PR zur Floskel verkommen ist, lässt sich die Aussage kaum verneinen.
So auch bei Rammstein und Till Lindemann. Vor gut einem Jahr wurde der Sänger mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Ausgelöst von der Nordirin Shelby Lynn, die nach einem Rammstein-Konzert in Vilnius mit großflächigen blauen Flecken und einen veritablen Blackout im Hotelzimmer aufwachte.
Sie ist der Meinung, dass sie rund um das Konzert und die Partys mit K.O.-Topfen betäubt wurde. Auch von einer unguten Begegnung mit dem Sänger berichtete sie – aber nie, dass sie von Lindemann missbraucht wurde.
Zahlreiche übereinstimmende Berichte
Anschließend meldeten sich zahlreiche Frauen in sozialen und allen anderen Medien. Übereinstimmende Geschichten wurden dutzendfach geschildert, viele beinhalteten auch Missbrauchsvorwürfe. Einzig, kein mutmaßliches Opfer erzählte ihre Erlebnisse der Staatsanwaltschaft.
- Mehr lesen: Rammstein: Das sagen die Fans zu den Vorwürfen
Medienanwälte hingen beschäftigte Lindemann und diese wiederum klagten und klagten - unter anderem bekannte und weniger bekannte YouTuber und renommierte Medien.
Wogegen sie nicht klagten, waren Berichte über das System "Row Zero". Bei diesem System wurden u.a. von einer Frau namens Alena M. gezielt junge Frauen auf Instagram und auch auf Konzerten angesprochen und für private Partys mit Lindemann ausgewählt.. Alena M. hatte und hat in ihrer Instagram-Bio die Beschreibung "Casting Directorin" und "On the tour with Till Lindemann" stehen.
Rammstein selbst erklärte vor etwa einem Jahr gegenüber PULS 24, dass M. nie direkt für Rammstein gearbeitet hätte und sie keinen Zugang mehr zu den Konzerten habe. Das System "Row Zero" soll Geschichte sein, hieß es von Rammstein damals.
Verhöhnung von Opfern
Und auch in den Medien wurde das Thema behandelt. "In TV-Diskussionen ergingen sich Veteranen des Musikbusiness übers Groupietum und verstanden nicht, dass die Vergangenheit vorbei ist", wie "Standard"-Kollege Karl Fluch treffend formulierte.
Video: Pro und Contra: Das System Rammstein - Was ist dran an den Vorwürfen?
Lindemann selbst wusste sich auch in dieser Zeit mit den Vorwürfen zu inszenieren, änderte Textzeilen und verhöhnte Opfer.
Was also bleibt nach einem Jahr? Die Tour ist praktisch ausverkauft, die Staatsanwaltschaften haben keinen Fall und die Behörden in Vilnius geben Lynn selbst die Schuld.
Wer jetzt glaubt, Rammstein wollte Gras über die Sache wachsen lassen, der irrt. Lindemann und weitere Bandmitglieder teilten das Ergebnis der litauischen Behörden ihren Fans via Instagram mit. Skandale und Empörung gehören eben zu Rammstein, wie Feuer und das rollende R.
Zusammenfassung
- Am Mittwoch und Donnerstag spielt die erfolgreichste deutsche Band in Klagenfurt.
- Der Skandal vom vergangenen Jahr hat ihnen nicht geschadet – sie spielen weiterhin damit.