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"Grenzt an Anarchie": Rechter Mob stürmt israelisches Gefängnis

In Israel haben Anhänger ultra-rechter Parteien versucht, eine Militärbasis und ein Gefangenenlager zu stürmen, weil dort israelische Soldaten wegen Misshandlungs-Vorwürfen festgenommen wurden.

Israel hat mit der Untersuchung möglicher Misshandlungen von palästinensischen Gefangenen aus dem Gaza-Krieg begonnen - das weckte allerdings den Zorn von Nationalisten in Israel. 

Wegen des Vorwurfs, dass Soldaten einen palästinensischen Gefangenen misshandelt haben sollen, wurden neun Mitglieder der israelischen Armee festgenommen. Der Palestinian Prisoners Club, eine Organisation zur Überwachung von Gefängnissen, warf den Wärtern des Lagers vor, den palästinensischen Häftling sexuell missbraucht zu haben.

"Dies ist ein neues Vergewaltigungsverbrechen, das von einer Gruppe von Gefängniswärtern an einem Häftling im Lager Sde Teiman begangen wurde", sagte der Leiter der Organisation, Abdullah Al-Zaghari, der AFP.

Proteste gegen Festnahmen

Gegen die Festnahmen gab es jedoch Proteste. Dutzende Demonstranten stürmten israelischen Medienberichten zufolge sogar die Militärbasis. Sie protestierten gegen die Untersuchung, die Soldaten hätten lediglich ihre Pflicht getan.

Finanzminister Bezalel Smotrich, ein Führer des nationalistisch-religiösen Blocks in der Regierung, sagte in einem auf Twitter (nunmehr "X") hochgeladenen Video, die beschuldigten Soldaten sollten als Helden und nicht als Kriminelle behandelt werden.

Zweite Basis gestürmt

Die Soldaten wurden aus dem Lager schließlich nach Beit Lid gebracht, um befragt zu werden. In dieser Militärbasis ist auch die Militärpolizei und einige Militärgerichte stationiert. Doch auch dort drangen Demonstranten ein. 

Ein Fotoreporter hielt die Krawalle fest:

Die Polizei teilte am Montagabend mit, dass sie den Mob zerschlagen habe. In einer Erklärung hieß es, dass "eine Reihe von Bürgern" in den Stützpunkt eingedrungen sei und die Polizei den Mob "innerhalb weniger Minuten zerschlagen" habe. Bei beiden Vorfällen wurden keine Festnahmen bekannt gegeben.

Generalleutnant Herz Halevi verurteilte die Demonstration und verteidigte die Ermittlungen. "Die Randalierer und der Versuch, in die Stützpunkte einzubrechen, ist ein schwerwiegendes Verhalten, das gegen das Gesetz verstößt, an Anarchie grenzt und den IDF, der Sicherheit des Staates und den Kriegszielen schadet", sagte er.

"Genau diese Untersuchungen schützen unsere Soldaten in Israel und der Welt und schützen die Werte der Armee", so Halevi.

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ribbon Zusammenfassung
  • In Israel haben Anhänger ultra-rechter Parteien versucht, eine Militärbasis und ein Gefangenenlager zu stürmen, weil dort israelische Soldaten wegen Misshandlungs-Vorwürfen festgenommen wurden.
  • Das weckte allerdings den Zorn von Nationalisten in Israel. 
  • Die Polizei teilte am Montagabend mit, dass sie den Mob zerschlagen habe.
  • Generalleutnant Herz Halevi verteidigte die Ermittlungen und sagte, das Verhalten der Randalierer "grenzt an Anarchie".