APA/BFKDO AMSTETTEN

Unwetter: Orkanartige Böen, 5-Zentimeter-Hagel, Überflutungen

Am Nachmittag zogen heftige Unwetter über Österreich. Eine Gewitterfront erstreckte sich von Kärnten und der Steiermark bis nach Ober- und Niederösterreich, wo vier bis fünf Zentimeter große Hagelkörner niederfielen. Am Abend traf das Gewitter auch auf Wien - im Westen blieb auch Vorarlberg nicht verschont.

Nach einem sehr heißen Sommertag mit bis zu 34,5 Grad (Hitze-Hotspot war in Bad Deutsch-Altenburg, NÖ) zogen am Freitagnachmittag heftige Gewitter durchs Land. Sie erstreckten sich im Osten des Landes von der Süd- bis zur Nordgrenze. 

Für weite Teile des Ostens gab die Geosphere Austria eine "orange Gewitterwarnung" aus und warnte gebietsweise auch vor Hagel, der mehrere Zentimeter groß werden kann. 

Orkanartige Sturmböen im Waldviertel

Zu einem heftigen Hagel-Unwetter ist es dann am Nachmittag tatsächlich etwa im Waldviertel gekommen, wie auch Aufnahmen aus sozialen Netzwerken zeigten. Feuerwehren rückten etwa in Groß-Siegharts und Dietmanns (Bezirk Waidhofen a. d. Thaya), in Allentsteig und Göpfrtz a. d. Wild (Bezirk Zwettl) sowie in Heidenreichstein (Bezirk Gmünd) aus.

In den Gemeinden Pfaffenschlag, Dietmanns, Groß-Siegharts und Gastern standen laut dem Bezirkskommando Waidhofen a. d. Thaya 15 Feuerwehren mit 125 Kräften im Einsatz, um die Schäden nach orkanartigem Sturm und enormen Regenmengen zu beseitigen.

In Pfaffenschlag wurden Keller von Wohnhäusern unter Wasser gesetzt. Orkanartige Sturmböen ließ einige Dutzend Bäume auf die L8142 stürzen. Auch Hagelkörner von zwei bis drei Zentimetern Größe waren in der Unwetterzelle dabei.

In der Folge traf eine weitere Gewitterfront die Gemeinden Dietmanns und Groß-Siegharts. Wie schon Ende Mai setzte der starke Regenfall die Kellergasse in Dietmanns unter Wasser. Zwei Wohnhäuser waren ebenfalls betroffen. Schlamm wurde auch mithilfe von zwei Baggern entfernt.

Die Wassermassen bewegten sich anschließend über den "Sieghartser Bach" nach Groß-Siegharts. Im Stadtgebiet wurden - wie auch bereits im Mai - eine Tiefgarage und der Hundeausbildungsplatz überflutet. Bei einem Geschäft gab es einen Wassereintritt.

Keller ausgepumpt, Straßen freigeräumt

In ganz Niederösterreich rückten am Abend etwa 200 Feuerwehren aus. Das Landesfeuerwehrkommando sprach von einer "Hundertschaft an Einsatzkräften". Die circa 350 Einsätze waren insbesondere in den Bezirken Amstetten, Melk und Scheibbs. 

Die Bereichsalarmzentrale (BAZ) Amstetten hat laut dem Bezirksfeuerwehrkommando wegen zahlreicher Notrufe das Personal aufgestockt. Einsatzkräfte im gesamten Bezirk waren gefordert. Keller und Gebäude - auch einer Bankfiliale - mussten ausgepumpt, Bäume von Straßen entfernt und Verklausungen von Bächen gelöst werden.

In der Marktgemeinde Wang (Bezirk Scheibbs) wurden auch Dächer vom Hagel zerstört, ebenso in Ertl. Die Hagelkörner waren vier bis fünf Zentimeter groß. Zudem habe es Starkregen und massive Blitze gegeben.

Starkregen und Blitze in Wien

Auch für Wien galt die Wetterwarnung der Meteorologen. Sie empfahlen, Fenster und Türen zu schließen. Es könne phasenweise stark regnen, auch Sturmböen und Hagel seien möglich. 

Am späten Abend gegen 18.30 Uhr traf die Unwetterfront dann auf die Hauptstadt. Starkregen prasselte auf die Wiener Straßen nieder, Hagel blieb in den frühen Abendstunden aber aus.

"Großereignis in Vorarlberg"

Ganz im Westen führten sintflutartiger Regen und Hagel auch in Vorarlberg zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen. 

Betroffen war vor allem das Rheintal, allen voran Lustenau. Die Niederschläge fielen so heftig aus, dass Bäume knickten, Dächer abgedeckt wurden und viele Straßen wegen verstopfter Abflüsse unter Wasser standen. Die Feuerwehren eilten von Einsatz zu Einsatz.

Innerhalb von wenigen Minuten gingen vielerorts über 30 Liter Regen pro Quadratmeter nieder. Bei der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle war von einem "Großereignis" die Rede. 

Rhein-Vorland gesperrt

Am Rhein wurde am Samstagvormittag eine Abflussspitze von rund 1.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde erwartet. Die Schutzdämme des Rheins sind auf 3.000 Kubikmeter ausgerichtet, das entspricht einem 100-jährlichen Hochwasserereignis. Dennoch wurden die Vorländer auf österreichischer Seite von Lustenau bis zur Rheinmündung gesperrt. "Die Bevölkerung wird gebeten, sich nicht in der Nähe des Rheins aufzuhalten, um mögliche Arbeiten der Einsatzkräfte nicht zu behindern. Auch aus Gründen der persönlichen Sicherheit sollen Rheindämme, Vorland und insbesondere die Innenwuhre gemieden werden", hieß es.

Heftige Sturmböen in Kärnten

Auch in Kärnten gab es zuvor heftige Gewitter mit Platzregen und Sturm. In Weitersfeld meldete die Geosphere Windgeschwindigkeiten von 92,2 Stundenkilometern. Auf der Villacher Alpe auf über 2.100 Metern Seehöhe brachte es der Sturm gar auf 115,6 km/h. 

Video: "Dramatische Szenen" - Überschwemmungen in der Steiermark

ribbon Zusammenfassung
  • Am Nachmittag zogen heftige Unwetter über den Osten Österreichs.
  • Eine Gewitterfront erstreckte sich von Kärnten und der Steiermark bis nach Ober- und Niederösterreich und zog Richtung Osten.
  • Zu einem heftigen Hagel-Unwetter ist es am Nachmittag etwa im Waldviertel gekommen.
  • Am späten Abend traf die Unwetterfront dann auf die Hauptstadt. Starkregen prasselte auf Wiens Straßen nieder.
  • Sintflutartiger Regen und Hagel haben auch in Vorarlberg zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen geführt.