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Faktencheck: Herzerkrankungen nach Impfung selten und oft mild

Zuletzt wurden von der Impfgegner-Partei MFG sowie in manchen Medienberichten die Gefahr von Herzmuskelentzündungen durch die Impfung thematisiert. Wie gefährlich sind Herzerkrankungen nach einer Impfung? Der Faktencheck.

Am Donnerstag ist die Impfpflicht vom österreichischen Nationalrat abgesegnet worden. Zugleich wird unter Impfgegnern die Behauptung wieder lauter, dass eine Impfung hohe gesundheitliche Risiken mit sich bringe und vor allem Herzkrankheiten hervorrufen könnte. Hierzu rückte etwa die impfkritische Partei MFG zuletzt Menschen ins Licht, die laut eigenen Angaben unter Impfschäden wie Myokarditis litten. Auch medial waren Impfschäden in letzter Zeit Thema.

Einschätzung: 

Herzerkrankungen als Folge einer Impfung sind möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Das Risiko derartiger Krankheiten ist bei einer Covid-Erkrankung ungleich höher. Wenn Impfungen etwa Herzmuskelentzündungen auslösen, verlaufen diese meistens mild, betonen Experten.

Überprüfung:

Das Risiko einer Herzerkrankung wie Myokarditis aufgrund einer Impfung ist gegeben. Die US-Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) konnte etwa einen Anstieg an Fällen nach mRNA-Impfungen beobachten. Die Impf-Empfehlung der CDC bleibt allerdings dennoch angesichts des seltenen Auftretens und der höheren Risiken durch eine Covid-Erkrankung aufrecht.

"Die Wahrscheinlichkeit für eine Myokarditis nach der Corona-Impfung ist sehr gering", so Bernhard Metzler, Präsident der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG), auf Anfrage der APA. Durch eine Covid-Erkrankung sei das Risiko einer Herzschädigung hingegen um ein Vielfaches höher. Darüber hinaus verlaufe eine Myokarditis als Nebenwirkung der Impfung üblicherweise sehr milde, symptomlos und ohne Relevanz für die Zukunft.

Das geringe Risiko einer Myokarditis sei auch bei anderen Impfungen gegeben, sagte Metzler. Vor allem junge Männer zählten hier zu einer anfälligen Gruppe, da sie sich oftmals nach der Impfung nicht schonen.

Mariann Pavone-Gyöngyösi, Kardiologische Fachärztin auf der MedUni Wien, bestätigt diese Aussagen. Nach einer Covid-Impfung komme es zu einer deutlichen Verringerung des Risikos für Myokardschäden und Myokarditis gegenüber der Coronavirus-verursachten Herzmuskelentzündung. Das höchste Risiko einer impf-assoziierten Myokarditis sei bei Männern im Alter unter 30 Jahren nach der zweiten mRNA-Impfung beobachtet worden, die Inzidenz hätte aber lediglich etwa 0,002 bis 0,004 Prozent betragen. Die spontane Remissionsrate für Impfungs-assoziierte Myokarditis läge außerdem bei mehr als 80 Prozent. Das bedeutet, dass der Großteil aller Erkrankungen rasch und ohne Komplikationen wieder abklingt.

Inzidenz sehr gering

Pavone-Gyöngyösi verweist darauf, dass weltweit bisher nur acht Todesfälle durch eine Covid-19-mRNA-impfassoziierte Myokarditis berichtet wurden. Es seien bis Oktober letzten Jahres insgesamt auch nur rund 3.000 Fälle von impf-assoziierter Myokarditis oder Perikarditis bekannt gewesen. Sie bezieht sich dabei auf CDC-Daten zu einem Zeitpunkt als rund 400 Millionen Impfdosen auf der Welt verimpft worden waren.

Die Deutsche Herzstiftung verweist auf zahlreiche Studien zu dem Thema. Ende vergangenen Jahres habe die Melderate von Verdachtsfällen in Deutschland bei 1,5 Männern bzw. 0,79 Frauen pro 100.000 Impfungen mit Biontech-Impfstoff und 4,6 Männern bzw. 1,28 Frauen pro 100.000 Impfungen mit Moderna-Impfstoff gelegen. Die Myokarditis-Melderate sei zu diesem Zeitpunkt nach einer Booster-Impfung deutlich geringer gewesen als nach der ersten oder zweiten Impfung. Diese Zahlen bestätigt die Herzstiftung in einer aktuellen Aussendung, die auch einen Aufruf enthält, sich gegen Covid impfen zu lassen.

Mehrere Studien etwa aus den USA verweisen darauf, dass es zwar einen Anstieg von gemeldeten Herzkrankheiten nach Impfungen gibt, dieser aber gering ist. Außerdem seien die Verläufe meistens mild. Eine aktuelle Studie aus Dänemark mit ähnlichen Ergebnissen verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass man zudem die Vorteile der Covid-Impfung bei den Ergebnissen miteinbeziehen müsse. Auf die erhöhten Risiken bei einer Covid-Infektion weist auch eine israelische Studie hin.

Kein bestätigter Todesfall in Österreich

Nach Angaben des aktuellsten Berichts des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG), der die Zeitspanne vom 27. Dezember 2020 bis zum 14. Jänner 2022 umfasst, wurden in Österreich bisher 186 Fälle einer Herzmuskelentzündung in zeitlicher Nähe zu einer Covid-Impfung gemeldet. In 70 Fällen konnte der Gesundheitszustand wiederhergestellt werden, 111 Fälle werden noch untersucht.

Vier der 186 Personen sind laut den Informationen in einem Alter zwischen 70 und 90 Jahren an der Herzmuskelentzündung, einer Herzinsuffizienz oder einem Multiorganversagen verstorben. Ein 33-Jähriger mit Myokarditis verstarb ebenfalls in zeitlicher Nähe zur Impfung, hier war die Herzkrankheit allerdings nicht todesursächlich. Ein kausaler Zusammenhang mit der Impfung konnte in all diesen Fällen bisher nicht hergestellt werden.

In ganz Österreich wurden laut BASG bisher nur zwei Todesfälle auf die Impfung zurückgeführt. Bei beiden Fällen handelte es sich aber um keine Herzerkrankungen, sondern um eine Vakzin-induzierte thrombotische Thrombozytopenie (VITT).

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  • Zuletzt wurden von der Impfgegner-Partei MFG sowie in manchen Medienberichten die Gefahr von Herzmuskelentzündungen durch die Impfung thematisiert. Wie gefährlich sind Herzerkrankungen nach einer Impfung? Der Faktencheck.