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Wien Energie: Was man bei der Rabattaktion beachten muss

Wer Strom oder Gas von der Wien Energie bezieht, sollte zur Zeit Post bekommen. Die Preise sinken - allerdings nicht von allein. Wo der Haken liegt und was es zu beachten gilt.

Seit 6. Juli bietet die Wien Energie deutlich billigere Strom- und Gastarife an. Mit bis zu "190 Tagen gratis Strom" und "50 Tagen gratis Erdgas" wirbt der Wiener Landesenergieversorger auf seiner Webseite. Das gilt nicht nur für Neu-, sondern auch Bestandskunden. Es gibt aber auch einen Haken.

Denn die niedrigeren Preise werden den bestehenden Kund:innen nicht einfach verrechnet - sondern man muss aktiv den Vertrag wechseln. Möglich ist das entweder über das Online-Portal der Wien Energie, per Post oder in einer Servicestelle. Zurzeit sollten dazu Informationsschreiben in den Briefkästen der Kund:innen landen. Dieses Angebot kann man als Bestandskunde auch dann annehmen, wenn man eigentlich noch in einem Vertrag mit Bindung steckt. 

Gratis-Energietage machen das Angebot undurchsichtig

Die 190 Tage Gratis Strom gibt es für all jene, die sich beim Vertragswechsel dazu entscheiden, sich für ein Jahr zu binden. Diesen Rabatt eingerechnet, zahlt man dann in Wien beim Tarif "Optima Entspannt" 20,28 Cent pro Kilowattstunde (kWh) brutto - also inklusive Umsatzsteuer und Gebrauchsabgabe.

Hinzu kommen auf der Stromrechnung dann noch eine Grundgebühr und die Netzkosten. In Niederösterreich und im Burgenland weichen die Preise leicht davon ab.

"Durchaus guter" Preis, aber ...

Bei der E-Control sieht man das Angebot grundsätzlich positiv. "Das ist durchaus gut, dieser Preis", sagte etwa E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch im Ö1-"Morgenjournal". Er kritisierte aber auch, dass diese Rabatt-Aktion mit Gratis-Tagen "alles andere als transparent ist". 

"Würde dieser Rabatt wieder wegfallen, kommt man erst recht wieder auf diesen hohen Preis", so Urbantschitsch. Ein Blick auf das Preisblatt des Tarifs zeigt nämlich, dass der Brutto-Strompreis für eine Kilowattstunde Strom eigentlich bei 42,31 Cent (inkl. Umsatzsteuer und Gebrauchsabgabe für Wien) liegt, wenn man die Rabatt-Tage nicht mitrechnet. 

Tarif-Wechsel nach einem Jahr zwingend notwendig

Läuft der Rabatt dann nach 12 Monaten aus, muss man als Kunde also wieder aktiv werden, um keinen extrem hohen Strompreis zu zahlen. Von der Wien Energie war zu hören, dass man den Menschen nach einem Jahr erneut ein Angebot machen werde - das ganze bleibt jedoch kompliziert, mühsam und undurchsichtig. 

AK-Energiepreisexpertin Christina Brichta-Hartmann fordert von den Energieversorgern deshalb Preissenkungen in den Bestandsverträgen, statt neue Verträge anzubieten und mit Rabatten oder Gratisenergietagen zu arbeiten.

Bei manchen Anbietern würden Kunden aber auch ohne Wechsel den günstigeren Tarif bekommen. Die AK appelliere an die Energieversorger, "dass sie klassische, echte Preissenkungen in diesen Bestandsverträgen durchführen", sagte Brichta-Hartmann am Montag im Ö1-"Morgenjournal".

Was soll ich jetzt mit meinem Stromtarif machen? 

Für viele Menschen stellt sich daher die Frage: Was ist jetzt am besten? Grundsätzlich lohnt sich immer ein Preisvergleich. Einfach und unkompliziert geht das zum Beispiel über den Tarifkalkulator der E-Control oder über Vergleichsplattformen wie Durchblicker.

Sollte man sich für das Angebot der Wien Energie entscheiden, empfiehlt es sich, sich eine Erinnerung vor Ende der 12-monatigen Bindung im Kalender zu notieren. Damit kann man von der Rabatt-Aktion profitieren und läuft nicht Gefahr, im kommenden Jahr auf einmal zu viel für Strom zu bezahlen, weil man auf einen Vertragswechsel vergessen hat. 

ribbon Zusammenfassung
  • Wer seinen Strom oder sein Gas von der Wien Energie bezieht, sollte zur Zeit Post bekommen.
  • Die Preise sinken - allerdings nicht von allein. Denn die niedrigeren Preise werden den bestehenden Kund:innen nicht einfach verrechnet - sondern man muss aktiv den Vertrag wechseln.
  • Bei der E-Control sieht man das Angebot grundsätzlich positiv. "Das ist durchaus gut, dieser Preis", sagte etwa E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch im Ö1-"Morgenjournal".
  • Er kritisiert aber auch, dass diese Rabatt-Aktion mit Gratis-Tagen "alles andere als transparent ist". 
  • Was man jetzt am besten machen sollte.