Boltz erwartet "massive Preissenkungen" bei Strom und Gas

An den Energiemärkten entspannt sich die Lage zunehmend. Der ehemalige E-Control-Vorstand Walter Boltz erklärt im Newsroom LIVE, warum es sich nicht nur für einen selbst lohnt, den Anbieter zu wechseln.

Von den sinkenden Preisen bei Strom und Gas bemerken Bestandskund:innen noch nicht viel. Walter Boltz, Regierungsberater und ehemaliger E-Control-Vorstand, erklärt im Newsroom LIVE, dass auch die Preissteigerungen des vergangenen Jahres "nur sehr langsam bei den Haushaltskunden" angekommen seien. Das liege an der langfristigen Beschaffung der Energieversorger.

Unternehmen hätten den Strom "zu einem Teil ziemlich teuer eingekauft" und würden versuchen, diese "Mehrkosten zu verrechnen", so Boltz. Der Wettbewerb zwischen den Unternehmen würde aber "bald zu wirken beginnen". Boltz vermutet, "dass in den nächsten drei bis vier Monaten ziemlich massive Preissenkungen bei sehr vielen Lieferanten einsetzen werden". 

Warum wird Strom und Gas billiger? 

Der ehemalige E-Control-Vorstand nennt mehrere Gründe, warum die Energie jetzt günstiger wird. Einerseits werde schlicht weniger verbraucht, dies sei "durch eine Fülle an Maßnahmen" im Zuge der Energiekrise erreicht worden. 

Zudem sieht Boltz zurzeit eine "gut versorgte Marktsituation". "Es ist relativ windig, es gibt genügend Sonne in guten Teilen Europas." Europa sei es auch gelungen, unabhängiger von russischem Gas zu werden. Österreich bezog im März noch 74 Prozent der Gasimporte aus Russland, in Europa sieht die Situation gänzlich anders aus. Alle EU-Staaten gemeinsam beziehen nämlich nur noch neun Prozent ihres Gases aus Russland. Boltz bilanziert: "Für Europa insgesamt spielt Russland kaum noch eine Rolle". 

Deshalb würde auch ein russischer Gas-Stopp "nicht annähernd so viele Probleme" und nicht solche Preissteigerungen mit sich bringen, wie das noch 2022 der Fall gewesen wäre, ist sich Boltz sicher. 

Warum ein Anbieterwechsel allen hilft

Einige Energieversorger haben bereits Preissenkungen für den 1. Juni oder 1. Juli angekündigt. Nicht nur deshalb lohnt es sich, Preise mit dem Tarifrechner der E-Control zu vergleichen. "Im Moment sind die Unterschiede wirklich sehr groß", sagte der Energiemarktexperte Boltz. Er appelliert an alle, denen ein Wechsel zu aufwändig erscheint: "Bitte einfach wechseln und sich nicht beschweren. Das ist sehr einfach und rasch machbar. Dann wird er einen deutlich günstigeren Preis bekommen". 

Neue Firmen am Markt seien "deutlich günstiger", weil sie im vergangenen Jahr keinen teuren Strom einkaufen mussten. Mit einem Versorgerwechsel kann man aber nicht nur der eigenen Energierechnung helfen, gibt Boltz zu bedenken: "Sobald genügend Leute wechseln, hilft das allen. Dann werden natürlich auch die anderen Unternehmen gezwungen sein, ihren Bestandskunden günstigere Preise anzubieten. Das wird politisch und von der Marktsituation nicht akzeptabel sein, dass man einen so großen Preisunterschied über einen längeren Zeitraum hat". 

ribbon Zusammenfassung
  • Von den sinkenden Preisen bei Strom und Gas bemerken Bestandskund:innen noch nicht viel, erklärt Walter Boltz, Regierungsberater und ehemaliger E-Control-Vorstand, im Newsroom LIVE.
  • Boltz vermutet, "dass in den nächsten drei bis vier Monaten ziemlich massive Preissenkungen bei sehr vielen Lieferanten einsetzen werden". 
  • Der ehemalige E-Control-Vorstand nennt mehrere Gründe, warum die Energie jetzt günstiger wird: weniger Verbrauch, viel Erzeugung durch erneuerbare Energie und geringere Abhängigkeit von Russland.
  • Ein Anbieterwechsel kann nicht nur der eigenen Stromrechnung helfen, so Boltz: "Sobald genügend Leute wechseln, hilft das allen. Dann werden natürlich auch die anderen Unternehmen gezwungen sein, ihren Bestandskunden günstigere Preise anzubieten".