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Warum man die Gasrechnung jetzt genau anschauen sollte

Wer sich nicht mit seinem Gasanbieter auseinandergesetzt hat, könnte derzeit viel zu viel zahlen. Wie man jetzt vor der Heizsaison reagieren kann.

Der Energieexperte und ehemalige E-Control-Vorstand Walter Boltz sieht in Österreich derzeit einen "unterschiedlich bepreisten Markt. Die Kunden, die sich bei den großen Regionalversorgern langfristig gebunden haben, die zahlen momentan ziemlich viel".  Wer sich allerdings in den letzten Monaten einen neuen, günstigen Vertrag gesucht hat, "zahlt sehr wenig". 

Die günstigsten Gas-Tarife würden laut Boltz derzeit bei vier bis fünf Cent pro Kilowattstunde Gas liegen, während die teuersten bei 18 bis 19 Cent kosten würden. 

Im Schnitt deutlich teurer sind regionale Energieversorger, die oft in öffentlicher Hand sind. "Sie könnten sicher mehr machen", so Boltz. Die Bundesländer, die in Besitz der Landesenergieversorger sind, würden vor der Entscheidung zwischen günstigeren Preisen für ihre Bürger:innen oder höheren Dividendenauszahlungen, also Gewinnen im eigenen Budget, stehen.

Während sich vor allem Tirol und Vorarlberg dafür entschieden hätten, die Preise möglichst niedrig zu halten, sei das in anderen Bundesländern nicht der Fall gewesen, so Boltz. 

"Die Kunden haben die Chance. Jeder kann wechseln", meinte der Energieexperte. Es gäbe genug Alternativen am Markt. Am einfachsten findet man diese mit dem Tarifrechner der E-Control. 

Krieg im Nahen Osten: Gaspreise steigen

Nach dem Hamas-Terrorangriff auf Israel sind die Preise für Gas um ein Drittel in die Höhe geschnellt. Die Unsicherheit am Energiemarkt könne laut Boltz dafür sorgen, dass die Preise "vielleicht noch einmal um 20, 30 Prozent steigen können".

Wie stark die Preise wirklich ansteigen, könne jedoch niemand beantworten. Der wirtschaftliche Abschwung in weiten Teilen der Welt wirke eigentlich preisdämpfend, deshalb rechnet der Energieexperte nicht mit weitreichenden Preisexplosionen. "Ich glaube nicht, dass der Preis sich noch einmal verdreifachen wird, wie das im letzten Jahr der Fall war", sagte Boltz am Sonntagabend in der "ZiB 2".

Gas-Unabhängigkeit: Es wird zu wenig getan

Für mehr Unabhängigkeit von russischem Erdgas wird seiner Ansicht nach noch nicht genug getan. Er betonte die Dringlichkeit, in den nächsten Monaten Maßnahmen zu ergreifen, insbesondere vor dem Hintergrund der Ankündigung der Ukraine, ab Ende nächsten Jahres kein russisches Gas mehr durchzulassen.

So gebe es etwa noch keine Bauaktivitäten für eine Gasleitung von Deutschland nach Österreich, und es gebe auch "wenig Bemühungen, alternative Gasmengen nach Österreich zu bekommen". Boltz verwies auf das Beispiel Deutschlands, das einen neuen LNG-Terminal innerhalb nur eines Jahres gebaut habe.

ribbon Zusammenfassung
  • Wer sich nicht mit seinem Gasanbieter nicht auseinandergesetzt hat, könnte derzeit viel zu viel zahlen.
  • Der Energieexperte Walter Boltz sieht in Österreich derzeit einen "unterschiedlich bepreisten Markt. Die Kunden, die sich bei den großen Regionalversorgern langfristig gebunden haben, die zahlen momentan ziemlich viel". 
  • "Die Kunden haben die Chance. Jeder kann wechseln", meinte der Energieexperte.
  • Es gäbe genug Alternativen am Markt.