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Wettbewerbshüter watschen Energieanbieter ab

Die "Taskforce Strom und Gas" nahm sich Österreichs Energieunternehmen zur Brust. Schon im ersten Zwischenergebnis ihrer Untersuchung wurde klar: Die Konzentration in Österreich ist enorm, die Anbieter arbeiten intransparent, der Kundendienst ist schlecht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Preissenkungen zu langsam weitergegeben wurden, Verzerrungen am Markt wurden festgestellt.

Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs kletterten Strom- und Gaspreise in immense Höhen, Anbieter kündigten Verträge, neue abzuschließen ging noch mehr ins Geld. Das rief die Wettbewerbsbehörde und E-Control auf den Plan. Ihre Arbeit ist noch nicht abgeschlossen, das soll erst im Herbst der Fall sein, aber erste Ergebnisse der "Taskforce Strom und Gas" liegen vor. 

Preise zu langsam gesenkt? 

Mit konkreten Vorwürfen und Konsequenzen halten sich die Wettbewerbshüter noch zurück, aber es sei "nicht ausgeschlossen", dass niedrigere Großhandelspreise von manchen Unternehmen zu langsam weitergegeben wurden. Die Behörde sieht jedenfalls enorme Preisunterschiede und eine Flut an Tarifen, die durch Rabatte noch zusätzlich intransparenter werden und dadurch kaum vergleichbar sind. Auch die Teilbetragsvorschreibungen seien intransparent. Näher unter die Lupe genommen wird auch eine mögliche diskriminierende Behandlung von Kunden. 

Kritik kam auch am Kundenservice. Lange Wartezeiten erschweren individuelle Kommunikation enorm. Die Anbieter würden zu wenig Personal dafür abstellen. 

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Alternativanbieter senkten Preise schneller

Aufgefallen ist den Wettbewerbshütern, dass nach Einführung der Strompreisbremse die Gaspreise rascher sanken als die Strompreise. Es wird nun bis Herbst untersucht, ob die Anbieter ihre Marktmacht ausnutzten. Kartellrechtliche Verfahren stehen im Raum, denn "wir sehen allgemein Verzerrungen im Markt". Weitere Daten wurden angefordert. Klar ist aber bereits, dass Alternativanbieter rascher mit attraktiveren Preisen für ihre Kunden herausrückten als die Platzhirsche. 

"Gewisse Auffälligkeiten" gab es, als bekannt gegeben wurde, dass der Stromkostenzuschuss kommt. Gleich mehrere Anbieter erhöhten daraufhin die Preise. Es sei noch Gegenstand der Ermittlungen, ob die Anbieter ihre Marktmacht hier ausgenutzt haben. Es könnte auch einen Zusammenhang zwischen dem Landesrabatt in NÖ und Preisänderungen der EVN gegeben haben. Das sollte, so die Empfehlung, "im Rahmen legistischer Maßnahmen berücksichtigt" werden. 

Enorme Marktkonzentration

Die Marktmachtkonzentration in Österreich ist jedenfalls enorm. Im Burgenland etwa sind 92,4 Prozent der Abnehmer beim gleiche Anbieter, beim Spitzenreiter Vorarlberg sind es sogar 98,7 Prozent. Ganz im Westen versorgen die übrigen 44 Anbieter gemeinsam nur 1,3 Prozent. Die geringste Marktkonzentration ist in Wien, wo immer noch 72 Prozent der Kunden beim gleichen Anbieter sind. 

Willkürliche, überhöhte Preise im Herbst 2022

Im Herbst 2022 sei der Wettbewerb auf den Energiemärkten zum Erliegen gekommen. Neue Verträge wurden zu "Mondpreisen", also willkürlich angesetzten, überhöhten Preisen angeboten. 

Die Wettbewerbsbehörde sieht im ersten Quartal 2023 noch keinen Turnaround und erwartet bei Bestandskunden jedenfalls weiter Preissenkungen, auch die Großhandelspreise sollen weiter sinken. 

Gesetze gefordert

Die Behörde rügte auch die Regierung. Man soll in Zukunft darauf schauen, welche Auswirkungen Maßnahmen auf den Wettbewerb haben, wenn es zu Preisänderungen kommt. Die Wettbewerbshüter raten auch zu klareren Gesetzen und empfehlen einen gesetzlich definierten Krisenrahmen, "wenn Märkte außer Rand und Band geraten". 

ribbon Zusammenfassung
  • "Taskforce Strom und Gas" nahm sich Österreichs Energieunternehmen zur Brust.
  • Schon im ersten Zwischenergebnis ihrer Untersuchung wurde klar: Die Konzentration in Österreich ist enorm, die Anbieter arbeiten intransparent, der Kundendienst ist schlecht.
  • Es ist nicht ausgeschlossen, dass Preissenkungen zu langsam weitergegeben wurden, Verzerrungen am Markt wurden festgestellt.