"Slapstick", "Absurdität" und Personalfragen in der SPÖ
"Weite Teile des Apparats der Bundes-SPÖ" würden nicht funktionieren, führte der Linzer Bürgermeister Klaus Luger die Kritik an seiner Partei weiter. Zum Vorwurf der fehlenden Krisenkommunikation meinte er: "Was sollen sie nach dem Chaos denn noch kommunizieren?"
SPÖ-Nationalratsabgeordneter Kai Jan Krainer wirft ein, dass man die "Kirche auch im Dorf" lassen müsse. Alleine wegen des Wahlchaos - so "unverständlich" das auch sei - sei die SPÖ trotzdem regierungsfähig.
"Jedes Slapstick hat auch ein Drama in sich", kommentiert die Österreich-Korrespondentin der "Süddeutschen Zeitung", Cathrin Kahlweit, die Geschehnisse in Österreichs Politiklandschaft. Die SPÖ tut ihr "auch ein bisschen leid", meinte Kahlweit. Die Partei habe sich "selber alleine gelassen". Auch die Wahlkommission habe man im Regen stehen lassen und niemand aus der Parteispitze habe Verantwortung übernommen.
Personalfragen: Wie werden die Posten nachbesetzt?
Nach der geklärten Chef-Frage sind weitere Posten in der Partei neu zu vergeben. Darauf angesprochen verrät Kai Jan Krainer nicht allzu viel. Wer den Parlamentsklub übernimmt, würde nächsten Dienstag entschieden. Krainer "tippt" jedoch auf eine Frau - da würden mehrere zur Auswahl stehen. Ob es sich dabei um Julia Herr oder Eva-Maria Holzleitner handelt, wollte Krainer nicht sagen.
Beinahe zeitgleich kündigte der neue Parteichef in der "ZiB 2" an, dass bereits am Mittwoch eine interimistische Leitung für die Parteizentrale in der Löwelstraße ernannt werde. Damit dürfte die Frage des Bundesgeschäftsführers bereits zeitnah beantwortet werden.
Machtkampf in der SPÖ "zu spät"
Grundsätzlich sei der Machtkampf in der SPÖ "zu spät" gekommen - Ex-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner sei zu lange "geschont" worden, sagte Kahlweit. Dem pflichtete Luger bei - im Herbst brauche es eine "Richtungsentscheidung" in der SPÖ. Eine frühere Ablöse von Rendi-Wagner wäre für Krainer keine Option gewesen - war man doch mit globalen Themen wie der Corona-Pandemie "beschäftigt".
Die Konfrontation zwischen Babler und Doskozil sei jedoch an "Absurdität nicht zu überbieten" gewesen, resümiert PR-Berater und "Falstaff"-Herausgeber Wolfgang Rosam.
Prozess "nicht ideal", dennoch viel Platz für sozialdemokratische Inhalte
Krainer erkennt in der Parteibasis, dass viele Mitglieder in der Partei für Babler "brennen" würden. Die Stimmung sei so gut, wie er es "schon lange nicht" erlebt habe. "Ich habe meine massiven Zweifel, dass er das Doskozil-Lager in sein Lager bringen wird", zweifelt Rosam, dass die Partei nun wieder an einem Strang ziehen würde.
Senad Lacevic, SPÖ-Bezirkspolitiker und Wahlkampfhelfer von Andreas Babler, sieht auch Positives am Chaos der SPÖ. So sei auch viel über sozialdemokratische Inhalte gesprochen worden, auch wenn der Prozess "nicht ideal war".
Zusammenfassung
- Die Chef-Frage in der SPÖ ist nun endlich geklärt. Wie geht es jetzt mit Parteichef Andreas Babler weiter? Darüber wurde in einem "Pro und Contra Spezial" teils hitzig diskutiert.
- "Weite Teile des Apparats der Bundes-SPÖ" würden nicht funktionieren, führte der Linzer Bürgermeister Klaus Luger die Kritik an seiner Partei weiter.
- Nach der geklärten Chef-Frage sind weitere Posten in der Partei neu zu vergeben. Beim Parlamentsklub "tippt" Kai Jan Krainer auf eine Frau.
- Senad Lacevic, SPÖ-Bezirkspolitiker und Wahlkampfhelfer von Andreas Babler, sieht auch Positives am Chaos der SPÖ. So sei auch viel über sozialdemokratische Inhalte gesprochen worden, auch wenn der Prozess "nicht ideal war".