Signa-Gründer in U-Haft
Gusenbauer über Benko: "Er ist verantwortlich"
René Benko bleibt vorerst in U-Haft, wie vergangene Woche entschieden wurde. Unterdessen kommen mehr Details aus den Ermittlungsakten der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ans Licht.
Interessante Einblicke in die Entscheidungsprozesse innerhalb der Signa kann wohl Alfred Gusenbauer geben. Der ehemalige SPÖ-Kanzler war jahrelang Benkos Stellvertreter im Signa-Beirat, zudem Aufsichtsratsvorsitzender der Signa Prime und der Signa Development – zwei Herzstücke des 1.000-Unternehmen-Komplexes Signa.
Alles lief über Benko
Der Aufsichtsrat hat gegenüber der Geschäftsführung eigentlich eine Kontrollfunktion. Was wusste Gusenbauer? Das wollte die SOKO Signa in einer dreistündigen Befragung wissen, berichtete nun der "Kurier". Der Zeitung liegt das Einvernahmeprotokoll vor.
Und er bestätigt die Vorwürfe, dass Benko auch ohne offizielle Funktion die Kontrolle über die Unternehmen hatte. Bei Prime und Development sei "nichts zur Entscheidung gekommen (...), ohne dass es zuvor von René Benko abgesegnet wurde", wird Gusenbauer aus dem Protokoll zitiert.
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"Weitere Entscheider hat es nicht gegeben", sagte Gusenbauer den Ermittlern. So hätten Aufsichtsrat und Vorstand in der Theorie zwar ein Projekt verwirklichen können, das sei in der Praxis aber "nie passiert", sagte Gusenbauer laut "Kurier".
Video: Prozess gegen Benkos Mutter
Signa-Beirat als Benkos "Bühne"
Der Beirat der Signa war ein informelles Gremium ohne Kontrollfunktion. Und es dürfte vor allem unter der Kontrolle Benkos gestanden sein. "Im Wesentlichen hat René Benko den Beirat nach seinem Gutdünken einberufen", soll Gusenbauer ausgesagt haben. Die Sitzungen seien dann Benkos große "Auftrittsbühne" gewesen, "er hat hier von seinen Visionen erzählt".
Die zwei Geschäftsführer in der Signa Holding hätten laut Gusenbauer auch nichts zu melden gehabt, "da alles René Benko gemacht hat". Bei den Beiratssitzungen beschrieb Gusenbauer die beiden als "Statisten".
Gusenbauer gibt Benko die Schuld
Am Untergang der ganzen Signa gibt Gusenbauer auch in der Einvernahme Benko die Schuld. Die "Schieflage" sei entstanden, weil man das Geld aus dem Immobilien-Geschäft in den Handel gesteckt habe.
Mit dem Milliarden-Deal und der anschließenden Fusion von Galeria Karstadt-Kaufhof und der Möbelkette Kika/Leiner bewies Benko gewiss kein geschicktes Händchen. Beide gingen pleite. "Man hat sich dann eingebildet, dass man Verluste im Handel durch den Einstieg in den Internet-Handel kompensieren könnte", zitiert der "Kurier" aus dem Protokoll.
Die Signa Sports United, unter der mehrere Sportartikel-Onlinehändler gebündelt wurden, rutschte als erstes in die Insolvenz. Im Herbst 2023 blieb eine zugesagte Kapitalspritze der Signa Holding aus. Was damals niemand wusste: Dort war wohl kein Kapital zum Zuschießen mehr übrig. Nur Wochen später implodierte dann die Holding selber.
"Das Problem dabei ist, dass jemand, der in der Immobilien-Wirtschaft durchaus genial war, nicht dasselbe glückliche Händchen im Handel hatte. Die Entscheidung, in den Handelsbereich zu gehen, hat René Benko getroffen." Das Fazit von Gusenbauer: "Genauso wie er verantwortlich ist für den genialen Aufstieg des Immobilien-Unternehmens, so ist er auch verantwortlich für den Niedergang."
Zusammenfassung
- Aussagen von ehemaligen Geschäftspartnern belasten Signa-Gründer René Benko schwer.
- Nun wurde eine weitere bekannt.
- Der langjährige Signa-Funktionär und Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer untermauert mit seinen Aussagen, dass Benko de facto Alleinherrscher bei der Signa war.