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"Shrinkflation": Immer mehr versteckte Preiserhöhungen

Deutsche Verbraucherschützer melden einen neuen Rekord an Beschwerden über versteckte Preiserhöhungen. Anbieter würden ihre Produkte immer häufiger indirekt verteuern, indem in der gewohnten Verpackung weniger Inhalt steckt. Auch in Österreich trifft die Teuerung zwei Drittel der Bevölkerung schwer.

Die allgemeine Teuerung trifft gut zwei Drittel (69 Prozent) der Österreicher hart. Die Preissteigerungen beim Strom und den Lebensmitteln hat auch das Konsumverhalten deutlich geändert. Sprich: Es wird gespart, wo es geht. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstitutes IMAS.

Nur fünf Prozent spüren "gar nichts"

22 Prozent meinten gar, ihr Haushalt sei "sehr stark" von der Teuerung betroffen, 47 Prozent sagten "eher stark". 21 Prozent erklärten, "eher keine" Belastungen zu spüren. Nur fünf Prozent wollen "gar nichts" spüren, fünf Prozent machten keine Angaben.

Auch das Kaufverhalten an sich hat sich bei mehr als der Hälfte der Österreicher verändert. Gefragt, was man konkret umgestellt habe, meinten jeweils 62 Prozent, nun länger und häufiger auf Aktionen zu warten, bzw. überhaupt nur noch nach Sonderangeboten zu greifen.

Während in Österreich die Menschen unter offenen Preiserhöhungen leiden, melden Verbraucherschützer in Deutschland gleichzeitig einen neuen Rekord an Beschwerden über versteckte Preiserhöhungen. Anbieter würden ihre Produkte immer häufiger verteuern, indem in der gewohnten Verpackung weniger Inhalt steckt, der Ladenpreis aber gleich bleibt.

Inflationsrate "bei Weitem" übertroffen

Die Verbraucherzentrale Hamburg und die Stiftung Warentest nannten dafür auch konkrete Beispiele, wie auch der "Spiegel" berichtete. Demnach soll zum Beispiel die Packung des Kakaopulver Suchard Express von 500 auf 400 Gramm geschrumpft sein – damit ist das Produkt nun 25 Prozent teurer. Auch beim Duschgel Duschdas Sport hat sich der Inhalt verringert, es ist damit um 22 Prozent teurer. Die "Mogelpackung des Monats" der Verbraucherzentrale Hamburg ist derzeit die Mundspülung Listerine von Johnson & Johnson: Diese ist um mehr als ein Drittel teurer geworden.

Die meisten der gezeigten Beispiele würden die Inflationsrate "bei Weitem" übertreffen, betont Ina Bockholt von der Stiftung Warentest. In Deutschland lag die Inflation für Lebensmittel im Juli 2023 bei elf Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Inhaltsänderung oft versteckt oder verschleiert

Dieser Trend soll bereits 2022 begonnen haben, so die Verbraucherzentrale Hamburg. Die bestätigten Fälle sollen sich vom ersten auf das zweite Halbjahr fast verdoppelt haben. Während am Anfang noch überwiegend klassische Marken betroffen waren, sind nun immer öfter auch Discounter- und Biomarken betroffen.

Illegal sei die Praxis der Hersteller in der Regel nicht, aber "äußerst intransparent", so die Verbraucherschützer. Oft werde die Inhaltsänderung versteckt oder verschleiert. Zum Teil werde sie zwar kommuniziert, jedoch so, als wäre es ein Vorteil: etwa durch Formulierungen wie "New Size" oder "Neue Form für feineren Genuss".

Diese versteckten Preiserhöhungen fallen unter den Begriff "Shrinkflation". Es handelt sich dabei um eine Zusammensetzung des englischen Wortes "shrink" für "schrumpfen", und dem Wort Inflation.

ribbon Zusammenfassung
  • "Shrinkflation": Deutsche Verbraucherschützer melden einen neuen Rekord an Beschwerden über versteckte Preiserhöhungen.
  • Anbieter würden ihre Produkte immer häufiger indirekt verteuern, indem in der gewohnten Verpackung weniger Inhalt steckt.
  • Auch in Österreich trifft die Teuerung zwei Drittel der Bevölkerung schwer.