Metaller-Streiks laufen: Gewerkschaft droht mit Ausweitung
Es sind die ersten Metallerstreiks seit 2018. Reinhold Binder, Arbeitnehmerverhandler der Gewerkschaft PRO-GE sprach im Ö1-"Morgenjournal" bereits über eine Ausweitung der Streiks. Ab Samstag sei man wieder verhandlungsbereit, dann zu jeder "Tages- und Nachtzeit".
11,6 Prozent mehr
Ein "Teuerungsausgleich ist das Mindeste", sagte Binder. In den Verhandlungen wird von einer rollierenden Inflation von 9,6 Prozent ausgegangen - das ist die durchschnittliche Inflation von September 2022 bis zum selben Monat heuer. Insgesamt wollen die Arbeitnehmervertreter 11,6 Prozent mehr Lohn.
Binder betonte mehrmals, dass die Geschäfte in der Vergangenheit gut gelaufen sind. "Wir kämpfen um das Geld, das bereits am Konto der Firmen angekommen ist."
Metaller zu KV-Verhandlungen: "Find's nicht in Ordnung"
PULS 24 Reporter Patrick Schwanzer hat einen Mitarbeiter der iSi GmbH interviewt.
Arbeitgeber bieten 6 Prozent
Die Arbeitgeberseite wurde und wird hingegen nicht müde, auf die eingetrübte aktuelle Situation und die vorerst schwachen weiteren Aussichten in einer herrschenden Rezession hinzuweisen. Ihr nachgebessertes Angebot für Lohn- und Gehaltserhöhungen fiel den Arbeitnehmervertretern mit durchschnittlich sechs Prozent weiter deutlich zu gering aus, erklärten die Gewerkschaften am Montagabend.
Die Arbeitgeber würden mit dem Angebot "Sand in die Augen streuen", so Binder Dienstagfrüh. Diese sprechen von sechs Prozent plus einer Einmalzahlung von 1.200 Euro netto. Das mache im Durchschnitt plus 8,2 Prozent und bei den untersten Einkommen bis zu 12 Prozent.
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PULS 24 Reporterin Bettina Häberlin hat Menschen in der Innenstadt nach ihrer Meinung zu den Metaller-Streiks gefragt.
Streiks bis Freitag
Nun soll es bis 17. November vorerst in rund 200 Betrieben zu eintägigen Streiks kommen. Binder sagte, man schaue sich heute und am Mittwoch auch die KV-Gespräche weiterer Metallersparten - anderer Fachverbände, das "Hauptmatch" findet quasi in der Metalltechnischen Industrie mit 130.000 Mitarbeitenden statt - an. Das dortige Fortkommen wird das Vorgehen der Gewerkschaften mit beeinflussen.
SPÖ-Chef Andreas Babler sprach den Streikenden auf Twitter (inzwischen X) seine Solidarität aus und schoss zugleich gegen die FPÖ, die würde sich gegen höhere Löhne aussprechen.
https://twitter.com/AndiBabler/status/1724191808329007348
Bei der deutschen Maschinenbaufirma Trumpf in Pasching in Oberösterreich mit dort insgesamt 830 Mitarbeitenden meldeten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Frühschicht dienstbereit, traten aber in den Streik. Am Firmeneingang waren zwei Streikposten stationiert. Arbeiterbetriebsratschef Alfred Sacher sagte dem ORF-Radio: "Die Stimmung ist sehr verärgert. Die Leute haben sich von den gestrigen Verhandlungen einiges erwartet, sind mit den Aufbesserungen der Arbeitgeber nicht einverstanden. Sie werden die Arbeit heute nicht aufnehmen. Der Streik geht bis 22 Uhr."
Einmalzahlungen "Schnittlauch aufs Butterbrot"
Dass die Zeichen gestern von vornherein auf Streik gestanden seien, dementierte Binder im Ö1-Gespräch. "Wir haben sehr intensiv verhandelt, versucht ein akzeptables Angebot zu bekommen." Dass dieses dann "3,6 Prozent(punkte, Anm.) unter der Teuerungsrate" ausgefallen sei, sei "unmöglich, unakzeptabel". "Es ist absolut unfair der Arbeitgeber, Einmalzahlungen bei den Prozent anzurechnen. Das tun wir nicht."
Einmal mehr wiederholte Binder, dass Einmalzahlungen "nur der Schnittlauch aufs Butterbrot" sein könnten. Erstes Streikziel sei nun ein neuer Verhandlungstermin.
Die Vertreter der Metalltechnische Industrie bezeichneten die Vorgangsweise der Gewerkschaften schon in der Nacht zum Dienstag als "verantwortungslos und unverhältnismäßig".
Vorteil des vergangenen Jahres zahlen
Voriges Jahr hätte die Arbeitgeberseite von der Inflationsentwicklung profitiert. "Eigentlich müssten die Arbeitgeber jetzt zahlen, was sie letztes Jahr als Vorteil gehabt haben", sagte Wifo-Experte Benjamin Bittschi kürzlich im APA-Gespräch. Die Arbeitnehmervertreter seien vor einem Jahr in "Vorleistung" gegangen, jetzt müssten die Arbeitgebervertreter in "Nachleistung" gehen, so der Wifo-Experte.
Immer wieder betont der Ökonom auch, dass ein Abschluss unter der Inflation den im kommenden Jahr erhofften Aufschwung abwürgen könnte. Denn bei den Aufschwunghoffnungen spielt der private Konsum eine große Rolle.
Metaller: Streik ist die letzte Wahl
Zusammenfassung
- Am Montag scheiterte die sechste Runde der KV-Verhandlungen, am Dienstag in der Früh streiken die ersten Frühschichten in der Metallindustrie.