APA/HELMUT FOHRINGER

WKO zu Metaller-KV: "Wir sind nicht für Kampf auf der Straße"

In rund 200 Betrieben der Metalltechnischen Industrie wird gestreikt. Verständnis gibt es dafür nicht von Industrie-Spartenobmann Sigi Menz, die Gewerkschaften hätten sich "nicht einen Millimeter" von ihrer Forderung wegbewegt. Die WKO drängt auf einen "Kompromiss" und fordert "kreative Lösungen".

Seit Dienstagfrüh streiken die Metaller, nachdem ein stundenlanger Verhandlungsmarathon am Montag gescheitert war. 

Industrie-Spartenobmann Sigi Menz hält den Forderungen der Gewerkschaft entgegen, dass der Arbeitgeber-Vorschlag für die Metallindustrie "sehr fair" sei. In Anbetracht der "wesentlich höheren" Lohn- und Energiekosten könne man diesen Vorschlag "gerade noch verantworten"

Kein Verständnis für Streik

Für den Streik habe er kein Verständnis, die Gewerkschaft habe sich bei ihrer Forderung von einem Lohnplus von 11,6 Prozent "nicht einen Millimeter bewegt". "Wir sind nicht für Streik, wir sind nicht für den Kampf auf der Straße, wir sind für Gespräche", so Menz. Wichtig sei es, dass die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Österreichs erhalten bleibe.

Auch der Spartenobmann des Handels, Rainer Trefelik, betont, dass man sich die derzeitige Situation "nicht wünsche". "Es verhandelt zwar die Metallindustrie, wir verhandeln am Donnerstag wieder, aber es betrifft alle, den gesamten Wirtschaftsstandort Österreich."

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Handel seit drei Jahren "in der Krise"

Menz rechnete angesichts der Benya-Formel - nach dieser bekommen die Arbeitnehmer die Inflation plus einen Anteil an der Produktivitätssteigerung - vor, dass es bei dieser heuer ohnehin einen negativen Saldo geben müsse, weil die Auftragslage massiv eingebrochen sei. Bei der Herstellung von Waren müsse man heuer von der angewandten rollierenden Inflation von 9,6 Prozent 2,7 Punkte abziehen. "Dann käme man auf Steigerungen von 6,9 Prozent", sagte Menz zum Blickwinkel der Arbeitgeberseite. Er betonte die Gesprächsbereitschaft der Metaller-Fachverbände in der WKÖ.

In keinem der Wirtschaftsbereiche der Spartenobleute seien die Forderungen der Gewerkschaft jedoch so umsetzbar. Die herrschende Rezession sei keine - wie von Wirtschaftsforschern dargestellt - "milde". "Wir sind in einer Vollrezession", sagte Menz.

Im Handel habe es eine "katastrophale Entwicklung" gegeben, seit drei Jahren befinde man sich in der "Krise". Die Gewerkschaft fordert hier eine Erhöhung der Gehälter um elf Prozent, doch "so geht es einfach nicht weiter", meint Trefelik. Klein- und Mittelbetriebe würden aufgrund der Minuszahlen bereits jetzt in "eine Krise schlittern", die vielen "schleichenden Schließungen" seien dramatisch.

"Bisher haben wir (von den Gewerkschaften, Anm.) aber nur ein 'Njet' in sowjetischer Art und Weise gehört, sonst gar nichts", monierte Trefelik. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen brauche es "neue, gemeinsame, kreative Wege".

Massive Auftragsrückgänge erwartet

Ähnliches sagt die Obfrau der Sparte Gewerbe und Handwerk, Renate Schechelbauer-Schuster: "Tatsache ist, dass Lohnerhöhungen nicht vom luftleeren Raum kommen, die müssen einfach finanziert werden und dieses Geld fällt halt nicht vom Himmel, sondern muss jetzt und im kommenden Jahr erwirtschaftet werden. Die große Frage ist: Können unsere Betriebe das in dieser Situation schaffen?"

Scheichelbauer-Schuster verwies auf eine sehr triste Situation in jenen acht Gewerbe- und Handwerksbranchen, die dem Metallgewerbe-KV unterliegen, von der speziell kleine und mittlere Betriebe betroffen seien. Bei den Metalltechnikern gab es laut von der WKÖ bei KMU Forschung beauftragten aktuellen Untersuchung im ersten Halbjahr beim "Auftragseingang/Umsatz (real = mengenmäßig)" ein Minus zum Vorjahreszeitraum von 10,7 Prozent, bei den Spenglern minus 13,5 und bei den Installateuren minus 13,1 Prozent.

Diese Einbrüche seien angesichts bereits geschehener Rückgänge 2022 zu betrachten, betonte Scheichelbauer-Schuster. Und der Ausblick schaue nicht besser aus: "So erwarten etwas mehr als die Hälfte der Metalltechniker Auftragsrückgänge im Ausmaß von durchschnittlich gut 25 Prozent."

Einmalzahlungen als Lösung

Scheichelbauer-Schuster plädiert für "kreative Lösungen", dazu würden Einmalzahlungen zählen, aber auch etwaige Streckungen der Abschlüsse über einen längeren Zeitraum. Mit denen würde man "etwas Gutes tun", fügt auch Menz hinzu.

"Wir müssen schauen, dass wir das Beste für beide zusammenbekommen, ohne die Betriebe zu überfordern", plädiert Trefelik. Die Situation im heurigen Jahr sowie der Ausblick auf 2024 sei für alle "extrem schwierig", es brauche also einen "Kompromiss von beiden Seiten".

ribbon Zusammenfassung
  • Die Metaller streiken, die Wirtschaftskammer tritt vor die Presse: Um 11 Uhr überträgt PULS 24 drei Spartenobleute der WKÖ zum Thema "Österreichs Wirtschaft in Rezession - KV-Abschlüsse mit Augenmaß wichtiger denn je“ .