Melichar: "Poker zwischen Signa und den Gläubigern"
Die Insolvenz der Signa Gruppe rund um Unternehmer René Benko ist nun offiziell. Mit fünf Milliarden Euro Gesamtverbindlichkeiten ist die Signa Insolvenz die größte Pleite in Österreichs Wirtschaftsgeschichte.
"Profil"-Journalist Stefan Melichar klärt im Newsroom LIVE bei Anchor Thomas Mohr auf.
Das Firmengeflecht der Signa sei schon immer intransparent gewesen und von außen schwer durchblickbar. Warum ausgerechnet am Mittwoch der Insolvenzantrag eingebracht wurde, ist unklar. Offen sind die Zukunft der nicht insolventen Signa Prime und Signa Development.
Den Gläubigern der Signa würde eine Quote von 30 Prozent geboten werden, sie würden somit 70 Prozent ihrer Forderungen verlieren. "Im Gegenzug müssen sich die Gläubiger natürlich fragen, ob sie nicht viel, viel mehr verlieren würden, wenn diese Art des Sanierungsverfahrens nicht zum Einsatz kommt. Das ist jetzt ein bisschen der Poker sozusagen zwischen Signa und den Gläubigern", so Melichar.
Rechtliche Konsequenzen für Benko?
René Benko wird selbst nichts verlieren, schätzt Melichar. Keine einzige Immobilie würde ihm selbst gehören und er hatte zuletzt auch keine operative Tätigkeit mehr im Unternehmen, beruft sich Melichar auf Recherchen. Der Tiroler Unternehmer Benko gilt als Milliardär, sein Vermögen ist in Stiftungen geparkt. Melichar ist sich sicher, dass Benko nicht verarmen wird durch die Pleite.
"Aggressiv" aber legal
Auch rechtliche Konsequenzen könne er sich aktuell nicht vorstellen.
Aktuell "liegt nichts Konkretes am Tisch" , so Melichar. Die Signa "aggressiv" expandiert und "nicht nachhaltig gewirtschaftet", aber nichts davon sei verboten oder kriminell, so Melichar. Nun müssen Detailfragen geklärt werden, ob die Insolvenz zum Beispiel rechtzeitig gemeldet worden sei.
Ökonom Leonhard Dobusch über die Signa-Pleite
Kosten für die Steuerzahler?
Es würde bei derart umfangreichen Insolvenzen immer etwas am Steuerzahler hängen bleiben, so Ökonom Leonhard Dobusch vom Momentum Institut.
Im Fall der Signa könnten das die Landesbanken sein, so Melichar. So dürfte die Hypo Vorarlberg, die mehrheitlich im Eigentum des Landes Vorarlberg steht, mit 200 Millionen Euro ein größeres Volumen bei der Signa ausständig haben. Wäre das der Fall, dann würde die Hypo bei einer Gläubiger-Quote von 30 Prozent um die 140 Millionen Euro verlieren.
Zusammenfassung
- 30 Prozent Quote sollen die Gläubiger im eigenverwalteten Sanierungsverfahren in zwei Jahren erhalten.
- Journalist Stefan Melichar klärt offene Frage nach der nun offiziellen Pleite der Signa Holding.
- Auch die Steuerzahler werden indirekt zur Kasse gebeten werden.