APA/GEORG HOCHMUTH

"Betrogen, geschädigt"

Nächster Signa-Investor belastet Benko schwer

19. Feb. 2025 · Lesedauer 4 min

In den Signa-Ermittlungen rund um den in U-Haft sitzenden René Benko häufen sich die Vorwürfe und belastenden Aussagen von einstigen Investoren und Weggefährten. Dazu kommt nun die Einvernahme von Signa-Aktionär Ernst Tanner. Er fühlt sich "betrogen, geschädigt und getäuscht".

Bei den Ermittlern dürften sich mittlerweile die Aktenberge stapeln. Auch mit einer eigenen SOKO Signa wird seit Monaten rund um die milliardenschweren Pleiten im zerbröselten Immobilien-Imperium von René Benko ermittelt. Während Benko selbst seit 24. Jänner U-Haft sitzt, gehen die Einvernahmen weiter. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Wie der "Kurier" berichtet, wurde auch Ernst Tanner von den Ermittlern befragt. Der Schweizer ist Großaktionär und Verwaltungsratsvorsitzender beim Schoko-Konzern Lindt & Sprüngli und er hielt auch einen Anteil an der Signa Holding.

Sein Drei-Prozent-Anteil soll laut Schweizer Medien zu besten Zeiten 150 Millionen Euro wert gewesen sein. Auch er schoss noch Geld nach, als die Signa schon voll auf Kollisionskurs war – wie man später erst erfahren sollte. 

"Betrogen, geschädigt und getäuscht"

Tanner ist wohl nicht gut auf Benko zu sprechen, wenn es nach dem Einvernahmeprotokoll geht, aus dem der "Kurier" zitiert. "Ja, natürlich fühle ich mich betrogen, geschädigt und getäuscht", sagte er am 31. Jänner beim Bundeskriminalamt (BKA).

"Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass René Benko dieses Geld durch mehrere Gesellschaften geschleust und als sein eigenes ausgegeben hat. Das ist für mich ganz klar eine grobe Täuschung und Betrug. Einen möglichen Anschluss als Privatbeteiligter im laufenden Ermittlungsverfahren behalte ich mir daher ausdrücklich vor", zitiert die Zeitung aus dem Protokoll. 

Video: Stiftungsvermögen: Prozess gegen Benko-Mutter

Benko hat "sämtliche Entscheidungen getroffen"

Im Juni 2023 soll Benko ihm Druck gemacht haben, heißt es. Zur finanziellen Stärkung der Signa Holding solle er 2,1 Millionen Euro überweisen. Nach allem, was inzwischen bekannt ist, mussten damals schon kaum mehr zu stopfende Finanz-Löcher verarztet werden. 

Generell gibt auch Tanner zu Protokoll, dass Benko das Zepter fest in der Hand hielt, obwohl er am Papier eigentlich keine offizielle Funktion innehatte. "René Benko hat alle Präsentationen geführt und insbesondere auch sämtliche Entscheidungen in der Signa-Gruppe getroffen", zitiert der "Kurier" den Schweizer Investor. 

"Benko hat aus unserer Sicht zu hundert Prozent die Rolle als Geschäftsführer innerhalb der gesamten Signa-Gruppe innegehabt. Es wurde alles nach seinem Willen entschieden. Die teilweise gegen die Empfehlungen der anderen Gesellschafter der Signa Holding."

Laura-Gruppe machte, "was Benko wollte"

Ähnlich sieht es Tanner bei Stiftungen in Benkos Dunstkreis. Die Ermittler beschäftigt derzeit vor allem die Laura Privatstiftung und die dazugehörigen Firmen, die bisher von der Insolvenzwelle verschont blieben – weil dort Benko auch nichts zu melden haben will, wenn es nach seinen Aussagen geht. Tanner gab jedoch zu Protokoll: "Aus meiner Sicht war die 'Laura-Gruppe' zu keinem Zeitpunkt unabhängig von der Signa. Die Laura-Gruppe führte aus, was Benko wollte.

Auch die Kommunikation sei immer "sehr undurchsichtig" gewesen. Etwa bei einer Finanzspritze für die Signa Sports United (SSU), die im Herbst 2023 die Pleitewelle bei der Signa einläutete. 30 Millionen Euro seien nötig gewesen, die hätte Benko doch aufbringen können, gab Tanner laut "Kurier" zu Protokoll. Doch Benko soll geantwortet haben, das Vermögen gehöre nicht ihm, sondern den Stiftungen, das könne er nicht selber entscheiden. 

"Benko war in jeder Stiftung die leitende Person und hatte das Sagen. Wenn schon nicht auf dem Papier, dann ganz sicher faktisch in der Realität", glaubt jedoch Tanner. 

Zusammenfassung
  • In den Signa-Ermittlungen rund um den in U-Haft sitzenden René Benko häufen sich die Vorwürfe und belastenden Aussagen von einstigen Investoren und Weggefährten.
  • Dazu kommt nun die Einvernahme von Signa-Aktionär Ernst Tanner.
  • Er fühlt sich "betrogen, geschädigt und getäuscht".
  • Benko habe "auch sämtliche Entscheidungen in der Signa-Gruppe getroffen", wird er zitiert.