Protokoll
Benko vor Haftrichterin: Kein Privatjet wegen "Haftübel"
Noch immer ortet die zuständige Richterin bei Signa-Pleitier René Benko Tatbegehungsgefahr. Auch die bislang letzte Haftverhandlung am 7. April verlief nicht zur Zufriedenheit des Ex-Milliardärs.
Der "Krone" liegen die Protokolle vor, in denen es unter anderem um eine Wohnung in der Wiener Innenstadt geht.
Hilfe von "väterlichem Freund"
Benkos Anwalt Norbert Wess fordert weiter die Enthaftung, "allenfalls unter Anwendung gelinderer Mittel". Dem Gericht und der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat er der "Krone" zufolge die Erklärung eines "väterlichen Freundes" vorgelegt.
"Dieser würde Herrn Benko eine Innenstadtwohnung mit 75 Quadratmeter zur Begründung eines Wohnsitzes kostenlos zur Verfügung stellen, damit er sich mit der Verteidigung weiterhin umfassend diesem Verfahren widmen kann, und würde auch für seine laufenden Lebenshaltungskosten aufkommen", so Wess wörtlich.
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Laut den Protokollen erkundigte sich die Richterin nach dem Motiv des "väterlichen Freundes". Dieser sei der Meinung, "dass René Benko das Recht und die Möglichkeit haben muss, dass er sich weiterhin diesen ganzen Vorwürfen mit seiner Rechtsvertretung stellen kann", entgegnet Wess. "Zudem auch aus menschlichen Gründen, er möchte ihn unterstützen."
Außerdem solle Benko "die Möglichkeit eingeräumt werden, dass er den Kontakt zu seinen Kindern hat und auch seine sonstige private Situation bestmöglich für alle Beteiligten in den Griff bekommt und lösen kann. Aus Sicht der Verteidigung liegt keiner der Haftgründe mehr vor."
Benko: Thesen "verwechselt, vermischt, vermengt"
In diesem Moment soll sich Benko zu Wort gemeldet haben. Er habe sich den Protokollen zufolge beklagt, dass die Staatsanwältin "mit irgendwelchen Tatvorwürfen oder Thesen oder Annahmen" um sich geworfen habe, wobei sie selbst "ihre eigenen Thesen wieder verwechselt, vermischt, vermengt" habe. Benko: "Ich könnte Ihnen eine Stunde referieren, warum viele Dinge, die die Staatsanwältin heute gesagt hat (...), nicht stimmen."
Die Richterin hakt schließlich auch in puncto Fluchtgefahr nach. Ob die Laura Gruppe noch einen Privatjet habe oder dieser verkauft worden sei, will sie wissen. "Der ist circa im Sommer 2024 verkauft worden", meint Benko daraufhin. Es habe früher einen Privatjet der Signa Holding gegeben, den der Masseverwalter verkauft habe, und eben jenen Flieger der Laura Gruppe.
Mit Auto statt Flieger nach Innsbruck
Die Richterin weiter: "Sie haben in Innsbruck keinen Privatjet stehen, aber man kann in Innsbruck Privatjets mieten?" Benko: "Ja, man könnte sich einen Privatjet mieten, aber wer fast drei Monate Haftübel verspürt hat, der wird keinen Privatjet mieten." Richterin: "Wie wollen Sie von Wien nach Innsbruck zu den Kindern kommen?" Benko: "Mit dem Auto. Auch nicht über die Grenze, weil es gibt einen europäischen Haftbefehl."
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Auch der Goldbunker Benkos in der Ingbe-Stiftung in Lichtenstein soll der "Krone" zufolge Thema gewesen sein. Wie berichtet verkaufte die Stiftung am 11. März 360 Kilo Gold im Wert von mehr als 30 Millionen Euro. Das Geld soll bei einer Liechtensteiner Bank auf einem Konto gutgeschrieben worden sein, berichten die Medien.
"Sind die gegenständlichen Goldmengen von circa 360 Kilogramm ein Bruchteil der Goldreserve oder ist das der gesamte Goldreservebestand der Stiftung?", fragt die Richterin. Benko daraufhin: "Ich kann es nicht genau sagen. Ich glaube, dass es der Großteil der Goldreserven war."
Ob das Geld auf einem Konto sei, will die Richterin wissen: "Nein. Der Goldpreis hat sich seit dem Ankauf ungefähr verdoppelt. Daher ist es für mich nachvollziehbar, dass der Stiftungsvorstand Gewinne mitnehmen will. Ich weiß es nicht genau."
In diesem Moment soll sich laut Protokoll Benkos Verteidiger Wess eingeschalten haben: "Mir hat der Stiftungsvorstand gesagt, es gibt dazu eine konkrete Veranlagungsstrategie von dem realisierten Geld, die gerade peu à peu passiert, in diversen Wiederneuveranlagungen. Das kann Herr Benko nicht beantworten."
Teure Uhren für kleine Kinder
Die Richterin hinterfragte zuletzt auch Schenkungen, die für sie "nicht nachvollziehbar" seien. "Zu Weihnachten 2021 waren Ihre Söhne etwa sechs und elf Jahre alt und Sie schenken Ihnen jeweils vier hochpreisige Uhren."
Laut Protokoll rechtfertigte sich Benko zusammenfassend damit, dass es "viele solcher Geschenke über viele Jahre hinweg" gegeben habe.
"Es gab nie eine Schenkungsmeldung", so Benko laut Protokoll. "Ich kann nur an Sie appellieren, dass Sie mir die Chance geben, dass ich mich jetzt auf freiem Fuß mit voller Energie auf all diese Vorwürfe konzentrieren kann und mit den Anwälten Tag und Nacht, Montag bis Sonntag zusammenarbeiten kann, dass ich Zugang zu den historischen E-Mails, Kalendereinträgen und Dokumenten habe. Ich bin ansonsten wehrlos mit der Flut an Vorwürfen."
Die Entscheidung der Richterin: "Fortsetzung der Untersuchungshaft wegen Tatbegehungsgefahr".
Video: René Benko, vom Milliardär zum Häftling
Zusammenfassung
- Seit Jänner sitzt Signa-Gründer René Benko in der Justizanstalt Wien-Josefstadt in Untersuchungshaft.
- Alle Anträge auf Enthaftung wurden bislang abgeschmettert.
- Was der Ex-Milliardär vor der Haftrichterin ausgesagt hat.