Dritte Pleite: Galeria will "Befreiungsschlag" von Benko
Am Montag wurden Medienberichte laut, dass die deutsche Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof auch vor der Insolvenz steht, nun wurde der Insolvenzantrag gestellt. Galeria Kaufhof dürfte von den Pleiten im Signa-Konzern von René Benko mitgerissen worden sein.
Für Galeria Kaufhof ist das seit 2020 die dritte Pleite. Am Dienstag wurde der Insolvenzantrag am Amtsgericht Essen eingereicht. Diesmal handelt es sich jedoch nicht um ein Schutzschirmverfahren, sondern um eine Regelinsolvenz.
Wie es mit den mehr als 15.000 Mitarbeitern und 92 Filialen der Kaufhauskette weitergeht, war zunächst unklar.
Alle aktuellen Meldungen rund um Pleiten der Signa und René Benko lesen Sie hier.
"Befreiungsschlag" von Benko
Gegenüber dem "Handelsblatt" sprach Galeria-Chef Olivier van den Bossche von einem "Befreiungsschlag" von der schwer angeschlagenen Signa-Gruppe. "Die Insolvenzen der Signa-Gruppe haben die gute Entwicklung von Galeria konterkariert und bedrohen das Unternehmen", sagte auch der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus.
Demnach sei nicht, wie zunächst angenommen, akute Zahlungsunfähigkeit der Grund für den Insolvenzantrag, sondern die schlechte Fortführungsprognose - wegen der Signa.
Galeria strebe nun einen Eigentümerwechsel an und will sich von Benko befreien. Erste Verhandlungen dazu seien bereits angelaufen. Ein zentrales Problem für die Kaufhauskette sind die viel zu hohen Mieten.
Einige Immobilien selbst sind im Besitz der Signa, Galeria muss Miete zahlen. Medienberichten zufolge sollen die Mieten dieser 18 Standorte aber um bis zu 70 Millionen Euro über dem Marktwert liegen.
Dritte Pleite
Im April 2020 wurde das erste Schutzschirm-Insolvenzverfahren vermeldet, im Oktober 2022 das zweite. Bei der Insolvenz 2020 wurden von den Gläubigern schon Schulden in Höhe von zwei Milliarden Euro erlassen.
In zwei Etappen hat Galeria Kaufhof insgesamt 680 Millionen Euro an Corona-Staatshilfen in Deutschland bekommen. Berichten zufolge gibt es zudem 500 Millionen Euro an Krediten vom Staat, die nicht besichert sind.
Teil des Signa-Geflechts
Galeria Kaufhof gehört über die Signa Retail Selection AG (Sitz in Zürich) zur Signa Holding. Seit 2019 zu 100 Prozent. Auch die Signa Retail steckt in finanziellen Schwierigkeiten, es läuft in der Schweiz ein Sanierungsverfahren.
Über den Grund der Insolvenz wurde zunächst spekuliert, dass die Signa Holding dem Unternehmen Galeria Kaufhof die eigentlich zugesicherten 200 Millionen Euro nicht zahlen kann. So eine zugesagte Finanzspritze, die dann doch nicht kam, hat auch schon die Signa Sports United im Herbst in die Pleite schlittern lassen.
Noch im Herbst zeigte sich der Galeria-Chef van den Bossche in einem Interview mit dem deutschen Handelsblatt optimistisch: Auf die Frage, ob sich Galeria Kaufhof nach der Pleite von Signa Sports Sorgen mache, antworte van der Bossche "Zuerst einmal: Wir sind nicht Signa Sports United. Galeria Kaufhof ist durch den Schutzschirm entschuldet, schlanker und agiler aufgestellt als früher".
Signa Real Estate Management in Konkurs
Das Signa-Firmenkonstrukt bricht immer mehr zusammen. Am Dienstag wurde auch das Konkursverfahren über die 100-prozentige Prime-Tochter Signa Real Estate Management GmbH beim Handelsgericht Wien eröffnet, teilte der Gläubigerschutzverband AKV mit. Es handelt sich um eine Folgeinsolvenz des Signa-Flagschiffes Signa Prime Selection.
Die Frist für die Anmeldung der Forderungen läuft bis 28. Februar. Zum Masseverwalter wurde Günther Hödl bestellt.
Zusammenfassung
- In Deutschland meldete der Kaufhausrise Galeria Karstadt Kaufhaus Insolvenz.
- Für Galeria Kaufhof ist das seit 2020 die dritte Pleite.
- Eigentlich hätte das Unternehmen mit Hilfe von Benkos Signa saniert werden sollen, nun soll es ein "Befreiungsschlag" von Benko werden.
- Ein zentrales Problem für die Kaufhauskette sind die viel zu hohen Mieten, die die Signa verlangt.