APA/HELMUT FOHRINGER

Corona: Österreicher kauften mehr Essen als Bekleidung

Aufgrund der Corona-Krise wurden in Österreich 2020 mehr Lebensmittel als Bekleidung und Schuhe gekauft.

Lockdown, Homeoffice und geschlossene Restaurants führten 2020 dazu, dass die Menschen deutlich mehr im Supermarkt einkauften oder online bestellten. In anderen Branchen des Handels hatten die Maßnahmen genau den gegenteiligen Effekt. Kleidung oder Schuhe blieben wie Blei in den Regalen liegen.

Onlinehandel mit Umsatzzuwächsen

Laut einer Erhebung der Statistik Austria erzielte der Lebensmittelhandel im vergangenen Jahr reale Umsatzzuwächse von 7 Prozent. Abseits der Grundversorgung hingegen sind die Absätze im Handel um 3,9 Prozent eingebrochen. Besonders schwer traf es den Bekleidungs- und Schuhhandel. 

Zu den Gewinnern zählte neben dem Lebensmittelhandel auch der Versand- und Internet-Einzelhandel mit realen Umsatzzuwächsen von fast 17 Prozent. Aber auch Möbel, Heimwerkerbedarf und Elektrowaren waren im Gesamtjahr 2020 sehr gefragt. In Apotheken sowie im Kosmetikhandel gingen die Umsätze in diesem Zeitraum hingegen leicht zurück. Sportartikelhändler oder Buchgeschäfte, die die Statistik im "sonstigen Einzelhandel" zusammenfasst, mussten ebenfalls Umsatzrückgänge hinnehmen.

Händler stehen vor vollen Regalen

Nach sechs Wochen staatlich verordneter Schließungen machen die Geschäfte am kommenden Montag wieder auf. Darin sieht Ernst Gittenberger vom Institut für Handel, Absatz und Marketing der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) allerdings kein "verfrühtes Frühlingserwachen" auf den stationären Handel zukommen. Geschlossene Gastronomie und Maskentragepflicht würden sich negativ auf Kauferlebnis, Verweildauer und Ausgaben auswirken, so der Handelsexperte. Auch würden die hohe Sparquote, hohe Arbeitslosigkeit und die allgemeine Verunsicherung der Konsumenten ebenfalls dagegen sprechen. Als Treiber sieht Gittenberger aber die zu erwartenden hohen Rabatte, zumal die Händler ihre Lager leeren müssen.

Handelsverband: "Wir sind kein Corona-Hotspot"

Rainer Will vom Handelsverband appelliert an die Politik, die Geschäfte nachhaltig offen zu lassen: "wir sind kein Corona-Hotspot". Allein im Handel seien die Arbeitslosenzahlen im Vorjahr coronabedingt um ein Drittel angestiegen. 10.000 Handelsunternehmen seien de facto zahlungsunfähig, 100.000 Jobs in der Branche würden wackeln, sagte Will am Donnerstag in einer Aussendung.

"Jeder dritte Händler ist bereits zahlungsunfähig", sagt Rainer Will vom Handelsverband im PULS 24 Interview.

Selbst wenn die Geschäfte nun am 8. Februar wieder aufmachen, rechnet der Handelsverband mit wöchentlichen Umsatzeinbußen von rund 250 Millionen Euro. Nur ein Teil der Umsatzverluste könne nachgeholt werden, vieles verlagere sich in den Onlinehandel oder sei überhaupt verloren.

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ribbon Zusammenfassung
  • Lockdown, Homeoffice und geschlossene Restaurants führten 2020 dazu, dass die Menschen deutlich mehr im Supermarkt einkauften oder online bestellten.
  • Laut einer Erhebung der Statistik Austria erzielte der Lebensmittelhandel 2020 Umsatzzuwächse von 7 Prozent.
  • Abseits der Grundversorgung hingegen sind die Absätze im Handel um 3,9 Prozent eingebrochen.
  • Handelsexperte Ernst Gittenberger von der Johannes Kepler Universität Linz sieht in der Öffnung der Geschäfte kein "verfrühtes Frühlingserwachen"
  • Rainer Will vom Handelsverband appelliert an die Politik, die Geschäfte nachhaltig offen zu lassen, "wir sind kein Corona-Hotspot". Allein im Handel seien die Arbeitslosenzahlen im Vorjahr coronabedingt um ein Drittel angestiegen.