Nach Militärdienst: Putin begnadigt Kannibalen, Russen empört
Der 33-jährige Russe Nikolai Ogolobjak wurde 2010 wegen Mordes und Entweihung von Leichen zu einer 20-jährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Ogolobjak war Teil einer satanistischen Sekte, die in der Region Jaroslawl nördlich von Moskau ihr Unwesen trieb.
Kannibale im Militärdienst
Gemeinsam mit anderen Sektenmitgliedern soll er vier Menschen enthauptet und anschließend ihre Zungen und Herzen gegessen haben.
Überraschend wurde Ogolobjak inmitten des Ukraine-Kriegs von der russischen Regierung für den militärischen Einsatz freigelassen – eigentlich hätte er bis 2030 im Gefängnis bleiben sollen.
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Etwa 100.000 Häftlinge in der Ukraine
Um ihre Truppen in der Ukraine zu verstärken, rekrutiert die russische Regierung Straftäter aus Gefängnissen. Den Straftätern wird im Austausch für ihren Militärdienst eine Begnadigung versprochen.
So auch bei Ogolobjak – er wurde nach sechs Monaten Wehrdienst in der Ukraine nun entlassen. Der 33-Jährige sei während des Militärdienstes schwer verletzt worden und konnte so wieder nach Russland zurückkehren.
Laut Olga Romanova, der Leiterin einer unabhängigen Gruppe für die Rechte von Gefangenen, soll Russland bisher etwa 100.000 Häftlinge in den Krieg geschickt haben. Tausende seien auf diese Weise wieder ins zivile Leben zurückgekehrt.
https://twitter.com/MykhailoRohoza/status/1726960047215780015?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1726960047215780015%7Ctwgr%5E4221d35f2e4c8c10bc32e416a0a4ccc58e6dac96%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.krone.at%2F3175281
"Unser Präsident hat echt Humor"
Die Ironie daran: Während bei Ex-Häftlingen sechs Monate Kriegsdienst ausreichen, um dann begnadigt zu werden, gibt es für andere Soldaten keine Frist. Der Einsatz der Soldaten, die im Rahmen der Mobilmachung eingezogen wurden, sei laut Kreml erst vorbei, wenn die "militärische Spezialoperation" beendet ist.
Ein Aufschrei kommt diesbezüglich nun von verzweifelten russischen Frauen. Ein "satanistischer Kannibale" sei nach sechs Monaten wieder ein freier Mann, beschwert sich eine Betroffene auf dem Telegram-Kanal "Put domoj" ("Der Weg nach Hause"). "Unser Präsident hat echt Humor", so Angehörige von Soldaten im Netz.
"Man hat uns verarscht und euch wird man auch verarschen", meinen Betroffene. Die Mobilmachung sei ein Fehler gewesen, so einige unter ihnen – "In Russland wird man für Gesetzestreue bestraft".
"Unsere Liebsten wurden in die Ukraine geschickt. Es waren nur leere Versprechen. Viele werden nie mehr nach Hause zurückkehren", beklagen sie sich.
Mittlerweile hätten Angehörige eine Bewegung gebildet, sie fordern die Befristung des Kriegseinsatzes auf ein Jahr. Viele Mitglieder dieser Bewegung seien mittlerweile jedoch Opfer von Repressalien geworden, schreibt auch die "Kronen Zeitung".
"Verbrechen auf dem Schlachtfeld sühnen"
Die Praxis, Häftlinge in den Krieg zu schicken, ist umstritten. Russische Medien berichteten über mehrere Fälle, bei denen entlassene Gefangene nach ihrem Militärdienst wieder schwere Straftaten begingen, darunter auch Morde.
Der Kreml räumte ein, dass Häftlinge rekrutiert werden und sagte dazu: Die Verurteilten könnten "ihre Verbrechen auf dem Schlachtfeld mit Blut sühnen", so die "Moscow Times".
Zusammenfassung
- Sechs Monate musste der verurteilte Kannibale Nikolai Ogolobjak Kriegsdienst in der Ukraine leisten – nun ist er nach dem russischen Gesetz wieder ein freier Mann.
- Der 33-Jährige sei während des Militärdienstes schwer verletzt worden und konnte so wieder nach Russland zurückkehren.
- Dieser Fall und viele Ähnliche scheinen bei den Russ:innen immer mehr für Wut und Empörung zu sorgen.
- "Unsere Liebsten wurden in die Ukraine geschickt. Es waren nur leere Versprechen. Viele werden nie mehr nach Hause zurückkehren", beklagen sich Betroffene.