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Ukraine-Deal muss laut Lawrow noch "feinjustiert" werden

Heute, 04:38 · Lesedauer 5 min

Teile eines möglichen Abkommens zwischen Russland und den USA zur Beendigung des Ukraine-Kriegs benötigen laut dem russischen Außenminister Sergej Lawrow noch eine "Feinjustierung". Lawrow sieht die Verhandlungen auf einem guten Weg. "Es gibt mehrere Anzeichen dafür, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen", so der Chefdiplomat. Man sei bereit für einen Deal. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff traf laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax indes in Moskau ein.

Die USA und Russland hatten den neuen Besuch Witkoffs angekündigt, ohne ein Datum zu nennen. Erwartet werden weitere Gespräche über eine mögliche Friedensvereinbarung im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Witkoff hat sich schon mehrfach persönlich mit Kremlchef Wladimir Putin getroffen und sich im Anschluss an die Unterredungen immer auffällig positiv über ihn geäußert.

Auch US-Präsident Donald Trump zeigt sich zuversichtlich, dass es bald ein Friedensabkommen geben wird. Aus seiner Sicht kommt der Kreml der Ukraine sogar bereits entgegen, indem Russland sein Nachbarland nicht mehr komplett erobern will. "Den Krieg zu beenden und nicht das ganze Land einzunehmen? Ein ziemlich großes Zugeständnis", sagte Trump zu der Frage nach den Zugeständnissen Moskaus in den Verhandlungen.

Das russische Militär kontrolliert seit dem Einmarsch in die Ukraine etwa ein Fünftel des Nachbarlandes - ein Anteil, der sich trotz der anhaltenden Kämpfe in drei Kriegsjahren nur wenig verändert hat. Es deutet also nichts darauf hin, dass die russischen Truppen die Ukraine aktuell komplett einnehmen könnten.

"Wir wollen diesen Krieg beenden, wir wollen ihn schnell beenden. Und ich denke, wir haben große Fortschritte gemacht, und wir werden sehen, was in den nächsten Tagen passiert, denn es werden sehr wichtige Treffen stattfinden", sagte Trump am Rande eines Treffens mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre. Er betonte, dass er "eine Menge Druck" auf Russland ausübe.

Selenskyj schließt Gebietsabtretungen aus

Russland fordert allerdings einen Verzicht der Ukraine auf die bereits 2014 von Moskau annektierte Halbinsel Krim und vier weitere Regionen - als einen Weg, um Frieden zu schließen in dem Krieg, den Moskau seit mehr als drei Jahren gegen das Nachbarland führt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Gebietsabtretungen an Russland unter Verweis auf die Verfassung seines Landes kategorisch ausgeschlossen. Zudem wies er auf die Krim-Erklärung der USA von 2018 hin, in der Russland zum Rückzug von der völkerrechtlich zur Ukraine gehörenden Krim aufgefordert wird.

"Die Ukraine wird immer im Einklang mit ihrer Verfassung handeln, und wir sind absolut sicher, dass unsere Partner - insbesondere die USA - sich an ihre starken Entscheidungen halten werden", sagte Selenskyj in einer auf Telegram und auf der Plattform X veröffentlichten Mitteilung.

Angriffe auf Ukraine gehen weiter

Derweil attackiert Russland die Ukraine unvermindert weiter. Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe in der Nacht auf Freitag mit 103 Drohnen angegriffen. Flugabwehreinheiten hätten 41 Drohnen abgeschossen, weitere 40 Drohnen seien durch elektronische Störmanöver umgeleitet worden, teilt die Luftwaffe auf Telegram mit. In den Regionen Charkiw, Sumy, Tscherkassy, Donezk und Dnipropetrowsk seien durch die Angriffe Schäden entstanden. Dem Gouverneur der Region Dnipropetrowsk zufolge stieg die Zahl der Todesopfer in der Stadt Pawlohrad auf zwei. Acht Menschen seien verletzt worden.

In der Nacht zuvor waren bei Luftangriffen auf die Hauptstadt Kiew mindestens zwölf Menschen gestorben. Auch Trump kritisierte das Vorgehen. "Wladimir, STOPP!", schrieb Trump teils in Großbuchstaben auf seiner Plattform Truth Social an den russischen Präsidenten Wladimir Putin gerichtet. Die Angriffe seien nicht notwendig und kämen zu einem sehr schlechten Zeitpunkt.

Die russischen Streitkräfte haben dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj zufolge ihre massiven Luftangriffe am Donnerstag als Ablenkung für Bodenangriffe gestartet. Sie hätten verstärkt versucht, vor allem im Front-Abschnitt Pokrowsk im Osten voranzukommen, teilt Selenskyj am frühen Freitagmorgen auf Telegram mit. Diese Angriffe seien aber abgewehrt worden.

Ersten ukrainischen Erkenntnissen zufolge setzte Russland dabei eine ballistische Rakete aus nordkoreanischer Produktion ein. "Wenn sich die Information über die Produktion dieser Rakete in Nordkorea bestätigt, dann wird das zu einem weiteren Beweis für das verbrecherische Bündnis von Russland und Pjöngjang", schrieb Selenskyj. Die ukrainischen Geheimdienste würden alle Details überprüfen. Bisher seien die Angaben zur Herkunft der Rakete noch vorläufig.

NATO-Chef Rutte lobt Trump für seine Rolle

NATO-Generalsekretär Mark Rutte sagte nach einem Treffen mit Trump im Weißen Haus, dass er Russland als langfristige Bedrohung sehe. "Wir alle in der NATO sind uns einig, dass Russland die langfristige Bedrohung für das NATO-Gebiet und das gesamte Euro-atlantische Gebiet darstellt", sagte er. Angesprochen auf ein mögliches Friedensabkommen zwischen Russland und der Ukraine sagte Rutte mit Blick auf Moskau, dass "etwas auf dem Tisch" liege. Der Ball sei nun auf Russlands Seite.

Positiv äußerte sich Rutte zu US-Präsident Trump und der Rolle der USA bei den Gesprächen. Er habe nicht den Eindruck, dass sich die US-Regierung aus den Verhandlungen über ein Ende des russischen Angriffskriegs zurückziehen würde. Trump habe eine Blockade gebrochen, unter Trumps Führung könnten die Verhandlungen zu einem "positiven Ende gebracht" werden.

Trump erneuerte seine Kritik an der "unfairen" Lastenteilung in der NATO. Die USA zahlten "weit mehr als ihren fairen Anteil", sagte der Republikaner. Oft habe es so ausgesehen, als zahlten die Vereinigten Staaten "hundert Prozent", betonte er.

Rutte traf in Washington überdies US-Verteidigungsminister Pete Hegseth. Er habe mit dem Pentagonchef erörtert, wie eine "stärkere, gerechtere und tödlichere NATO sichergestellt" werden könne, schrieb er danach im Onlinedienst X. Das Treffen diente nach NATO-Angaben der Vorbereitung des Bündnisgipfels im Juni in Den Haag.

Zusammenfassung
  • Russland und die USA arbeiten an einem Friedensabkommen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs, das laut Sergej Lawrow noch Feinjustierungen benötigt.
  • Der US-Sondergesandte Steve Witkoff ist in Moskau eingetroffen, um die Verhandlungen voranzutreiben, und hat sich positiv über Kremlchef Wladimir Putin geäußert.
  • US-Präsident Donald Trump zeigt sich optimistisch über ein baldiges Abkommen und sieht Zugeständnisse seitens Russlands, das etwa ein Fünftel der Ukraine kontrolliert.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lehnt Gebietsabtretungen ab und verweist auf die Verfassung und die Krim-Erklärung der USA.
  • Russland setzt seine Angriffe auf die Ukraine fort, darunter ein Drohnenangriff mit 103 Drohnen, von denen 41 abgeschossen wurden.