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Mordversuch-Prozess nach Schüssen in Wiener Park

Heute, 10:24 · Lesedauer 3 min

Nach den letztjährigen gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Tschetschenen und Syrern bzw. Afghanen in Wien müssen sich ab Montag zwei Tschetschenen wegen versuchten Mordes am Landesgericht verantworten. Die Männer im Alter von 29 und 31 Jahren sollen an einer Schießerei im Anton-Kummerer-Park in Brigittenau beteiligt gewesen sein. Die Verhandlung ist auf zwei Tage anberaumt. Die Urteile sollen am 7. Mai fallen.

Dem 31-Jährigen wird vorgeworfen, am 5. Juli 2024 mit einer Pistole zumindest sechs Mal in Tötungsabsicht auf fünf Kontrahenten gefeuert zu haben, ohne diese zu treffen. Ursprünglich war der Mann festgenommen worden, weil er Landsleute mit seinem Pkw an den Tatort gebracht hatte, wobei sich im Kofferraum des BMW X5 Waffen, darunter zumindest eine Pistole, befanden. Erst im Zuge der weiteren Erhebungen kam die Staatsanwaltschaft zum Schluss, dass der Mann, der zuletzt als Projektmanager gearbeitet hatte, nach gemeinsamer Absprache mit dem Zweitangeklagten und einem noch unbekannten Dritten hingefahren war und selbst geschossen haben soll.

Der 29-Jährige soll in Kenntnis des Tatplanes den Hauptangeklagten begleitet, sich am Tatort ebenfalls bewaffnet und die im Park befindlichen Syrer attackiert haben. Laut Anklage habe er den 31-Jährigen "zumindest psychisch bei dessen Schussabgaben bestärkt".

Die Kugeln verfehlten die Syrer nur knapp. Zwei von ihnen wurden jedoch durch von Fahrzeugen abprallende Projektile verletzt. Der eine erlitt eine vier Zentimeter messende Projektsplitterverletzung im Bereich der Brustbeinspitze, der andere eine oberflächliche Rissquetschwunde am rechten Oberschenkel.

Ein Mann, der im Zusammenhang mit dem inkriminierten Mordversuch zunächst als dritter Tatbeteiligter gegolten hatte und seit Ende August in U-Haft gesessen war, wurde dagegen am 31. Dezember enthaftet. Ihm konnte kein Tatbeitrag nachgewiesen werden, wiewohl er sich am Tatort befunden haben soll. Er ist nun als Zeuge geladen.

Die Angeklagten haben bisher zu den Vorwürfen geschwiegen. Davon dürften sie in der Hauptverhandlung abrücken, wie ihre Verteidiger Florian Kreiner und Alexander Philipp zuletzt andeuteten.

Von Syrern niedergestochener Tschetschene dürfte Konflikt befeuert haben

Den heftigen Konflikten soll ein am 3. Juni 2024 im Arthaberpark in Favoriten angeblich von Syrern niedergestochener und lebensgefährlich verletzter Tschetschene vorangegangen sein. Das sorgte für Zündstoff. Im weiteren Verlauf kam es am 1. Juli in der Dopschstraße in Floridsdorf zu einer Auseinandersetzung. Den Höhepunkt des Konfliktes lieferten sich die rivalisierenden jungen Männer dann am Wochenende vom 5. bis 7. Juli bei nächtlichen Gewalteskalationen. Mehrere teils bewaffnete Männer gingen zuerst am 5. und 6. Juli in Brigittenau im Bereich Anton-Kummerer-Park/Klosterneuburger Straße, dann nur einen Tag später beim Bahnhof Meidling aufeinander los.

Insgesamt sieben Personen wurden im Zuge der wochenlang anhaltenden Bandenkämpfe in der Bundeshauptstadt verletzt, vier davon schwer. Der letzte Vorfall ereignete sich am 10. Juli beim Bahnhof Floridsdorf.

Zusammenfassung
  • Zwei Tschetschenen im Alter von 29 und 31 Jahren stehen wegen versuchten Mordes nach einer Schießerei im Anton-Kummerer-Park vor Gericht. Der 31-Jährige soll sechs Schüsse abgegeben haben, ohne jemanden zu treffen.
  • Bei den Auseinandersetzungen wurden insgesamt sieben Personen verletzt, darunter zwei Syrer, die durch abprallende Projektile verletzt wurden. Die Urteile im Prozess werden am 7. Mai erwartet.
  • Die gewalttätigen Konflikte zwischen Tschetschenen, Syrern und Afghanen in Wien eskalierten nach einem Vorfall im Juni 2024, bei dem ein Tschetschene von Syrern niedergestochen wurde.