KZ-Gedenken in Gusen soll angemessen gestaltet werden
Die Verankerung im Gedenkstättengesetz des Ankaufs des ehemaligen Nebenlagers und dessen Weiterentwicklung sei auch Teil des Regierungsprogramms, erinnerte Karner nach der Regierungssitzung. Den Masterplan für den Umgang damit will der Innenminister am Donnerstag präsentieren. Es handle sich jedenfalls um ein Projekt, "das sich über viele Jahre erstrecken wird".
2024 sollen die zugekauften Grundstücke in die Zuständigkeit der Gedenkstätte Mauthausen übergehen, berichtet deren Leiterin Barbara Glück bei der Vorab-Präsentation des Masterplans Mittwochabend in St. Georgen an der Gusen. Ab 2026 sollen dann die landschaftsgestalterischen und baulichen Maßnahmen auf Basis eines Gestaltungswettbewerbs erfolgen. Sie rechnet damit, dass die Umsetzung acht Jahre dauern wird, allerdings sollen Teilbereiche bereits vorher fertig sein.
Die künftige Gedenkstätte teilt sich in drei Bereiche: das Areal rund um den ehemaligen Appellplatz, die Stollen und das Memorial. Für das Areal "Appellplatz" schlägt der Masterplan einen Ankunftsbereich und Vermittlungsangebote vor. Dafür wird ein neues Gebäude in Bereich des ehemaligen "Ziergartens" angedacht, für die SS-Baracken werden orts- und themenspezifische Vermittlungsangebote empfohlen, es solle aber auch "Platz für Leere" bleiben. Beim "Schotterbrecher" werden wohl nur die freiliegenden Teile im Erdgeschoß zugänglich sein. Die Trasse der Schleppbahn, die zwischen Lager und Stollen verkehrte, soll durch eine Ausstellung oder Intervention sichtbar gemacht werden. Das bereits bestehende Memorial soll eine neue Zugangssituation bekommen, die Ausstellung neu kuratiert werden. Bei der Stollenanlage wir überlegt, sie zumindest teilweise begehbar zu machen.
Im Rahmen eines Beteiligungsprozesses mit Stakeholder-Interviews, Infoveranstaltungen, Workshops etc. wurde seit Mitte 2022 an einem Masterplan gearbeitet, der nun weiteren Detailplanungen zugrundeliegen soll. In seine Entwicklung wurden Überlebende ebenso eingebunden wie internationale, nationale und regionale Gedenkinitiativen, diplomatische Vertretungen der Opferstaaten sowie die lokale Bevölkerung. Als wichtige Punkte kristallisierte sich in diesem Prozess heraus, dass man "ein gutes Miteinander zwischen der Bevölkerung und den Gedenkstättenbesuchern" sicherstellen müsse, Gusen zu einem internationalen Gedenkort werden und als Ergänzung zur Mauthausen gesehen werden soll. Der künftige Gedenkort solle alle Opfergruppen gleichwertig repräsentieren, junge Menschen werden als wichtige Zielgruppe gesehen. Notwendig wird zudem ein Verkehrskonzept sein.
Im KZ Mauthausen und seinen mehr als 40 Nebenlagern wurden zwischen 1938 und 1945 etwa 190.000 Menschen gefangengehalten, rund 90.000 überlebten nicht. Im Nebenlager Gusen, wo 71.000 Gefangene aus fast 30 Nationen interniert waren, von denen etwa 36.000 zu Tode kamen, waren die Bedingungen besonders hart. Die Gefangenen mussten unter dem Tarnnamen "Bergkristall" eine Stollenanlage für die Rüstungsindustrie errichten. Nach der Befreiung wurde das Lager abgetragen, Wohnhäuser wurden gebaut. Die Sowjets versuchten die Stollenanlage zu sprengen, was nur teilweise gelang.
Das Gedenken konzentrierte sich nach dem Krieg auf das Zentrum des ehemaligen Hauptlagers Mauthausen. Gusen geriet zunehmend in Vergessenheit. Das sorgte in den vergangenen Jahren zunehmend für Kritik. Vor allem Polen - Heimatland vieler Opfer - machte Druck für ein würdigeres Gedenken. 2021/22 erwarb die Republik Österreich mehrere Grundstücke im Bereich des ehemaligen KZ Gusen I. Darauf befinden sich zwei ehemalige SS-Gebäude, der Schotterbrecher und Teile des ehemaligen Appellplatzes. Ebenso kaufte Österreich ein Grundstück im Eingangsbereich des Stollensystems "Bergkristall" in St. Georgen an der Gusen. Das "Jourhaus", der ehemalige Eingangsbereich des Lagers, ist aber nach wie vor in Privatbesitz.
Zusammenfassung
- In den vergangenen zwei Jahren hat die Republik Österreich Grundstücke am Areal des ehemaligen KZ Gusen in Langenstein angekauft.
- Im Rahmen eines Beteiligungsprozesses unter der Federführung der KZ-Gedenkstätte Mauthausen wurde ein Masterplan erarbeitet, der als Grundlage für einen oder mehrere Wettbewerbe zur Neugestaltung einer künftigen Gedenkstätte dienen soll.
- Nach der Befreiung wurde das Lager abgetragen, Wohnhäuser wurden gebaut.