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Lukaschenko will Prigoschin-Tötung verhindert haben

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko habe nach eigenen Angaben den russischen Präsidenten Wladimir Putin von einer Tötung des aufständischen Söldner-Anführers Jewgeni Prigoschin abgehalten.

So überraschend wie es anfangs aussah, dürfte der Aufstand der Wagner-Söldner in Russland nicht gewesen sein. Laut "New York Times" wusste ein General sicher davon, weitere könnten die Planung unterstützt haben: Der stellvertretende Oberbefehlshaber der russischen Invasionstruppen in der Ukraine, Sergej Surowikin, soll vom bevorstehenden Aufstand der Söldner-Gruppe Wagner gewusst haben.

In US-Regierungskreisen soll man nun laut dem Medium versuchen herauszufinden, ob Surowikin Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin bei der Planung der Rebellion unterstützt habe. Zudem könnten auch andere Generäle Prigoschin unterstützt haben.

Machtpolitische Degradierung? 

Luftwaffengeneral Surowikin war im Oktober zum Oberbefehlshaber der russischen Truppen im Ukraine-Krieg ernannt worden, ehe er nach Kritik wegen militärischer Rückschläge im Jänner von Generalstabschef Waleri Gerassimow abgelöst und zu dessen Stellvertreter degradiert wurde. Unter Experten wurde auch gemutmaßt, dass Surowikin als Befehlshaber in der Ukraine zu viel Einfluss gewonnen haben könnte.  

Lukaschenko will Tötung verhindert haben

Indes habe der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko nach eigenen Angaben Putin von einer Tötung des aufständischen Söldner-Anführers abgehalten. Er habe bei seinem Gespräch mit Putin herausgehört, dass die Meuterer "ausgelöscht" werden sollen, sagte Lukaschenko laut Staatsmedien. Er habe Putin vorgeschlagen, nichts zu überstürzen und mit Prigoschin und seinen Befehlshabern zu sprechen.

Putin habe dies zunächst als "sinnlos" abgetan, sagte Lukaschenko bei einem Treffen mit Armee-Offizieren und Journalisten am Dienstag. Er habe dem russischen Präsidenten aber geraten, "über den Tellerrand hinauszuschauen", und gewarnt, dass die Beseitigung Prigoschins zu einem umfassenden Aufstand seiner Söldner führen könnte.

Lukaschenko soll offiziellen Angaben zufolge den Abbruch des Marschs der Söldner-Gruppe Wagner auf Moskau vermittelt haben. Putin sicherte Prigoschin und seinen Kämpfern überraschend Straffreiheit und den Gang ins Exil nach Belarus zu, nachdem er zuvor noch ankündigt hatte, die Meuterei mit aller Entschlossenheit niederzuschlagen und sie mit den Kriegswirren der Revolution von 1917 und dem anschließenden Bürgerkrieg verglich. Prigoschin flog am Dienstag von Russland nach Belarus. Lukaschenko kennt Prigoschin seit langem und ist ein enger Verbündeter Putins.

Öffentlicher Machtkampf

Prigoschin hatte sich über Monate einen öffentlichen Machtkampf mit Gerassimow und Verteidigungsminister Sergej Shoigu geliefert. Er hatte sie wegen militärischer Misserfolge scharf kritisiert und ihnen Inkompetenz vorgeworfen. Dagegen hatte er sich über Surowikin, der von russischen Medien wegen seiner ihm unterstellten Rücksichtslosigkeit in früheren Kriegen in Syrien und Tschetschenien "General Armageddon" genannt wurde, lobend geäußert.

Surowikin hatte die Wagner-Söldner bereits kurz nach Beginn ihres Aufstands am Freitag öffentlich aufgefordert, ihre Rebellion und den schließlich am Samstag abgebrochenen Marsch auf Moskau aufzugeben. Prigoschin und seinen Söldnern wurde nach einer Vereinbarung zum Ende des Aufstands von Präsident Wladimir Putin Straffreiheit zugesichert. Er ist nun im Exil in Belarus.

ribbon Zusammenfassung
  • So überraschend wie es anfangs aussah, dürfte der Aufstand der Wagner-Söldner in Russland nicht gewesen sein.
  • Laut "New York Times" wusste ein General sicher davon, weitere könnten die Planung unterstützt haben.
  • Indes habe der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko nach eigenen Angaben den russischen Präsidenten Wladimir Putin von einer Tötung des aufständischen Söldner-Anführers abgehalten.